Längst vergangen: Thriller (German Edition)
vertraute Ansage, dass ich Namen und Telefonnummer hinterlassen soll, aber sie kommt nicht.
Diesmal antwortet jemand.
– – –
Die Frau am anderen Ende der Leitung ist ganz strahlender Sonnen schein, bis ich sage, wer ich bin.
»Mr. Reese, ich möchte nicht, dass Sie noch einmal hier anrufen.«
»Ich muss etwas über Diane erfahren, und Sie sind die Einzige, die mir helfen kann.«
»Ausgeschlossen«, sagt sie. »Es ist eine vertrauliche Angelegenheit, und ich nehme das sehr ernst. Jetzt kommen Sie bitte nicht hierher ...«
»Diane ist tot.«
Lisa hört auf zu reden, und eine Weile hört man nur noch meinen leisen Atem. Als sie wieder spricht, ist ihre Stimme ein leises Flüstern.
»Sie ist tot?«
»Ein Autounfall«, sage ich. »Aber ich denke, sie wurde ermordet.«
Lisa gibt einen kleinen Würgelaut von sich. »Wann?«
Ich beginne ganz von vorn mit dem Überfall auf dem Parkplatz, und ich ende mit dem Autounfall und meiner Fahrt nach Fairplay, um den Leichnam zu identifizieren.
Lisa hört ruhig zu, bleibt ruhig, hängt nicht ein.
Als ich fertig bin, sage ich: »Ich möchte wissen, ob sie irgendwas über uns erzählt hat. Ich muss wissen, ob sie glücklich war.«
Lange Zeit herrscht Schweigen, dann beginnt Lisa am anderen Ende der Leitung zu murmeln. Ich frage mich allmählich, ob sie mich überhaupt gehört hat.
Ich stelle die Frage erneut.
Diesmal antwortet sie.
Sie sagt: »Dieses Arschloch!«
– – –
Ich stehe in meiner Küche, halte das Telefon ans Ohr gepresst und frage immer wieder die eine Sache. »Wovon reden Sie?«
Lisa murmelt immer noch, sie antwortet nicht.
»Wissen Sie, was passiert ist?«
Sie sagt, sie wisse gar nichts, aber das ist gelogen.
»Ich nehme den ersten Flug, den ich finde. Ich komme Sie besuchen ...«
Das erregt ihre Aufmerksamkeit.
»Nein!« Ihre Stimme klingt kalt. »Das werden Sie nicht tun.«
»Dann sagen Sie mir doch, was los ist.«
»Sie dürfen nicht herkommen. Wenn die spitzkriegen ...«
Sie hält inne. Ich warte, dass sie fortfährt, aber vergebens.
»Wer sind denn
die
?«
»Mr. Reese, ich kann Ihnen nicht helfen. Ich kann einfach nicht, und es tut mir leid. Glauben Sie mir.«
»Tun Sie das nicht«, sage ich. »Sagen Sie mir, was meiner Frau zugestoßen ist. Hat sie jemand ermordet?«
Lisa sagt, sie wisse gar nichts und obwohl ich weiß, dass das gelogen ist, widerspreche ich nicht. Sie wird es mir nicht sagen, egal, wie sehr ich sie anflehe, zumindest nicht heute Abend.
Jetzt ist Schadensbegrenzung angesagt.
»Notieren Sie sich denn meine Nummer für den Fall, dass Sie Ihre Meinung ändern?«
»Ich habe Ihre Nummer«, sagt sie. »Von Ihren Nachrichten.«
Ich sage ihr, es wäre mir lieber, wenn sie die auch aufschreiben würde. Sie zögert, dann stimmt sie zu.
Nachdem sie aufgelegt hat, bleibe ich eine Weile am Küchentisch und versuche, mir meinen nächsten Schritt zu überlegen. Ich weiß, Lisa wird mich nicht wieder anrufen, darum muss ich zu ihr fahren, wenn ich herausfinden will, was sie weiß.
Das wird ihr nicht passen, aber das ist mir egal.
– – –
Ich finde einen Flug, der am nächsten Morgen nach Phoenix geht. Ich kaufe ein Ticket, dann bestelle ich telefonisch einen Wagen. Sedona liegt ein paar Autostunden vom Flughafen entfernt. Wenn alles glattgeht, müsste ich bis zum frühen Nachmittag da sein.
Nachdem die Reise gebucht ist, hole ich meinen Rucksack aus dem Schrank und packe Kleidung zum Wechseln und ein paar Bücher ein, um mich im Flieger abzulenken. Ich sehe mich um, ob ich vielleicht etwas vergessen habe, ziehe den Reißverschluss am Rucksack zu, hänge ihn mir über die Schulter und schalte das Licht aus.
Das Telefon klingelt.
Mir stockt der Atem.
Ich trage den Rucksack in die Küche und setze ihn auf dem Tisch ab. Als ich die Hand nach dem Telefon ausstrecke, drängtsich mir der Gedanke auf, dass ich mich in Lisa geirrt habe. Sie hat ihre Meinung geändert und sich doch noch entschieden, mit mir zu reden.
Dann beantworte ich den Anruf.
»Jake?«
Das ist nicht Lisa. Eine Sekunde lang finde ich keine Worte. Schließlich bringe ich nur ein »Ja?« heraus.
Eine Pause tritt ein, dann höre ich meinen Herzschlag, und ich spüre, wie jede Sekunde verstreicht.
Gabby stößt Rauch ins Telefon aus, und als er spricht, klingt seine Stimme müde und matt.
Er sagt: »Wir haben sie.«
– 17 –
Zuerst bin ich nicht nervös, aber das ändert sich, als ich den Highway verlasse und unter dem Viadukt der Nineteenth
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