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Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Titel: Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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gehört. Aber ich mache mir Sorgen um Laila.«
    »Das brauchst du nicht. Sie hat sich bestimmt den anderen angeschlossen. Die Tiere sind schlauer als du denkst.«
    »Ich ärgere mich doch nur, dass wir jetzt die Taschen selbst schleppen müssen«, grinste Jaryn und stapfte voran.
    Der herangewehte Sand war tief und das Fortkommen beschwerlich. Dennoch kamen sie den rötlichen, teilweise stark zerklüfteten Wänden des Ferothisgebirges immer näher. Wie eine zinnengekrönte Burgmauer ragten sie in den blauen Himmel, als wollten sie ein geheimnisvolles Königreich vor Eindringlingen schützen. Der Gedanke, dass sie Zarador dereinst bewacht hatten, erschien keineswegs abwegig.
    Die Hitze des Tages verbrachten die beiden im Schatten eines Felsüberhangs. Am späten Nachmittag, als die untergehende Sonne die Felsen blutrot färbte, standen sie andächtig davor und bestaunten die flammenden Rottöne und die violetten Schlagschatten. Doch so großartig diese Kulisse auch sein mochte, so war sie doch auch wild und mächtig und versperrte ihnen den Durchgang. Thorgan kannte sicher den Pfad, der übers Gebirge führte, wenn er denn die Absicht hatte, auf die andere Seite zu gelangen. Sie hatten immer wieder nach ihm und seinen Männern Ausschau gehalten, aber es fand sich keine Spur von ihnen.
    Unvermutet tat sich vor ihnen eine Senke auf. Sie glich einem lang gestreckten Tal, das sich am Fuße des Gebirges hinzog. Mitten hindurch floss ein kümmerliches Rinnsal, an dessen Ufern einige Büsche und ein paar Palmen wuchsen. Flache, aus gelbbraunem Lehm erbaute Häuser säumten die Hänge. Sie hatten das erste Dorf erreicht. Sehr vorsichtig näherten sie sich der Ansiedlung. Immer im Schutze von Felsen schlichen sie an ihrem Rand entlang. Die Gassen wirkten wie ausgestorben. Thorgan und seine Männer konnten nicht hier sein, zehn Dromedare wären ihnen aufgefallen. Etwa eine halbe Stunde beobachteten sie das Dorf, doch als sich nichts rührte und die Sonne bereits hinter den Berggipfeln versank, wagten sie sich hinunter.
    Es kam ihnen merkwürdig vor, dass niemand auf den Gassen zu sehen war. Nicht einmal spielende Kinder, Hunde oder Hühner. Auf einem Platz fanden sie einen Brunnen, doch als sie ihn näher in Augenschein nahmen, fanden sie ihn halb mit Sand gefüllt. Hier holte niemand mehr Wasser. Caelian sah Jaryn mit großen Augen an. »Ich fürchte, hier wohnt keiner mehr, das Dorf scheint verlassen zu sein.« Jaryn nickte. Sie gingen jetzt von Haus zu Haus. Die meisten Türen fanden sie unverschlossen, einige hingen windschief in den Angeln und klapperten im Wind. Die Räume dahinter waren leer. Vereinzelt fanden sie zerbrochene Krüge, vertrocknetes Obst oder zerschlissene Decken. In den Ecken hatte sich Sand angesammelt. Das Dorf musste schon vor Wochen, vielleicht sogar vor Monaten aufgegeben worden sein. Verlassene Dörfer gab es häufiger in Wüstengegenden, das wusste Caelian. Eine Düne begrub die Häuser unter sich, ein Fluss trocknete aus. Aber dieses Dorf war weder vom Sand begraben noch vom Wasser abgeschnitten. Der Bach führte nicht viel Wasser, aber hier wuchsen Palmen, und Futter für die Tiere war offensichtlich auch einmal angebaut worden. Für das kleine Dorf hatte es gereicht. Jaryn und Caelian konnten sich nicht erklären, was hier passiert war, aber allzu viele Gedanken machten sie sich fürs Erste nicht. Sie konnten ihre Wasserschläuche auffüllen, reichlich Datteln ernten und die Nacht in einem der Häuser verbringen. Die Decken und ihr Zelt waren leider im Sandsturm verloren gegangen.
    Die Strohsäcke, die sie vorfanden, waren bereits so zerschlissen, dass sie es vorzogen, eingewickelt in ihre Mäntel auf dem Boden zu schlafen. Der weiche Wüstensand wäre bequemer gewesen, aber sie fürchteten, im Freien leichter entdeckt zu werden. Caelian übernahm die erste Nachtwache, Jaryn die Zweite. Es blieb alles ruhig. Niemand schien sich für sie zu interessieren.

15
    Am nächsten Morgen folgten sie dem Bachlauf, der sich wie eine grüne Zickzacklinie durch die Felsen am Fuße des Gebirges entlang schlängelte. Er musste eine unterirdische Quelle besitzen, denn obwohl er nicht viel Wasser führte, war er nicht ausgetrocknet. Die beiden konnten ihren Proviant sogar mit Feigen ergänzen. Sie konnten nichts anderes tun, als dem Bach zu folgen. Linker Hand erhoben sich die steilen Wände des Ferothis’, zur Rechten, jenseits eines schmalen Grünstreifens, breitete sich eine von Felsbuckeln durchzogene

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