Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
gelandet?«
    »Ein Irrer auf seinem Motorrad … «
    Sie begann gackernd zu lachen. »Ach, ihr Ärmsten. Martin le Maniaque hat euch mitgenommen? Hopp, kommt hoch, ich bringe euch zur Straße.«
    Traktorfahren hatten wir beide auch noch nicht in der Schule des Lebens. Immerhin war es deutlich bequemer als der Ritt mit dem manischen Martin.
    Danach hatten wir sogar prompt Glück. Eine junge Frau in einem ebenfalls aus Wellblech bestehenden Automobil, das von seiner Physiognomie an eine Ente erinnerte, bot uns an, uns direkt in die Innenstadt von Brest zu bringen. Das Gefährt war geradezu spartanisch zu nennen, die Sitze kaum mehr als stoffbespannte Gartenstühle, die Armaturen beschränkten sich auf das Allernotwendigste, durch die Rostlöcher im Boden konnte man den Asphalt sehen. Und in Kurvenlage schaukelte das Ding wie ein Boot auf stürmischer See. Nicht nur ich fühlte mich grün um die Nase, Reb erging es ebenso. Mademoiselle aber beherrschte ihr Schiff und brachte uns sicher in die Hafenstadt.
    So blickten wir dann also in der Mittagszeit zu der alten Festung hoch, die über dem Hafen thronte. Passanten wimmelten um uns herum, schenkten uns aber keine Aufmerksamkeit. Der Geruch von irgendetwas Gebratenem wehte mich an, und mein Magen knurrte.
    »Können wir etwas essen, Reb?«
    Er schnüffelte ebenfalls. »Wär nicht schlecht. Komm, da drüben ist ein Bistro.«
    Die Gerichte, die man hier anbot, waren mir fremd. Aber ich war so hungrig, dass ich meine Prinzipien vergaß und nicht auf vegetarischer Kost bestand. Mit unerwartetem Genuss stopfte ich langes Brot mit einer Wurst aus Fleisch in mich hinein und trank den allgegenwärtigen Cidre dazu. An den hatte ich mich inzwischen gewöhnt.
    Danach ging es mir erheblich besser, vor allem weil ich mir an dem Becken in der Toilette endlich den Staub abwaschen konnte. Reb hatte schon nach dem Weg zu der Adresse gefragt, bei der er den Impfstoff abliefern sollte. Gut gelaunt schlenderten wir durch die Straßen, und bald standen wir vor der Tür eines mehrstöckigen, überaus hässlichen Gebäudes, in dem sich unter anderem eine Arztpraxis befand.
    Eine müde aussehende Frau in einem weißen Kittel saß hinter einer Theke aus dunklem Holz und fragte nach unseren Wünschen.
    »Ich habe Nachrichten für Doktor Grenouille, Madame.«
    Sie musterte uns für meinen Geschmack viel zu lange. Schließlich sagte sie: »Nennen Sie mir Ihre Namen, Monsieur.«
    »Reb Ridder und Princess La Cabra.«
    Sie stand wortlos auf, ging um die Theke herum und verschwand hinter einem Paravent.
    »Nicht eben sehr umgänglich«, knurrte Reb.
    »Warte doch mal, wie die Ärztin ist.«
    »Ärztin? Wieso Ärztin?«
    »Ja, was denn sonst … «
    Okay, es könnte auch ein Arzt sein. Ungewöhnlich, aber hier nicht ausgeschlossen. In NuYu gab es außer einigen sehr wenigen auf besondere Männerkrankheiten spezialisierte Mediziner nur Frauen in diesem Beruf. Männer waren einfach nicht so geeignet für Heiltätigkeiten. Klar, in der medizinischen Technik, da, wo keine Patientenkontakte stattfanden, gab es sie auch. Aber hier befanden wir uns in der Praxis eines Hausarztes, wie mir schien.
    Reb hatte recht, Dr. Grenouille war ein Mann. Ein hochgewachsener, doch leicht gebeugter Herr, dessen rötliche Haare sich bereits lichteten. Auch er trug einen weißen Kittel über einer blauen Hose, und tatsächlich ein Ding namens Stethoskop um den Hals, wie die Ärzte es vor über hundert Jahren noch verwendet hatten.
    Er lächelte uns weit freundlicher an als Madame.
    »Ich habe einige Minuten Zeit bis zum nächsten Patienten. Wenn Sie mir folgen wollen?«
    Wir betraten ein kleines, unordentliches Büro, er setzte sich hinter den Schreibtisch und wies auf zwei harte Holzstühle.
    »Eine Nachricht haben Sie also für mich.«
    »Eine aus La Capitale.«
    »Eine lange Reise für eine Nachricht.«
    Reb stellte den Rucksack zwischen seine Füße und kramte den Metallkoffer heraus, den Cam ihm mitgegeben hatte.
    »Sind wir nicht angekündigt?«
    »Doch, das sind Sie. Wenn auch mit etwas kryptischen Worten. Aber manches geht in der Übermittlung natürlich auch verloren. Ich hatte andere Kuriere erwartet. Berichten Sie mir.«
    Wieder lauschte ich Rebs präziser, kurz gefasster Meldung über eine möglicherweise bevorstehende Seuche und den Impfstoff gegen die manipulierten Masernviren.
    »Exzellent zusammengefasst, Monsieur Ridder. Dieser Koffer enthält also das Material, gut. Hoffen wir, dass es nicht zum Einsatz

Weitere Kostenlose Bücher