Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne
eine arge Last sein.«
»Unglücklicherweise ist das so. Die Verfluchten zeichnen sich tatsächlich häufiger als gewöhnlich durch Schönheit des Körpers aus. Als wolle uns Morphor dadurch noch strenger in Zucht nehmen.«
So weit, dass ihr euch dafür verstümmeln würdet, geht ihr aber doch nicht
, dachte Gaidaron gehässig.
Schmutz lässt sich auch abwaschen.
»Ich muss Euch jetzt erklären, wie die Zeremonie ablaufen wird. Ihr müsst Euch alles merken und genau befolgen, sonst wird der Dämon nicht erscheinen.«
Tiyamanai nickte. »Ich höre.«
»Ich werde jetzt diesen Altarraum für die Beschwörung vorbereiten. Ihr dürft bleiben, aber kein Wort sagen. Danach werde ich den Dämon anrufen. Dazu muss es völlig finster sein, nur eine Kerze darf brennen. Die zwölf Brüder müssen anwesend sein, wenn der Dämon erscheint. Sie sind doch gefesselt?«
»Ja natürlich.«
»Gut. Mit Euch sind es dreizehn. Einer von euch muss dem Dämon das Opfer bringen, das er verlangt.«
»Was für ein Opfer?« Tiyamanai war sichtlich beunruhigt.
»Er wird einem von euch das antun, was er am meisten fürchtet. Nackt wird er auf dem heiligen Altartisch liegen und dort vom Dämon vergewaltigt werden. Ihr dürft selbst entscheiden, wer sich dazu bereit erklärt, allerdings rate ich dazu, dass Ihr Euch selbst zur Verfügung stellt, denn Ihr seid der Hüter des Tempels, und Euer Opfer ist somit das größte und wird am erfolgreichsten sein.«
»Von einem Dämon?«, stammelte Tiyamanai. »Werde ich von seinem Feuerstrahl nicht sterben?«
»Nein. Er wird dir nicht ersparen, diesen Akt noch viele Male in deinem Leben ertragen zu müssen. Aber das verwerfliche Ding wird dem eines normalen Mannes gleichen, denn der Dämon weiß, dass dich sein dreizackiger Speer zerreißen würde.«
Gaidaron sah, wie Tiyamanai unter seiner Schmutzkruste erbleichte. »Ich bin dazu bereit.«
Er zündete eine Kerze an und stellte sie auf den Sockel der Statue. Dann holte er aus seiner Tasche einige Gerätschaften. Feuerstein und Zunder, eine Flasche mit heiligem Wasser, Schüsseln, einige Beutelchen und diverse Tonfiguren, die verschiedene Tierköpfe trugen. Das Wasser goss er in eine Tonschüssel und bestrich die Tonfiguren damit. Zu jeder murmelte er einen Spruch und verteilte sie jeweils in den Winkeln des Tempels.
»Sie dienen der Entfernung jeglichen Unheils aus diesem Raum. Außerdem wird der Dämon durch sie daran gehindert, über uns herzufallen und uns alle zu vertilgen«, erklärte Gaidaron.
Nachdem er alle Figuren verteilt hatte, leerte er den Inhalt der Beutelchen in eine metallene Schüssel. Es handelte sich um verschiedenfarbige Pulver.
»Ihr könnt jetzt Eure Brüder holen.«
Tiyamanai eilte, um dem Befehl nachzukommen. An Händen und Füßen gefesselt, schlurften zwölf Männer herein. Gaidaron befahl ihnen, sich in einiger Entfernung in einem Halbkreis aufzustellen.
»Entkleidet Euch nun, Tiyamanai, und legt Euch rücklings auf den Altar. Ich werde jetzt den Dämon beschwören. Danach werde ich mich zurückziehen, denn er erscheint nicht, wenn sein Beschwörer sich mit ihm zusammen im selben Raum aufhält.«
Tiyamanai gehorchte. Zitternd legte er alle Kleider ab. »Für diese Buße werde ich am silbernen Brunnen der sieben höchsten Freuden sitzen dürfen«, flüsterte er. Dann legte er sich auf den Altar.
Gaidaron setzte die Schüssel auf dem Boden ab und hob die Arme. »Ich rufe Savaron, den Geflügelten, Nirgal, den Menschenfresser, die geschwänzte Spinnenfrau, den Knochenfresser und den rotäugigen Totenvogel. Ich rufe und befehle euch, sucht euren Meister und verkündet ihm, er solle im Tempel des Morphor erscheinen. Und ich rufe dich selbst, Dämon! Ich spreche deinen Namen aus. Dreimal spreche ich ihn aus: Xandrael. Xandrael. Xandrael!«
Dann schlug er Feuer, ließ den brennenden Zunder in das Pulver fallen und wich ein paar Schritte zurück. Eine Stichflamme schoss zischend empor, eine Rauchsäule erhob sich und verbreitete sich rasch im ganzen Raum. Die Flamme sank rasch in sich zusammen, und nur noch die Kerze spendete mattes Licht.
Tiyamanai zitterte, und doch erfüllte ihn das Kommende mit lasterhafter Neugier. Eine Weile tat sich nichts. Doch dann näherte sich ein schwarzer Schatten und mit ihm ein fahles, grünes Leuchten. Es sah aus wie menschliche Knochen und schien wie ein Skelett durch einen schwarzen Körper zu schimmern. Tiyamanai schloss entsetzt die Augen. Ein Körper legte sich schwer auf ihn. Als
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