Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lady in Rot (German Edition)

Lady in Rot (German Edition)

Titel: Lady in Rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Radley
Vom Netzwerk:
an Marmorsäulen und kunstvoll geschnitzten Lampen vorbeigingen, die von reich verzierten Decken herabhingen. „Ich habe einfach das Gefühl, mich in das Unvermeidliche zu ergeben – allerdings in etwas, das nichts mit mir zu tun hat.“
    „Das verstehe ich nicht …“
    „Das alles hier ist nicht wichtig“, erklärte er nachdenklich. „Wenn der Scheich tatsächlich mein Vater ist, was ich infrage stelle, dann ist das lediglich der Zufall der Geburt. Die Lotterie der Natur. Aber es ist nicht Teil meines Lebens – das war es nie und kann es auch niemals sein.“
    „Bist du sicher?“
    Ehe er antworten konnte, erreichten sie ein riesiges, geschnitztes Doppelportal, dessen Flügel geöffnet wurden, sobald Laura und Xavier sich näherten. Sie erblickten einen gewaltigen Raum, an dessen Wänden Fackeln loderten und in dessen Mitte ein mit kostbarem Kristall und Silber, elfenbeinfarbenen Kerzen, exotischen Früchten und Blumen reich gedeckter Tisch prangte.
    „ Mon Dieu “, flüsterte Xavier. „Schau dir das an.“
    Doch als er sich ihr zuwandte, stellte er fest, dass ihr Blick nicht dem prachtvollen Bankettsaal galt, sondern einzig und allein ihm. Fragend und forschend blickte sie zu ihm auf, und am liebsten hätte er sich im klaren Grün ihrer schönen Augen verloren.
    „Hat deine Mutter je über deinen Vater gesprochen?“, fragte sie unvermittelt.
    Lag es am Zauber dieser märchenhaften Umgebung? Anders konnte Xavier es sich nicht erklären, dass er ihre Frage nicht als unverschämt zurückwies. „Du hast kein Recht, mich so etwas zu fragen, Laura“, tadelte er sie stattdessen sanft.
    „Habe ich das nicht?“, widersprach sie. „Wenn man bedenkt, dass wir sozusagen zusammenwohnen, solltest du mir doch ein paar Rechte zugestehen.“
    Sie war hartnäckig, das musste man ihr lassen. Und sie hatte Mumm. Wenn sie also mutig genug war, ihn danach zu fragen, sollte er dann nicht auch den Mut aufbringen, ihre Frage zu beantworten? Doch es fiel ihm schwer, Gedanken in Worte zu fassen, die er von jeher unterdrückt hatte, zum Teil, weil nie jemand da gewesen war, dem er sie hätte anvertrauen können. Aber Laura kannte die Geschichte sowieso weitestgehend. Der Schritt war also nicht so groß.
    „Meine Mutter hat mir so gut wie nichts von meinem Vater erzählt“, antwortete er mit unergründlicher Miene. „Seine Identität bewahrte sie als ihr größtes Geheimnis. Ich erfuhr von ihr nur, dass er reich und mächtig war und mich meiner Mutter vermutlich weggenommen hätte, wenn er von mir gewusst hätte. Aber er spielte in unserem Leben keine Rolle, es gab keine Geschichten von ihm …“ Xavier schnippte mit dem Finger. „Es war, als habe er nie existiert.“
    Als habe er nie existiert. Was für ein belastendes, schreckliches Erbe einer Mutter für ihr Kind. Einen Moment lang schwiegen sie beide. Dann meinte Laura nachdenklich: „Vielleicht wirst du ihn hassen.“ Hatten Malik oder Xavier oder der Scheich diese Möglichkeit und ihre Konsequenzen bedacht?
    Der süße Duft von Jasmin schlug ihnen entgegen, als sie gemeinsam den Bankettsaal betraten.
    „Vielleicht werde ich das“, bestätigte Xavier rau.

7. KAPITEL
    „Vielleicht möchten Sie noch etwas Dessert?“, erkundigte sich Malik höflich.
    Laura schüttelte dankend den Kopf, als einer der zahllosen, schweigenden Diener bei Tisch ihr eine goldene Schale mit verlockend leuchtenden Weintrauben und Granatäpfeln präsentierte. Einigermaßen entspannt lehnte sie sich zurück. Dies war die einzige offizielle Gesellschaft, an der sie teilnahm, aber der Abend erwies sich als weniger anstrengend, als sie befürchtet hatte … wenn man bedachte, dass der stets ein wenig verkniffen blickende Malik ihr Tischnachbar war und Xavier ihr gegenübersaß.
    „Danke, aber, nein, ich könnte wirklich keinen Bissen mehr essen.“
    „Hat es Ihnen geschmeckt? Ich vermute, für Ihren verwöhnten, westlichen Gaumen war es vielleicht etwas zu schlicht.“
    „Scherzen Sie?“, meinte Laura. „ Nein, ich habe es genossen. Allein die Tänzerinnen waren wundervoll. Leider habe ich die kharastanischen Verse nicht verstehen können, aber der Rhythmus und die begleitende Musik waren in sich schon kunstvoll.“
    „Ja“, bekräftigte Malik sichtlich erfreut. „Wirklich gute Poesie geht über die Sprache hinaus. Und das Flötenspiel ahmt genau den Wind nach, wie er über die Wüste weht, nicht wahr? Sie waren doch schon in der Wüste, Miss Cottingham, oder?“
    „Nein, noch

Weitere Kostenlose Bücher