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Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
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Fäuste an der Würstchenbude. Eine Explosion scheint
unausweichlich.
    Dann schreitet ein Polizeitrupp ein.
Sie stellen sich zwischen der Immigrantengang und dem Kleinlaster in einer Reihe
breitbeinig auf.
    «Jetzt machen wir aber mal halblang
hier», sagt der großgewachsene Kerl, der offenbar als Befehlshaber der Einheit
fungiert, und hakt seine Daumen in den Hosenbund ein. «In diesem Land herrscht immerhin
Versammlungsfreiheit.»
    Der Jüngling starrt ihn an. Atmet schwer,
schielt in Richtung der anderen, auf der Suche nach Unterstützung. Zieht dann den
Stinkefinger zurück und spuckt wütend aufs Pflaster. Ein Freund zieht ihn beiseite,
und schließlich folgt er ihm widerwillig. Die Gang verduftet um die Ecke. Der Letzte,
der verschwindet, ist ein drahtiger Junge, der nicht älter als zehn aussieht.
    «Fuck you!», piepst er und spuckt ebenfalls
auf den Boden, bevor ein Mädchen, seine Schwester vielleicht, ihn beim Arm nimmt
und beide sich beeilen, den anderen zu folgen.
    Als der Mann auf der Ladefläche wieder
das Mikrophon ergreift, spielt ein unverhohlenes nachsichtiges Lächeln um seine
Mundwinkel.
    «Der Auftritt, dessen Zeugen wir gerade
eben geworden sind, ist ein erneuter Beweis dafür, dass es manchen offensichtlich
schwerfällt, Respekt vor der Demokratie und der Meinungsfreiheit zu zeigen», verkündet
er triumphierend.
    Seine Anhänger lachen angestrengt.
    Während der Redner fortfährt, beginnt
das Fernsehteam seine Ausrüstung im Wagen zu verstauen. Für heute Abend ist die
Vorstellung vorbei. Die angereisten Journalisten ziehen in Richtung Hotel ab, um
ihre Artikel fertigzustellen, ein paar Fotos auszuwählen und das Material an ihre
Redaktionen zu schicken. Wenn sie sich beeilen, schaffen sie es noch auf ein Bier
in die Kneipe, bevor sie schließt. Konrad seufzt erleichtert, denn ihn hat offenbar
keiner erkannt.
    Als er gerade gehen will, spürt er
eine schwere Hand auf seiner Schulter.
    Es ist Palander.
    «Mats Blomberg», sagt er und nickt
in Richtung des Mannes im Wollpullover, der seinen Auftritt auf der Ladefläche
des Kleinlasters immer noch nicht beendet hat.
    «Einer der neuen smarten Typen. Kommt
nicht von hier. Ist aus Malmö angereist, um die Gelegenheit sozusagen beim Schopfe
zu packen. Wenn man die Sache richtig angeht, kann sich diese Geschichte hier als
Goldgrube für Typen wie ihn erweisen.»
    Er fischt seine Blechschachtel aus
der Westentasche und zündet sich einen seiner schwarzen Zigarillos an. Einer Eingebung
folgend, hindert Konrad ihn daran, die Schachtel wieder einzustecken. Dieses polnisch-kubanische
Rauchwerk riecht gut.
    «Ehrlich gesagt, wenn Sie vielleicht
noch so einen für mich übrig hätten ...»
    Palander hebt erstaunt die Augenbrauen
und gibt ihm Feuer. Konrad saugt an seinem Zigarillo. Der Teer brennt wie Säure
bis tief in seine Lungen hinein. Seine Augen tränen zum zweiten Mal an diesem Abend,
er beginnt zu husten.
    «Verdammt!»
    Örjan Palander kichert heftig, sein
Bauch wippt dabei auf und ab. Er sieht aus, als läge ihm ein Seitenhieb auf der
Zunge, den er allerdings unterdrückt.
    «Wie meinten Sie das», krächzt Konrad,
als er fertig gehustet hat.
    Palanders Blick nimmt einen verschmitzten
Ausdruck an. Er deutet mit seinem Zigarillo in Richtung Kleinlaster, auf dem Blomberg
gerade das Finale einzuleiten scheint.
    «Ein Weißer wird von zwei Kanaken überfallen.
Verteidigt Heim und Vaterland. Und wird dafür eingebuchtet. Dass er Parteimitglied
ist, macht die Sache nicht gerade schwieriger. Diese Typen hier lieben es geradezu,
Opfermythen über die eigenen Leute zu schüren. Das hier ist für sie das reinste
Traumszenario.»
    Konrad lässt den Zigarillo hinter seinem
Rücken zu Boden fallen und hofft, dass der andere es nicht bemerkt.
    «Aber ihre Leute hier draußen sind
ein bisschen zu dumm, um zu begreifen, wie man die Situation für sich nutzen kann»,
fährt Palander fort. «Sie sind ja selber Verlierer in der heutigen Zeit. Merken,
dass sie den Zug verpasst haben. Und die Angst verunsichert sie. Also klammern
sie sich an jeden Strohhalm, den sie zu fassen bekommen:
    Dreht die Zeit zurück! Werft alle raus,
die unser schönes Land zerstören! Und dann träumen sie sich zurück in den alten
Sozialstaat, in das gute alte schwedische Volksheim, in dem alle die gleiche Fleischwurst
aßen und alles Friede, Freude, Eierkuchen war. Sie wissen ja, Vater schafft das
Geld ran, und Mutter hütet die Familie. Und alle sind glücklich und zufrieden.»
    «Ist

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