Lady in Rot
versicherte, dass Soula in guten Händen und der drohende Infarkt verhindert worden sei, spürte Rebecca Damons Angst unter der selbstbeherrschten Maske.
Sie verstand ihn nur zu gut. Zum ersten Mal in seinem Leben gab es etwas, das außerhalb seiner Kontrolle lag. Und sie selbst konnte nicht verhindern, dass ihr Widerstreben gegen das Zusammensein mit ihm schwand. Sie würde ihn niemals im Stich lassen.
Doch der Anblick der Villa ließ Rebecca frösteln. Das Haus barg Erinnerungen, die sie verzweifelt zu vergessen versuchte. Eine kurze Zeit lang hatte Fliss hier mit Damon gelebt. Sogar der ältere Bedienstete, der die Koffer aus dem Auto ins Haus trug, war ihr vertraut. Es war Johnny, Damons Butler.
„Hier geht’s lang.“
Rebecca wandte sich um, als sie Damons Stimme hörte. Er trug T.J. auf dem Arm. Das Kind schlief tief und fest. Sie eilte hinüber. „Ich nehme ihn. Du fährst am besten gleich ins Krankenhaus.“
Aber Damon ließ sich nicht beirren und ging mit T.J. die Treppe hinauf zur Eingangstür. „Keine Angst, Bärenmutter, ich lasse dein Baby schon nicht fallen. Ich zeige dir eure Zimmer, und dann fahre ich ins Hospital. Savvas hat gesagt, dass Mama friedlich schläft.“
Im Innern des Hauses bemerkte Rebecca die Veränderungen. Verwirrt schaute sie sich in der marmorgefliesten Eingangshalle um, von der aus sich drei Flure erstreckten. Im Zentrum befand sich die Treppe, die zu Soulas Zimmern führte. Der rote Teppich war allerdings verschwunden und hatte einem eleganten austernfarbenen Teppich Platz gemacht.
„Ich habe den Flügel im Erdgeschoss, den Savvas und ich früher bewohnt haben, in eine Suite für meine Mutter umbauen lassen, um ihr nach dem Herzinfarkt das Treppensteigen zu ersparen.“ Damon ging auf die Treppe zu. „Demetra wohnt bis zur Hochzeit in Mamas Zimmern.“
„Und was ist mit mir und T.J.?“, fragte Rebecca nervös. „Wo wohnen wir?“
„In meinem Trakt.“
„Bei dir?“ Rebecca war bei dieser Vorstellung alles andere als wohl.
Damon blieb auf dem Treppenabsatz stehen. „Savvas ist ausgezogen. Er hat für sich und Demetra ein Haus gekauft. Ich bewohne meine Suite jetzt allein.“
Rebecca zwang sich, ihm nach oben zu folgen. Der hell beleuchtete Flur war voll verglast. Draußen sah sie im Halbdunkel eine große Terrasse, in deren Mitte sich ein schimmernder Pool befand.
Damon bemerkte ihren Blick. „Ich habe den alten Pool ersetzen lassen. Der neue ist praktischer.“
„Trainierst du?“, fragte sie.
„Jeden Morgen.“
Rebecca nahm sich sofort vor, den Pool um diese Zeit zu meiden. Dann dachte sie an die Faszination, die Wasser auf T.J. ausübte. „Ist der Pool eingezäunt?“
„Man kann ihn nur durch das Haus erreichen. Und dann gibt es noch ein Gartentor, das aber immer abgeschlossen ist. Ich werde Anweisung geben, dass die Schiebetüren zur Veranda immer geschlossen sind.“
„Danke.“
„Hier ist dein Zimmer.“ Er öffnete eine Tür, und Rebecca sah einen einladenden Raum mit hellen Damastvorhängen und cremefarbener Seidenbettwäsche. An einer Wand hing ein Gemälde von Monet – war es vielleicht sogar ein Original? Die Seerosen in einem Gartenteich verliehen dem Zimmer zusätzlich Charme und Ruhe.
„Wo schläft T.J.?“, wollte Rebecca wissen.
„Hier drüben.“
Sie folgte Damon in den angrenzenden Raum. Er war kleiner und ursprünglich wohl als Ankleidezimmer gedacht. Dort hatte man ein Bett hineingestellt und mit weißer Leinenwäsche bezogen. Auf dem Boden lag eine Sammlung brandneuen Spielzeugs.
Rebecca schlug die Bettdecke zurück, und Damon legte das Kind so sachte ab, dass der Kleine nicht einmal einen Laut von sich gab. Sie entschied, dass es besser war, wenn T.J. ausnahmsweise in seinen Kleidern schlief, und zog ihm die Sandalen aus, ehe sie die Decke sachte aufschüttelte.
„Es gibt auch größere Zimmer, aber ich nahm an, du möchtest den Jungen nah bei dir haben.“
„Danke.“ Seine Fürsorge überraschte sie. „Aber du hättest dich nicht in solche Kosten stürzen müssen.“ Sie wies auf das Spielzeug.
„Wir hatten nicht viel Zeit. Johnny musste eine Stunde vor Ladenschluss los. Ich wollte, dass dein Sohn sich in Auckland wohlfühlt.“ Er zuckte die Achseln auf diese jungenhafte Art, die Rebecca so liebte.
Sie straffte ihre Schultern und wollte nur noch eins: raus aus der intimen Enge dieses Zimmers. Sie ging hinüber in den anderen Raum und zog die schweren Vorhänge zur Seite.
Der Mond spiegelte sich im Pool.
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