Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen
Kampf gegen das Böse«, antwortete Bannhart unverwandt, »der Kampf gegen die Kälte, die deine Welt erstickt. Diese Kälte zurückzudrängen und das Böse zu besiegen sind deine eigentlichen Ziele, und die Kraft dazu fließt dir von Orten zu, von deren Existenz du bisher noch nicht einmal etwas ahnst.«
»Für einen Wildfänger redest du ziemlich geschwollen daher«, stellte Alphart fest und schaute seinen Bruder zweifelnd an. »Fast erinnerst du mich an jemand anderen…«
»Tatsächlich?«, fragte Bannhart mit stillem Lächeln – als sich seine Erscheinung auf einmal verwandelte.
Das Haar wurde schütter, bis es ganz verschwand, der Bart färbte sich silbergrau, und auch das Gesicht veränderte sich. Die Güte darin blieb bestehen, aber innerhalb von Augenblicken alterten Bannharts Züge um Jahrzehnte. Auch seine Kleidung wechselte Aussehen und Farbe, wurde zur weiten Robe eines Druiden – und schließlich sah sich Alphart dem Druiden Yvolar gegenüber.
»Potztausend!«, entfuhr es ihm voller Verblüffung. »Ist all dies nur Blendwerk und billiger Zauber?«
»Nein«, erwiderte der Druide mit Bannharts tiefem Organ. »Das Schicksal spricht in mancherlei Gestalt zu dir, Bruder, aber stets mit einer Stimme. Und diese Stimme sagt, dass es einen Auftrag gibt, den du zu erfüllen hast, eine Mission.«
»U-und wenn ich nicht mehr will?«, fragte Alphart, noch immer verwirrt.
»Du wirst auf Erden gebraucht«, lautete die Antwort. »Du musst kämpfen, hörst du? Kehre zurück in die Welt der Lebenden und tue das, wozu dich das Schicksal auserkoren hat…«
Die Worte hallten im Bewusstsein des Jägers nach, bis sie zu einem dumpfen Gemurmel wurden. Und auf einmal war es auch nicht mehr die Stimme von Bannhart oder Yvolar, die er hörte, sondern die eines Fremden, der sich noch dazu einer anderen, ihm unverständlichen Sprache bediente.
Der strenge Geruch von angesengtem Haar stieg ihm in die Nase und riss ihn jäh aus jener Zwischenwelt und zurück in die raue, kalte Wirklichkeit. Brennender Schmerz peinigte wieder seinen Körper, und obwohl er die Augen fest zusammenkniff, nahm er durch die geschlossenen Lider das Flackern von Feuer wahr.
»Nein«, hauchte er und warf den Kopf hin und her, auf dessen Stirn der Schweiß perlte. »Nein, ich kann nicht… Bannhart, sag ihnen, dass ich nicht kann…«
Aber sein Bruder schwieg.
Alphart erhielt keine andere Antwort als das dumpfe Gemurmel in der fremden Sprache, und er hörte es auch noch, als sein Geist erneut hinwegdämmerte. Die Stimme begleitete ihn. Bald war sie ganz nah bei ihm, dann wieder weit entfernt, sodass er sie kaum noch hören konnte. Aber niemals verstummte sie ganz, blieb bei ihm wie ein Leuchtfeuer, das ihn in dunkler Nacht geleitete und ihn sicher nach Hause führte, zurück an den heimischen Herd.
Wie lange Alpharts Wanderschaft dauerte, wie viel Zeit er damit verbrachte, das Nirgendwo zwischen Leben und Tod zu durchstreifen, vermochte er später nicht mehr zu sagen. Eine, so schien es, unendlich lange Zeit wälzte er sich auf seinem Lager hin und her, von Fieberkrämpfen geschüttelt und die Namen seiner Gefährten rufend. Wie aus dichtem Nebel tauchten ihre Gesichter vor ihm auf, und sie ermahnten ihn ständig, den Kampf nicht aufzugeben und zurückzukehren in ihre Welt.
Irgendwann verblassten sie gänzlich, dafür befand sich die fremde Stimme auf einmal unmittelbar über ihm. Jäh schlug er die Augen auf- und blickte in ein Gesicht, das unendlich alt zu sein schien. Tief in den Höhlen liegende Augen blickten ihn aus einer von tiefen Falten zerfurchten Miene an. Langes weißes Haar umrahmte das Antlitz, das irgendwie menschlich wirkte und doch wieder nicht. Der zahnlose Mund war der Ursprung des monotonen Gemurmels, das eine Art Gesang in einer fremden Sprache sein musste.
Alphart wollte erschrocken zurückweichen, doch noch bevor sein Gehirn diesen Reflex auslösen konnte, ergriff die Ohnmacht wieder von ihm Besitz. Erneut hatte er das Gefühl, in einen tiefen Schacht zu stürzen, auf dessen Grund er diesmal jedoch nicht Schmerz und Fieber fand, sondern den erholsamen Schlaf der Genesung.
11
Noch immer standen die beiden Heere einander gegenüber. Die Trommelschläge und der Klang der Kriegshörner waren jedoch verstummt, die Pfeile lagen nicht mehr schussbereit auf den gespannten Sehnen, und die Klingen hatten zurück in die Scheiden gefunden. Das Tal des Allair, das den Aufmarsch der größten Heere seit
Weitere Kostenlose Bücher