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Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Titel: Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Wüstenlandschaft aus.
    Es dauerte nicht lange, als sie auf das zweite Dorf stießen. Es war ebenso verlassen wie das Erste. Nachdem sie sorgfältig alle Häuser durchsucht und kleine nützliche Gegenstände mitgenommen hatten, hielten sie sich nicht lange auf. Sie vermuteten, dass sie an dem Flüsschen noch auf weitere Dörfer stoßen würden, denn nur hier herrschten einigermaßen erträgliche Lebensbedingungen. Doch weshalb waren die ehemaligen Bewohner fortgegangen?
    Ein drittes und viertes Dorf, kleiner als die anderen, aber ebenso ohne Leben, durchquerten sie rasch und mit zunehmendem Unbehagen. Außerdem fragten sie sich, wo Thorgans Männer geblieben waren. Wohin hätten sie gehen sollen in dieser Einöde? Sie hielten sich nicht in den Dörfern auf, also mussten sie das Gebirge überquert haben. Jaryn und Caelian sahen keinen Grund, weshalb sie unbewohnte Häuser hätten aufsuchen wollen. Oder waren sie genauso überrascht, niemanden mehr anzutreffen, und hatten den Rückweg nach Phedras angetreten?
    Hinter einer Biegung entdeckten sie das fünfte Dorf. Hier beschlossen sie, zu rasten und erst am späten Nachmittag ihren Marsch fortzusetzen. Dass sie auch hier niemanden antrafen, überraschte sie nicht mehr. Bei der Suche nach einer Unterkunft hatten sie die freie Auswahl. Sie entschieden sich für einen flachen Ziegelbau mit überdachtem Hof, der sich nahe am Bachlauf befand. Sogar wilder Wein rankte an den hölzernen Pfeilern. Das Haus hatte vielleicht einmal dem Dorfvorsteher gehört.
    Erschöpft ließen sie sich im Schatten nieder, legten ihre Burnusse ab und zogen ihre Stiefel aus. Dann ging Caelian ins Haus, um nachzuschauen, ob es vielleicht noch einen heilen Topf oder eine heile Schüssel gab, in die sie das Obst legen konnten, um es abzuwaschen. Er ging durch die kleine Diele, stieß die Tür zum Wohnraum auf und erstarrte. Am Tisch saß eine Frau und sah ihn an. Erschrocken wich er zwei Schritte zurück und wäre beinahe über eine kleine Bank gestolpert, die in der Diele stand.
    Er fasste sich jedoch schnell und trat näher. Die Frau war schon alt. Sie trug eine Haube, unter der ihr graues Haar ihr bis zur Hüfte fiel. Gekleidet war sie in ein knöchellanges Gewand mit langen Ärmeln, es bestand aus bunten Flicken oder zusammengenähten Tüchern. Sie zeigte nicht die geringste Furcht, als habe sie Besuch erwartet. Sie wies mit einer Hand auf einen Stuhl. »Setz dich, Fremder, und sei willkommen.«
    Caelian zögerte. »Es tut mir leid, dass ich so einfach hereinkomme. Ich glaubte, das Haus sei leer wie alle anderen.«
    »Das macht doch nichts. Ich habe lange keinen Besuch mehr gehabt und auch nicht mehr damit gerechnet. Denn wer sollte die alte Kalisha schon besuchen?«
    Caelian war erleichtert, endlich einen Menschen anzutreffen. »Ich bin nicht allein, mein Freund wartet im Hof. Darf ich ihn holen?«
    »Aber sicher. Nur herein mit ihm! Ich habe frischen Granatapfelsaft, selbst gebackenes Brot, Ziegenkäse und gekochte Lauchstangen.«
    »Käse?« Caelian sah sich um.
    »Hinten im Stall halte ich zwei Ziegen.« Sie erhob sich, um die Sachen zu holen. Caelian lief hinaus und überraschte Jaryn mit der guten Nachricht. Bald darauf saßen alle drei am Tisch von Kalisha, legten auch Datteln und Feigen dazu und ließen es sich gut gehen. Hundert Fragen lagen ihnen auf der Zunge, aber sie wollten ihre Gastgeberin nicht sofort mit ihnen bedrängen, und auch Kalisha fragte sie nicht aus, nur ihre Namen hatte sie erfahren wollen. Dabei war sie doch bestimmt genauso neugierig.
    Erst, als der größte Hunger gestillt war, streckte sie vorsichtig eine Hand nach Jaryn aus und legte sie ihm auf den Arm. »Ihr seid keine gewöhnlichen Händler oder Krieger. Ihr seid aus edlerem Stoff gemacht. So feine Gesichtszüge, so offene Blicke. Es geht eine Kraft von euch aus, das spüre ich. Sie haben es mir gesagt. Wenn die Zeit gekommen ist, wird sie Boten ausschicken …«
    Jaryn zuckte zusammen. »Wer hat dir was gesagt? Wer ist noch hier?«
    »Im Dorf? Niemand, ich lebe allein hier.«
    »Aber du sagtest: ›Sie haben es mir gesagt‹. Wer?«
    »Nun, die Stimmen natürlich. Ich habe ja alle gekannt. Oft gehe ich des Abends durch die leeren Räume der Häuser und spreche mit ihnen. Ihre Körper wurden weggebracht, doch ihre Seelen sind geblieben, denn hier ist ihre Heimat. Sie verlassen sie nie.«
    »Und was sagten sie?«, fragte Caelian schnell, bevor Jaryn eine verächtliche Bemerkung machen konnte.
    »Dass die böse

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