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Lady Helenes skandaloeser Plan

Lady Helenes skandaloeser Plan

Titel: Lady Helenes skandaloeser Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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»Kennen Sie schon den Witz von dem Bischof, der nachts ein Geräusch hört?«, begann sie. »Doch als er aufsteht, um nachzusehen …«
    »Schhh«, machte der Vikar, während er näher kam, den Blick tief in ihre Augen versenkt.
    Lina wusste genau, warum Männer so breite Schultern hatten: damit man sich an ihnen festhalten konnte. Ihr verging Hören und Sehen, weil der Vikar – der Vikar! – sie küsste, wie sie noch nie geküsst worden war. Nicht von Hugh Sutherland, nicht von Hervey Bittle und auch nicht von Rees Godwin.
    »Sind Sie« – keuchte sie ein wenig später – »sind Sie auch
sicher
, dass Sie ein Priester sind, Tom?«
    In seinen Augen lag ein Ausdruck, den sie nicht zu enträtseln vermochte. »Daran besteht kein Zweifel.«
    Darauf hätte sie auch selbst kommen können. Denn er vermied es strikt, sie unterhalb der Schulterlinie zu berühren, wenn auch seine Hände in ihrem Haar Verheerungen anrichteten. »Sie küssen aber nicht wie ein Vikar«, flüsterte sie. Sein Mund war so schön geschwungen, dass sie sich wieder näher beugen und ihn kosten musste.
    »Und du küsst nicht wie die Geliebte eines anderen. Wenn ich nicht Priester wäre«, sagte er mit zunehmend heiserer Stimme, »dann schwebtest du in Gefahr, Lina.«
    Lina konnte keinerlei Gefahr erkennen, in der
sie
schweben mochte. Warum denn, sie war doch bereits eine verlorene Seele. Mit einem Mal war sie deprimiert. Er schien zu erraten, wie ihr zumute war. Eine Hand drückte ihr Kinn empor. »Du bist keine Dirne, Lina McKenna«, sagte er mit Nachdruck.
    »Nur, weil Ihnen die Wahrheit nicht passt, können Sie ihr nicht befehlen, eine andere zu werden«, protestierte sie mit einem ironischen Lächeln.
    »Ich weiß, dass du keine bist«, sagte er.
    Lina staunte über seine Zuversicht. Manche Männer besaßen sie. Ihr Vater zum Beispiel. Zweifellos würde er auch sie, das verlorene Schaf, wieder in Gnaden aufnehmen … Die Vergebung steht allein Gott zu, hatte er immer gesagt.
    »Ist es nicht auf Dauer ermüdend, so edel zu sein?«, fragte sie mit einer Gereiztheit, die sich sowohl auf ihn als auch auf ihren abwesenden Vater bezog.
    Tom strich versunken mit den Händen durch ihr Haar und versuchte die Knoten zu entwirren, die er verursacht hatte. »Ja«, gestand er bereitwillig.
    So etwas hätte Linas Vater nie zugegeben. Er war stets unendlich nachsichtig, verständnisvoll und ein Muster an Vollkommenheit. »Sicherlich haben Sie nie ein Gelübde gebrochen«, sagte sie heftiger, als sie beabsichtigt hatte. »Nicht eines der Zehn Gebote oder ihrer Auslegungen.«
    Tom strich weiter durch Linas prächtiges Haar. Er hatte soeben eine interessante Erleuchtung gehabt. »Mit dem Gebot
Du sollst nicht ehebrechen
habe ich wenig Probleme gehabt«, sagte er sanft. »Es ist gut, dass du nicht verheiratet bist, Lina. Denn mir gefällt ohnehin das Gebot
Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst
besser.« Er küsste ihr Haar. »Ich halte mich an
dieses
Gebot, Lina. Denn du bist mir ja die Nächste.«
    Sie ging nicht auf sein Wortspiel ein. »Und was ist mit der Unzucht, Reverend? Wie gehen Sie damit um?«
    »Tom«, mahnte er. »Die Unzucht ist keine Sünde, die mir Sorgen bereitet.«
    »Wie können Sie das behaupten?«, fragte sie empört. »Wo
Sie
mir doch das Kleid aufknöpfen wollten?!«
    Er zog sie an sich und flüsterte in ihr Ohr. »Unzucht ist die Vereinigung mit einer Frau, die man nicht liebt. Ich könnte schon in Versuchung kommen, mit dir Liebe zu machen, noch bevor unser Bund gesegnet ist. Aber die Betonung läge dabei auf
Liebe
, verstehst du, Lina?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie sind ja verrückt, Reverend. Das kommt wohl davon, wenn man den schwarzen Rock trägt.«
    »Wer war der Vikar in deinem Leben?«, fragte er.
    »Er ist immer noch Vikar«, berichtigte Lina. »Es ist mein Vater, Reverend Gideon McKenna aus dem County Dumfriesshire in Schottland.«
    Da sie sein Gesicht nicht sehen konnte, gestattete Tom sich ein breites Grinsen. Seine rebellische kleine Lina war also eine Pastorentochter. Kein Wunder, dass sie so gut über Salome Bescheid wusste. Kein Wunder, dass sie nicht dem Sündenbabel London erlegen war, sondern nur den Schmeicheleien seines Bruders, in den sie sich verliebt hatte. »Was ist dein Vater für ein Mensch?« Er wagte kaum zu atmen vor Angst, sie könnte plötzlich aufspringen und aus dem Zimmer stürzen.
    »Er ist vollkommen«, gab sie schnippisch zur Antwort. »Absolut und jederzeit vollkommen.«
    »Das ist

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