Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)
inklusive eines Brustharnischs, den sie über ihrem wallenden weißen Kleid trug, eines federgeschmückten Helms, eines Dreizacks und des Union Jacks. Mrs Arthur Paget überzeugte als Kleopatra, und Prince Victor Duleep Singh beeindruckte als Mogulherrscher Akbar.
Wie es inzwischen Gewohnheit geworden war, verbrachten Lord und Lady Carnarvon Weihnachten im Haus Alfred de Rothschilds. Im Januar 1898 nahmen sie an der Hochzeit von Prince Victor Duleep Singh teil, der in der St Peter’s Church am Eaton Square Lady Anne, die Tochter des Earl of Coventry, heiratete. Die Hochzeit sorgte für Furore, da sich erstmals ein indischer Prinz mit einer englischen Adligen vermählte. Die Reaktionen waren symptomatisch für die widersprüchlichen Ansichten in der spätviktorianischen Zeit: Herrschte einerseits eine herablassende Haltung gegenüber den britischen Kolonien vor, waren wohlhabende Inder dennoch in der Londoner Gesellschaft akzeptiert und verkehrten mit den hochrangigsten Persönlichkeiten. Eine Eheschließung mit einem Vertreter der indischen Aristokratie ging vielen jedoch zu weit. Der Prince of Wales trug wesentlich dazu bei, dass das Murren über die Angemessenheit dieser Verbindung verstummte, und erschien als Hochzeitsgast. Prince Victors Bruder war Trauzeuge, und Lord Carnarvons jüngste Schwester Vera gehörte zu den Brautjungfern.
Unmittelbar nach der Hochzeit verließen Lord und Lady Carnarvon das Land zur ersten von vielen weiteren Reisen, um dem englischen Winter zu entfliehen. Ihr Ziel war Ägypten – das Land, das sich für das Paar als schicksalhaft erweisen sollte. Bei ihrer Ankunft in Alexandria tauchten sie in eine Welt ein, die sich von allem, was Almina bisher gekannt hatte, unterschied. Da ihre Reisen bisher auf Europa beschränkt gewesen waren, lösten die weiß getünchten Häuser und das Alltagsleben in Alexandria eine Art Kulturschock aus. Kamele knieten geräuschvoll nieder und wurden mit Lasten beladen, bevor sie, von kleinen Jungen mit Stöcken angetrieben, mit ihrem schaukelnden Gang von dannen zogen. Die Geräusche und Gerüche waren überwältigend. In den Straßen tummelten sich Esel, und Araberpferde zogen Karren mit atemberaubender Geschwindigkeit. Auf dem bunten Basar wurden zahllose Gewürze, Lederwaren und Antiquitäten zweifelhafter Herkunft feilgeboten. Trotz des exotischen Flairs waren Lord und Lady Carnarvon in guter Gesellschaft. Alexandria, Luxor und Kairo waren voller ausländischer Besucher; Laufburschen, die distinguierten Gästen den Weg durch die Menge bahnten, waren kein außergewöhnlicher Anblick. Engländer waren leicht auf ihren Vollblutpferden auszumachen, auf denen sie zwischen Sportveranstaltungen durch die Straßen ritten.
Sie genossen das luxuriöse Ambiente des Winter Palace Hotel in Luxor, und der Earl hatte seine Freude daran, Almina die geheimnisvollen Tempel und die großartigen Schätze zu zeigen, die ihn in den Bann gezogen hatten, als er Ägypten 1889 zum ersten Mal bereist hatte.
Während ihres Urlaubs in Ägypten wurde Almina schwanger. Auf dieses Ereignis hatten alle gewartet, und natürlich war Lord Carnarvon hocherfreut. Das Paar kehrte ausgeruht und in bester Stimmung nach Highclere zurück und verbrachte ein paar ruhige Monate zu Hause. Für Almina gestaltete sich dieser Sommer weniger aufreibend, da viele Aktivitäten für sie als unangebracht erachtet wurden. Almina verbrachte viel Zeit in der Stadt und fand bei ihrer Mutter Erholung, statt in Highclere Castle Wochenendveranstaltungen zu organisieren.
Im September zog sie bei Elsie, der verwitweten Countess of Carnarvon, ein, damit ihre Niederkunft in London stattfinden konnte, wo die besten Ärzte zur Verfügung standen. Lord Carnarvon tourte unterdessen in seinem geliebten Panhard-Automobil durch Europa – vermutlich ein weiterer Grund für Alminas Entscheidung, Highclere zu verlassen und sich in London in die Gesellschaft vertrauter Menschen zu begeben, die sie in ihrer Vorbereitung auf die Mutterschaft unterstützten.
Der 5. Earl hatte den Spitznamen »Motor-Carnarvon« erhalten und mehrere der ersten nach Großbritannien exportierten Automobile erworben. 1898 war die Auswahl an britischen Autos noch sehr begrenzt, und Kennern galten die von dem französischen Hersteller Panhard-Levassor produzierten Wagen als die besten. Lord Carnarvon reiste mit George Fearnside, seinem Kammerdiener, und seinem französischen Chauffeur Georges Eilersgaard. Das Auto war mit Linkssteuerung
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