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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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nicht zweimal sagen lassen. Mit der fleischigen rosafarbenen Zunge fuhr er sich über die spitzen gelben Zähne, die er selbst zurechtgeschleift hatte, dann sah Alphart, wie sich die Muskeln des Riesen spannten, um die Keule herabfahren zu lassen…
    Aber sie taten es nicht!
    Aus einem unerfindlichen Grund hielt der Blutbercht in seiner Bewegung inne.
    Wie angewurzelt stand er da, die fürchterliche Waffe noch immer erhoben. Sein Lachen ging in ein heiseres Keuchen über. Gleichzeitig hatte Alphart den Eindruck, dass auch das andere Auge des Unholds trüb und milchig wurde.
    Der Blutbercht zuckte.
    Einen Lidschlag später durchstieß etwas seine Brust und brach mit Urgewalt hervor. Mit ungläubig geweiteten Augen sah Alphart, dass es eine Speerspitze war.
    Nicht aus Eisen war sie gefertigt, sondern aus Stein. Der scharfkantige Keil hatte sich mit derartiger Wucht in den Rücken des Unholds gebohrt, dass er durch die Brust wieder ausgetreten war.
    Der Blutbercht blickte an sich herab, und während er noch zu begreifen versuchte, was geschehen war, trat eine zweite Speerspitze aus seiner mächtigen Brust, kantig und blutbesudelt.
    Alphart begriff, dass er unverhofft Hilfe erhalten hatte.
    Während der Blutbercht seine Keule sinken ließ und auf seinen dicken Beinen zu wanken begann, durchdrangen gellende Schreie die Höhle, und aus den Schatten jenseits des Feuers sprangen gedrungene wilde Gestalten, wie der Wildfänger sie noch nie gesehen hatte. Er sah zottige Felle und langes Haar, hörte Laute, wie menschliche Kehlen sie unmöglich hervorbringen konnten, und musste an die Erle denken. Entsetzt wollte er sich aufrichten, aber sein geschundener Körper gehorchte ihm nicht mehr.
    Der Schmerz in seiner Seite wurde so heftig, dass er den Jäger endgültig in den dunklen Schlund der Ohnmacht riss.
    Alpharts letzter Gedanke, ehe er erneut das Bewusstsein verlor, galt seinen Gefährten.
    Seinen Freunden.
    Seinen Brüdern…

 
    9
     
     
     
    Die Entscheidungsschlacht um die Zukunft von Allagáin tobte.
    Oder?
    Als Barand von Falkenstein sein Pferd über die Böschung lenkte, erwartete er, ein Schlachtfeld vor sich zu sehen. Mit brachialer Gewalt hatten seine Ritter einen Keil in die Reihen der Waldkrieger treiben sollen – doch wie er feststellen musste, war dies nicht geschehen. Zwar lagen auf dem hügeligen Gelände die Leichen einzelner Gefallener, vom gegnerischen Heer, auf das zu treffen Barand erwartet hatte, sah er jedoch nichts. Der Feind hatte sich unerwartet zurückgezogen, und die Reiterei hatte die Verfolgung aufgenommen – und jäh begriff der Marschall von Iónador, dass dies eine Falle sein musste!
    Welchen Grund sollten die Barbaren sonst wohl haben, sich zunächst bis an den Rand der Böschung vorzuwagen und sich dann kampflos zurückzuziehen? Sie wollten die Reiterei in die nahen Wälder locken und so den Vorteil, den eine schwere Panzerung auf freiem Felde bot, zum Nachteil machen. Denn inmitten eng stehender Bäume und dichten Unterholzes waren die Ritter dem weniger gerüsteten und deshalb wendigeren Feind hoffnungslos unterlegen…
    Ein guter Trick, den sich der Falke der Waldbarbaren da ausgedacht hatte, das musste Barand von Falkenstein ihm zugestehen.
    Meinrad von Kean d’Eagol, der die Reiterei anführte, ahnte von der Falle nichts. Mutig preschte er seinen Leuten voraus, als wollte er den Sieg gegen das Waldvolk im Alleingang erringen. Schon hatte er die Bäume fast erreicht – und Barand tat, was ihm das einzig Richtige erschien. Er ließ zum Rückzug blasen…
     
     
    »Weiter so! Nur immer weiter!«
    Von seinem Hochstand aus beobachtete Galfyn den Hergang der Schlacht und verfiel in triumphierendes Geschrei, als sich Iónadors Ritter dem Waldrand näherten. Sein Plan schien aufzugehen, die gepanzerten Kämpen schienen geradewegs in ihr Verderben zu reiten.
    »Nun, alter Mann?«, fragte er Herras. »Habe ich dir nicht gesagt, dass es ganz einfach werden wird?«
    In diesem Moment war aus den Reihen des nachrückenden Fußvolks ein Trompetensignal zu vernehmen.
    »Das hast du, Junge«, entgegnete der alte Krieger düster, »und ich wünschte, ich hätte dir nicht geglaubt.«
    »Weshalb? Was…?«
    Einen Augenblick war Galfyn verwirrt und begriff nicht, was sein Lehrer meinte – als die Kämpfer Iónadors jedoch ihren Ritt verlangsamten und die Pferde zügelten, wurde es auch ihm klar.
    »Sie… sie blasen zum Rückzug!«, rief der junge Anführer außer sich. »Das… das kann nicht

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