Lady in Rot (German Edition)
es nicht eilig, vor den Altar zu treten. Sie wusste ganz genau, was sie wollte, und trug ihre Wünsche ruhig und souverän vor. Sie war eine Frau, die den Stier bei den Hörnern packte. Oder in diesem Fall den notorischen Frauenheld.
„Ich glaube, diese Klausel wird Aufruhr verursachen“, warnte sie der ältere Mann.
„Davon bin ich überzeugt.“ Maddie würde nicht nachgeben. Wenn Giannis sie heiraten wollte, musste er ihre Bedingungen akzeptieren. Es konnte schließlich nicht immer alles nur nach seiner Nase gehen.
Nachdem der Anwalt gegangen war, begab sich Maddie auf Erkundungsreise durch Harriston Hall. Das Herrenhaus war großzügig angelegt, und die Bediensteten verwöhnten Maddie nach Strich und Faden. Nach ein paar Nächten erholsamen Schlafs und guten regelmäßigen Mahlzeiten fiel die bleierne Müdigkeit von ihr ab. Sie fühlte sich gesünder und stärker. Seit sie London verlassen hatte, war sie Giannis nur einmal begegnet, auf seiner Durchreise nach Brüssel. Angesichts ihrer kühlen Reserviertheit war er schnell wieder abgereist. Doch Maddie war überzeugt, dass er bald wieder auftauchen würde. Spätestens wenn er von der Klausel erfuhr. Und darauf freute sie sich jetzt schon.
An diesem Abend genoss Maddie ein ausgiebiges Bad in dem luxuriösen Badezimmer, das direkt an ihr Schlafgemach grenzte. Plötzlich klopfte es an der Tür. „Ja?“, rief sie.
„Ich bin es, Giannis.“ Die Tür sprang auf.
Erschrocken legte Maddie die Arme vor den Bauch. „Komm bloß nicht rein.“
„Dann lass mich nicht zu lange warten“, drohte Giannis. „Kommst du allein zurecht, oder soll ich dir eine Zofe schicken?“
„Noch habe ich nicht den Umfang eines Walrosses“, schimpfte Maddie und erhob sich aus der Wanne. Wasser rann an ihrem Körper herab. Hastig griff sie nach einem Badehandtuch. Stöhnend warf sie einen Blick in den Spiegel. Von dem heißen Bad war ihre Haut über und über gerötet.
Vom anderen Ende des Schlafzimmers beobachtete Giannis sie, als sie in ein riesiges Handtuch gehüllt eintrat.
„Gib mir fünf Minuten, dann bin ich angezogen.“
„In diesen Lumpen?“ Giannis wies auf den kurzen Schlafanzug, der auf dem Bett lag, und er erinnerte sich an die Szene in Marokko. „Du weist jedes Geschenk von mir zurück. Du weist mich zurück!“
Maddie schluckte. „Ich …“
„Hast du bisher überhaupt irgendein Interesse an unserer Hochzeit bekundet?“ Seine ganze Enttäuschung über ihre ausbleibende Vorfreude kam nun zum Ausdruck. „Du heiratest nur einmal. Wenn du alles ruinierst, bekommst du keine zweite Chance.“
Maddie wand sich. Eigentlich wollte sie ihm nur beweisen, dass sie nicht die freudige und dankbare Braut war, die er wahrscheinlich erwartete. Doch wollte sie sich wirklich aus gekränktem Stolz die eigene Hochzeit verderben?
„Ich verzeihe dir ja vieles. Aber dass du meinen Verhaltenskodex durch meine Anwälte denunzieren lässt, kann ich nicht verkraften“, fuhr Giannis zornig fort. „Was hast du dir dabei gedacht?“
9. KAPITEL
So zornig hatte Maddie Giannis noch nie erlebt.
„Ich dachte, es ist in Ordnung, wenn ich meine Bedingungen dem Anwalt mitteile.“
„Und wie bist du darauf gekommen?“, fuhr Giannis sie an. „Deine lächerliche Klausel darf nicht an die Öffentlichkeit gelangen.“
„Du deinerseits hast allerdings weniger Skrupel, mir mitzuteilen, dass du im Falle einer Scheidung das Sorgerecht für dich beanspruchst“, erinnerte ihn Maddie. „Das ist auch nicht gerade unpersönlich und gehört meines Erachtens auch nicht an die Öffentlichkeit.“
Giannis versteifte sich einen Augenblick. „Darum geht es doch gar nicht.“
„Da täuschst du dich, Giannis. Genau darum geht es, denn deine Bedingung ist das Herzstück des Ehevertrags. Trotzdem hast du es nicht für nötig befunden, erst mit mir darüber zu sprechen. Denn du besprichst ja nie irgendwas mit anderen. Du entscheidest einfach und bestimmst damit über andere.“
„Was willst du damit sagen?“, grollte er.
„Wie kannst du es wagen, deine Anwälte darüber entscheiden zu lassen, wie ich meine Kinder verlieren soll, obwohl unsere Ehe höchstwahrscheinlich an dir scheitern wird?“
Zornesröte stieg Giannis ins Gesicht. „Das ist nicht wahr.“
„Eine Ehe sollte man sehr ernst nehmen.“ Maddie reckte das Kinn und sah Giannis unverwandt in die Augen.
Er erwiderte ihren Blick. „Das tue ich auch. Deshalb lasse ich ja auch diesen Vertrag aufsetzen. Nur gegen die Klausel,
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