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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Verrat am Fürstregenten von Iónador«, keifte er, »Verrat an unserem Volk und Land!« Er wandte sich um zu dem jungen Schwertführer und Marschall. »Ist es das, was du willst, Barand von Falkenstein? Als Verräter in die Annalen der Goldenen Stadt eingehen?«
    »Nein!«, beeilte sich Barand zu versichern.
    »So verschließe deine Ohren vor der Unwahrheit, mit der dieser Druide dein Herz vergiften will. Kehre zurück zu deinem Heer und tue, was Klaigon dir befohlen hat. Die Waldbarbaren haben ihr Land verlassen und sind in Allagáin eingefallen – Ihnen gilt es Einhalt zu gebieten, nicht irgendeinem Feind, der wohl nur in der Einbildung dieses Greises existiert. Sieh ihn dir an, Barand! Alt ist er und schwach! Willst du dich seinetwegen wirklich gegen Klaigon wenden, der stets wie ein Vater zu dir war? Dem du alles verdankst, was du bist, und der dir selbst die Hand seiner holden Nichte…«
    »Genug geredet!«
    Yvolar hatte die Worte mit aller Schärfe gerufen. Er würde nicht weiter zulassen, dass Lüge um Lüge über die dünnen Lippen des Sehers schwappte und den jungen Marshall erneut in Verwirrung stürzte. Eigentlich hatte er nichts mehr sagen, nicht weiter auf Barand einwirken wollen, weil dieser selbst die Entscheidung treffen sollte. Doch er sah, wie Barand von Falkenstein durch die Worte Eolacs erneut schwer ins Wanken geriet, und spürte, wie sich gerade das hässliche Wort »Verrat« tief in seine Seele brannte. Denn Treue war eine Tugend, die einem Soldaten wie Barand von Falkenstein viel bedeutete, und er hatte nun mal Klaigon den Treueid geschworen. Diesen Eid zu brechen kam Barand wie schändlichster Verrat vor, und er wollte lieber als Feigling oder Schwächling dastehen denn als ein Verräter. Als Eolac nun auch noch die Nichte des Fürstregenten ins Spiel brachte und damit direkt auf Barands Herz abzielte, sah sich Yvolar gezwungen einzugreifen, denn es stand viel zu viel auf dem Spiel.
    Außerdem hatte sich das Erlgift weiter in seinem Körper ausgebreitet und schwächte ihn zusehends. Der Druide spürte Kälte, wie kein Winter sie bewirken konnte. Mit eisiger Haue griff sie nach seinem Herzen und wollte es zum Stillstand bringen. Die Zeit, die ihm auf Erden blieb, war nur mehr eng begrenzt, wenn er nicht bald ein Gegengift erhielt. Aber noch war es nicht so weit. Erst musste er diesen Kampf austragen, der über das Leben Tausender entscheiden würde…
    Yvolar hatte nicht als der wohlwollende alte Mann gesprochen, als der er die sterbliche Welt bereiste, sondern mit der Kraft des Zauberkundigen und dem Wissen von Jahrtausenden. Die Schärfe eines Richters lag in seiner Stimme und die Autorität eines Königs, und jeder der Anwesenden glaubte, sie nicht nur mit den Ohren zu hören, sondern auch auf geistiger Ebene. So war es auch gewesen, als der Druide und sein Drache plötzlich aufgetaucht waren, zu Beginn dieser Schlacht, die einerseits so völlig sinnlos war und andererseits der Anfang vom Untergang der sterblichen Welt.
    »Ich werde mir deinen Unsinn nicht länger anhören, Scharlatan«, fuhr Yvolar an Eolac gewandt fort, »denn dazu fehlt mir die Zeit. Einst magst du richtig gefühlt und gehandelt haben, aber um dem Fürstregenten zu gefallen, hast du dein Herz verschlossen, handelst wider alle Vernunft und bist wie Klaigon ein Werkzeug Muortis’ geworden. Deine Anwesenheit hier ist nicht länger erwünscht. Also gehe dorthin zurück, wo du hergekommen bist. Verkrieche dich in den Tiefen der Goldenen Stadt und hoffe darauf, dass sich keiner deines Verrats erinnern wird, den du an Iónador begehen wolltest!«
    Niemand, nicht einmal Eolac, konnte sich der Wirkung entziehen, die Yvolars Stimme seinen Worten verlieh. Wie ein Sturmwind brach sie über die Anwesenden herein, raubte ihnen Sicht und Atem – und der Seher, dessen größte Furcht eben noch Klaigon und seinen dunklen Verbündeten gegolten hatte, begriff, dass ihm auch von dem alten Druiden Gefahr drohte.
    Noch einen Augenblick stand er unbewegt, während seine Blicke vergeblich nach Unterstützung heischten; aber in den Augen der Waldkrieger fand er sie nicht, und aus denen des Druiden schlug ihm nur blanke Ablehnung entgegen. Und auch Barand von Falkenstein, der stets Wachs in den Händen des Sehers gewesen war, verweigerte sich ihm auf einmal.
    Eolac Krähenfeder war kein Narr. Er hatte es nicht so weit gebracht, weil er unvorsichtig gewesen wäre, sondern weil er es im Gegenteil immer verstanden hatte, genau das zu sagen und

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