Lagune der Lust - Caprice
du‘s weißt. Ich bin Innenarchitektin.«
»Gute Tarnung. Du wirst sie bald brauchen.« Nikos grinste und deutete hinter ihren Sessel. »Da schreitet nämlich soeben der echte Rudolf Kastens durchs Hauptportal.«
Maren, die mit dem Rücken zur Halle saß, drehte sich um. Im gleichen Moment wurde ihr siedendheiß. Ihr Herz stolperte, dann raste ihr Puls nur so durch ihre Adern.
»Rolf!«, keuchte sie und ging in Deckung. Er durfte sie nicht sehen, sonst war alles aus.
»Rolf?« fragte Nikos verwundert.
Maren drückte sich in ihren Sessel. »Sag mir, was er gerade tut.«
»Er geht zum Aufzug und sieht sich um. Jetzt winkt er jemandem zu, der oben auf der Treppe steht und den ich nicht sehen kann.«
Nikos schwieg eine Weile, dann ließ er sich in seinen Sessel zurückfallen. »Du hast‘s geschafft. Der Aufzug fährt gerade mit ihm nach oben.«
Maren stieß die angehaltene Luft aus. »Bist du sicher, dass das Rudolf Kastens ist?«
»Er war zwar lange nicht mehr hier, aber ja, er ist es.« Er sah in ihr blasses Gesicht. »Wieso Rolf?«
»So hat er sich mir vorgestellt. Als Rolf Tereg. Wir haben uns auf einer Schiffsfahrt kennengelernt. Wir wohnen im gleichen Hotel, in einem Vorort von Chania.«
Maren strich sich die Haare aus der Stirn. »Ich verstehe das nicht. Laut Sophie wollte er doch im Astoria absteigen.«
»Wollte er auch«, bestätigte Nikos. »Sein Zimmer war für vierzehn Tage vorbestellt. Offensichtlich geht er der Presse aus dem Weg. Er schickt seinen Cousin an seiner Stelle hierher, während er selbst woanders unerkannt Urlaub macht. Den Namen Tereg kenne ich nicht. Vielleicht ein Name aus dem entfernten Familienkreis.«
Maren sah überrascht auf. Sophie hatte ihr ein Dossier über Kastens geschickt. Bisher war sie noch nicht dazu gekommen, die Informationen durchzusehen. Dieser Mann, Rolf oder Rudolf, hatte sie so eingenommen, dass sie darüber ihren Job vergessen hatte.
»Was bekümmert dich?« Nikos nahm ihre Hand. »Nun weißt du, wer Rudolf Kastens ist. Und wenn ihr euch bereits kennt und zufällig auch noch im selben Hotel wohnt, ist doch alles in Ordnung. Was stört da ein falscher Name.«
»Du hast recht.« Maren sah alles andere als erleichtert aus. »Wenigstens weiß ich jetzt, warum er mir gleich so bekannt vorkam. Trotzdem wäre ich nie darauf gekommen, dass er Rudolf Kastens ist.«
»Aber du hast ihm eindeutig zu tief in die Augen gesehen.« Nikos betrachtete die junge Frau aufmerksam.
»Nein«, widersprach Maren heftig. »Es ist nur so, dass ich …«
»Dass du ihn magst.«
»Das auch. Und ich will ihn nicht hintergehen.«
Nikos drückte ihre Hand. »Er ist ein interessanter Mann. Dennoch muss ich dich vor ihm warnen. Zu nahe solltest du ihn nicht an dich heranlassen. Er hat ständig was mit Frauen. Bisher ist es noch keiner gelungen, ihn länger an sich zu binden.«
Er zögerte, bevor er fortfuhr. »Nachdem, was so geredet wird, will er sich keine Fesseln anlegen lassen. Er lebt nur für seinen Beruf. Deshalb darfst du auf keinen Fall deinen Auftrag vergessen. Gefühle haben in deinem Job nichts verloren.«
Maren sah unglücklich zu ihm auf. »Das weiß ich auch, aber ich wusste es nicht, als ich ihn kennengelernt habe.«
»Umso besser, dann hast du dir nichts vorzuwerfen. Er spielt schließlich auch mit falschen Karten. Wenn er je erfährt, dass du Reporterin bist, ist es aus.«
Maren dachte an das, was Sophie erzählt hatte. Nikos hatte ihre Lage richtig eingeschätzt. Trotzdem! Rolf zu hintergehen, fiel ihr schwer.
»Flieg wie geplant in dein Hotel«, unterbrach Nikos ihr Gedankenchaos. »Nur von hier solltest du schleunigst verschwinden. Wenn Kastens dich entdeckt, wird er misstrauisch. Dann ist deine Mission gescheitert.«
Nikos stand auf. »Du kommst mit zu mir, und wir essen gemeinsam zu Mittag.« Er zwinkerte verschwörerisch. »Und beim Kochen schmieden wir einen Plan, wie du ihm die Zunge löst. Einverstanden?«
Maren lächelte. Nikos war unverbesserlich. In ihm hatte sie einen Verbündeten gefunden. Mehr sogar, einen väterlichen Freund, der ihren Konflikt verstand.
»Gute Idee«, sagte Maren. »Mein Rückflug geht erst am frühen Abend. Wir haben also viel Zeit für uns.«
Maren saß in ihrem Zimmer im Hotel Elena und sichtete Sophies Unterlagen. Der Familienname von Rudolf Kastens Mutter lautete Geret. Ihr Großvater hatte die Geret-Privatbank gegründet. Erst in der dritten Generation, als Rudolfs Vater die Geschäfte übernahm, wurde sie in die
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