Lady Ghoul
drängen mußte, in das Foyer gehen konnte und auch den Eingang zu den Garderoben fand.
Vor der Tür stand ein Mann, der mich erst durchließ, als ich ihm meinen Ausweis unter die Nase hielt.
Er gab den Weg frei, ich öffnete die Tür und tauchte in den kahlen Gang. Von Celeste war nichts mehr zu sehen. Mit ihr wollte ich auch noch reden. Wichtiger aber war Craft.
Es standen keine Namen an den Türen, ich würde mein Ziel dennoch finden.
Über die Ruhe im Gang wunderte ich mich. Nach diesem Auftritt hätte eigentlich Hektik herrschen müssen. Wahrscheinlich hielten die Aufpasser die Neugierigen zurück.
Unter den Zuschauern waren auch zahlreiche Fotografen gewesen. Die Kameras hatten pausenlos geklickt, obwohl es verboten war, während einer Livesendung zu fotografieren.
Hinter einer Tür vernahm ich wildes Geschrei. Eine Stimme kannte ich. Sie gehörte dem Popsänger. Er wurde einem anderen gegenüber ausfallend und sprach von Celeste wie von der letzten Schlampe. Da war ich richtig.
Allerdings kam ich nicht mehr dazu, die Tür zu öffnen. Bevor ich die Hand noch auf die Klinke legen konnte, wurde sie nach innen aufgezogen. Ich mußte zurückspringen, sonst wäre der wesentlich kleinere Mann mit der Halbglatze und dem hochroten Kopf voll gegen mich gerannt.
Er sah mich, stürmte an mir vorbei, blieb stehen und drehte sich um.
»Wer sind Sie denn?« fuhr er mich an.
»Ich will zu Craft!«
Er begann zu toben und führte sich dabei auf wie Rumpelstilzchen.
»Nein, das kommt nicht in Frage. Ein Reporter, ein Schreiberling, ein…«
»Polizist, Mister«, sprach ich laut in seine Redeschwall hinein. »Das ist alles.«
»Bulle?« Er reckte seinen Körper.
»So ungefähr.«
»Was wollen Sie von Mickey?«
»Haben Sie überhaupt das Recht, dies zu fragen?« erkundigte ich mich lässig.
»Ja, das habe ich. Ich bin Salvatore Bani.« Er sprach den Namen so aus, als müßte ich ihn kennen.
»Na und?«
»Ich bin Mickeys Manager und Agent.«
»Zu diesem Job kann ich Ihnen leider nicht gratulieren«, sagte ich und ging auf die Garderobentür zu.
Bani war schneller. Er wollte nicht, daß ich allein mit seinem Schützling sprach und stürmte vor mir in den Raum, wo Mickey neben einem Stuhl stand und den Whisky aus der Flasche trank.
Als er uns sah, setzte er die Flasche ab. Ein Schwall Alkohol schoß noch aus der Öffnung.
»Du redest nur, wenn ich meine Zustimmung gebe. Hast du verstanden?« fuhr Bani ihn an.
»Nein.«
Ich schloß die Tür. »Mein Name ist John Sinclair. Ich bin Oberinspektor bei Scotland Yard.«
Der Popsänger fing an zu lachen. »Auch das noch!« krähte er, »ein Bulle vom Yard. Was habe ich denn getan? Falsch geparkt, zu viele Weiber aufgerissen, zu schnell gefahren…«
Bevor er noch mehr aufzählen konnte, fuhr ich ihm kalt in die Parade.
»Bei der einen haben Sie es nicht geschafft. Celeste hat Sie doch abblitzen lassen.«
Er wurde blaß und ruhig.
»Sag das noch mal!« keuchte er, kam auf mich zu und warf sich plötzlich vor. Mit beiden Händen wollte er mich packen und gegen die Wand schleudern.
Ich drosch die vorschnellenden Arme zur Seite und konterte mit der Linken.
Er würgte plötzlich und sackte in die Knie. Dabei traten seine Augen aus den Höhlen. Im Gesicht verschwand die Farbe und schuf einer gewissen Blässe Platz.
Mickey wankte zurück, sein Agent tobte so lange, bis er meine Faust sah, dann war er ruhig.
Craft fiel in seinen Drehstuhl, der unter dem plötzlichen Gewicht anfing zu wippen.
»Okay?« fragte ich.
»Mann, hast du einen Punch.«
»Das hätten Sie sich ersparen können.«
»Hör auf, Bulle.« Er massierte seine getroffene Stelle und fuhr schließlich seinen Agenten an. »Glotz nicht so blöd! Getan hast du nichts.«
»Ich werde bald nie mehr etwas für dich tun. Nach diesem Auftritt bist du out.«
»Ist mir schei ßegal.« Er griff wieder zur Flasche, fehlte aber, und ich nahm sie ihm weg.
»He… du…«
»Später, Mr. Craft. Erst möchte ich zur Sache kommen.«
»Gut, fang an.«
»Es geht um Celeste.«
»Toll, frag sie doch.«
»Das werde ich auch. Aber mir ging eine Bemerkung nicht aus dem Kopf. Sie sprachen von Leichengeruch. Habe ich mich verhört oder liege ich richtig?«
»Damit liegst du richtig, Bulle.«
»Sie roch tatsächlich danach?«
»Ja, Mann. Ich war in ihrer Garderobe, wollte sie anmachen.« Er hatte zu schnell gesprochen, hustete, holte Luft und redete weiter. »Also, ich wollte sie anmachen, als sie plötzlich…« Er
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