Kuss der Nacht - Band 02
bin. Was ihr nicht wisst, und was ich auch erst kürzlich erfahren habe, ist, dass der Vampir, der meine Mutter vergewaltigt hat, Dons Bruder ist.«
Don war eindeutig wenig erfreut darüber, so bloßgestellt zu werden, aber ich ignorierte ihn einfach.
»Könnt ihr euch noch an Liam Flannery aus New York erinnern? Mit richtigem Namen heißt er Ian, und er hat Bones erschaffen. Meinen Vater Max ebenfalls. Auch das ist Don seit Jahren bekannt - und genau deshalb sind wir auf ihn angesetzt worden. Seit meiner Auseinandersetzung mit Ian, durch die er erfahren hat, dass ich ein Mischling bin, will er mich unbedingt zu seinem neuesten Spielzeug machen. Bones zufolge würde Ian nicht davor zurückschrecken, mir nahestehenden Personen zu schaden, um mich unter Druck zu setzen. Es gibt eine Möglichkeit, ihn loszuwerden, ohne ein massives Blutbad anzurichten, aber sie ist gefährlich.«
Jetzt kam der schwierige Teil. Eigentlich hatte ich vorgehabt, Ian allein zum alles entscheidenden Duell herauszufordern, aber Bones war der Meinung gewesen, er würde ablehnen. Nein, Ian musste das Gefühl haben, die Situation zu kontrollieren, und es gab nur eine Möglichkeit, das zu garantieren.
Bones schnaubte entnervt und sprach an meiner Stelle weiter. »Also, damit Cat den Spieß umdrehen kann, muss Ian fest davon überzeugt sein, etwas gegen sie in der Hand zu haben. Eine wertvolle Geisel, um genau zu sein. Da Ian ein kluger Kopf ist, wird er wohl kaum jemanden umbringen, der ihm einen Verhandlungsvorteil einbringt, aber garantieren lässt sich das nicht. Cat wird den Freiwilligen retten und dann Ians Wachleute selbst als Geiseln nehmen, um Ian das Versprechen abzuringen, sie in Zukunft nicht mehr zu belästigen. Schwört Ian den Bluteid, ist er aus vampirischer Sicht daran gebunden und würde sein Gesieht verlieren, wenn er seine Leute aus reiner Vergnügungssucht nicht auslöst. Aber bis Cat eintrifft. . kann niemand für die Sicherheit des Freiwilligen garantieren.«
Als Bones zu Ende gesprochen hatte, trat Schweigen ein. Tate brach es als Erster.
»Wäre der Vampir dann nicht mehr hinter dir her, Cat? In dem Fall kannst du auf mich zählen.«
Don hüstelte ein wenig unsicher. »Es muss doch eine andere Möglichkeit geben . .«
»Ich bin bereit, querida«, sagte auch Juan. »Dieser Pendaho bekommt gleich zwei Würmer an den Haken; macht einen besseren Eindruck.«
»Ich bin auch dabei«, kam es von Cooper. »Wer will schon ewig leben? Jesus, Maria und Josef, beinahe hätte ich ein paar Tränchen verdrückt. Wie unprofessionell.«
Bones blockte Dons Einwände barsch ab.
»Immer mit der Ruhe, alter Knabe. Das sind erwachsene Männer, und sie haben die letzten Jahre auch nicht im Streichelzoo verbracht, oder? Außerdem war mir klar, dass keiner der Jungs einen Rückzieher machen würde, und ich kenne sie erst seit kurzem. Wie konnten Sie nur etwas anderes erwarten?«
»Cat, du kannst meine drei besten Teammitglieder unmöglich auf ein solches Himmelfahrtskommando schicken! Kommen sie um, können wir unsere Mission vergessen, und zwar endgültigl«
Zur Bekräftigung ließ Don die Faust auf den Schreibtisch krachen. Bones sah ihn mit Augen an, in denen kein bisschen Grün zu sehen war.
»Entscheiden Sie hier und jetzt, was Ihnen wichtiger ist. Ihre Nichte. . oder diese Männer und damit Ihre Mission. Jeder hat Lebensentscheidungen zu treffen. Das ist Ihre.«
»Sie sind schließlich keine Opferlämmer«, fügte ich hinzu. »Keine bloßen Lockvögel
- sie sind Trojanische Pferde. Wer auch immer sie bewacht, wird keine Ahnung haben, wie stark sie sind. Sie verfügen über langjährige Erfahrung im Kampf gegen Vampire, Don. Wäre ich nicht davon überzeugt, dass sie der Situation gewachsen sind, würde ich sie nie als Freiwillige akzeptieren.«
Don warf mir einen wütenden Blick zu. Ich hielt ihm ohne Mühe stand. Auch Dons Reaktion hatte Bones vorhergesehen.
Mein Vorgesetzter sah als Erster weg. Als er sprach, war seine Stimme heiser.
»Ich bete zu Gott, dass dein Vertrauen zu dieser Kreatur sich nicht als unbegründet erweist. Wenn er ein falsches Spiel mit dir getrieben hat, müssen wir alle es ausbaden. Hoffentlich steht sein Können seiner Arroganz in nichts nach.«
Vier von vier möglichen Stimmen. Bones lächelte triumphierend. »Keine Bange, Kumpel. Das ist kein Trick, und mein Können steht meiner Arroganz durchaus in nichts nach. Immerhin hatte ich Sie gleich richtig eingeschätzt. Cat war sich sicher, Sie würden
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