Kusswechsel
Schulbus.
Grandma erwartete mich schon an der Haustür. »Rate mal, wer da ist«, sagte sie.
»Sally.«
»Er ist hergekommen, weil er sich so darüber gefreut hat, dass die Anklage gegen ihn fallen gelassen wurde. Außerdem hat er uns sehr geholfen, weil, Valerie ist nämlich noch hier, und wir haben uns überlegt, was für Kleider die Brautjungfern tragen sollen. Valerie ist für rosa, aber Sally meint, es sollte eine herbstliche Farbe sein, weil wir doch gerade Herbst haben.«
Valerie war in der Küche und saß mit dem Baby am Tisch, das in einem Tragebeutel um ihren Hals baumelte. Meine Mutter stand am Herd und kochte Tomatensoße.
Sally saß Valerie gegenüber. Mit seinen langen schwarzen Haaren sah er aus wie eine Mischung aus Medusa und Howard Stern. Er trug ein Mötley Crüe-T-Shirt, Jeans mit Löchern an den Knien und Cowboyboots aus rotem Echsenleder.
»He, vielen Dank. Sie haben erreicht, dass die Anklage fallen gelassen wurde«, sagte Sally. »Ich habe einen Anruf vom Gericht erhalten. Und danach hat Sklar bei mir angerufen, damit ich mit dem Anwalt auch nicht weiter gegen ihn vorgehe. Zuerst wusste ich gar nicht, was ich sagen sollte, aber dann habe ich einfach mitgespielt. Das war echt gut.«
Ich tat den Käse und das kalte Fleisch in den Kühlschrank und setzte mich zu den anderen an den Kaffeetisch.
»Ich bin froh, dass das geklappt hat.«
»Wie findest du die Idee mit den Kleidern?«, wollte Valerie von mir wissen.
»Willst du wirklich so ein großes Hochzeitsfest?«, fragte ich sie. »Das ist ganz schön viel Arbeit, und es kostet nicht gerade wenig. Außerdem, wer sollen denn die Brautjungfern sein?«
»Du bist natürlich Ehrenbrautjungfer. Dann hätten wir noch Loretta Stonehouser und Rita Metzger und Margaret Durski als Brautjungfern. Und die beiden Mädchen wären die Brautengel.«
»Ich überlege gerade: Kürbis wäre doch eine schöne Farbe für die Kleider der Brautjungfern«, sagte Sally.
Ich schnitt mir ein breites Stück Kuchen ab. Ich hatte einen Haufen Kuchen nötig, um die Idee mit den Kürbiskleidern zu verdauen.
»Weißt du, was wir brauchen?«, fragte Grandma. »Wir brauchen einen Hochzeitsberater. Wie in dem Film mit Jennifer Lopez, in dem sie die Hochzeitsberaterin spielt.«
»Ein bisschen Hilfe wäre nicht schlecht«, sagte Valerie.
»Ich schaffe es einfach nicht, mich um alles zu kümmern. Aber einen eigenen Hochzeitsberater kann ich mir nicht leisten.«
»Ich könnte bei den Vorbereitungen helfen«, schlug Sally vor. »Zwischen meinen Busfahrten habe ich genug Zeit.«
»Sie wären der ideale Hochzeitsberater«, sagte Grandma.
»Sie haben ein gutes Gespür für Farbe, Sie haben Ideen und Sie kennen sich mit diesem Jahreszeiten-Zeug aus. Auf Kürbis als Farbe für die Festkleidung wäre ich nie gekommen.«
»Also abgemacht. Sie sind mein Hochzeitsberater«, sagte Valerie.
Der Blick meiner Mutter schweifte sehnsüchtig Richtung Speisekammer. Vielleicht ging sie im Kopf den Vorratsbestand durch, aber ich vermute eher, dass sie an die Whiskeyflasche hinter dem Olivenöl dachte.
»Was macht eigentlich die Wohnungssuche?«, fragte ich Valerie. »Erfolg gehabt?«
»Ich hatte nicht allzu viel Zeit, mich damit zu beschäftigen«, sagte sie. »Aber ich verspreche dir, dass ich bald mit der Suche anfange.«
»Meine Wohnung fehlt mir manchmal.«
»Kann ich verstehen«, sagte Valerie. »Tut mir wirklich Leid, dass es so lange dauert. Vielleicht sollten wir wieder hierher zu Mom und Dad ziehen.«
Ich sah, wie sich der Rücken meiner Mutter, die vor dem Herd stand, versteifte. Erst der Hochzeitsberater und jetzt das.
Ich schnitt mir noch ein Stück Kuchen ab und lief davon.
»Ich muss gehen. Joe wartet.«
Joe und Bob saßen auf dem Sofa und guckten fern. Ich stellte meine Tasche auf dem kleinen Tisch im Flur ab und ging mit der Einkaufstüte in die Küche. Dort schmierte ich erst mal Sandwichs und schaufelte ein paar Löffel von dem Kartoffelsalat auf den Teller.
»Ich habe mir überlegt, ein Kochbuch zu kaufen«, sagte ich zu Morelli, als ich ihm den Teller reichte.
»Oh«, sagte er. »Das ist ja eine schöne Überraschung.«
»Sandwichs und Pizzas hängen mir allmählich zum Hals raus.«
»Kochbuch? Das hört sich wie eine echte Herausforderung an.«
»Das ist es nicht«, sagte ich. »Das ist ein Kochbuch für Dumme. Da lernt man nur, wie man Hühnchen oder Rindfleisch und so brät.«
»Müssen wir deswegen heiraten?«
»Nein.« Du liebe Güte!
Bob aß sein
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