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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Innerstes, Barand, und befragt Euer Herz. Auch Ihr hattet Zweifel, nicht wahr? Oder habt Ihr Euch nie gefragt, woher all die Waffen stammen, mit denen Klaigon ein Heer ausrüsten konnte, wie es seit den Tagen der Könige nicht mehr aufgeboten wurde? Ich will es Euch sagen, mein Freund: Klaigon wusste schon lange, dass dieser Krieg ausbrechen würde, und hat entsprechend Waffen und Ausrüstung besorgt. In den dunklen Pfründen Dorgaskols wurden sie geschmiedet, und keineswegs von Menschenhand. Nur aus einem Grund hat der Herr des Eises sie an Iónador geliefert – damit die Goldene Stadt in den Krieg gegen das Waldvolk zieht und die Heere der Sterblichen sich gegenseitig vernichten.«
    »So etwas würde Klaigon niemals tun!«, behauptete Barand, aber seine Stimme klang nicht mehr empört und aufgebracht, sondern zweifelnd, und unausgesprochene Furcht war darin zu hören.
    »Könnt Ihr Euch da wirklich sicher sein? Muortis kennt viele Wege, die Sterblichen zu täuschen. Vielleicht denkt der Fürstregent tatsächlich, dass er all das zum Wohle Iónadors tut – aber es ändert nichts daran, dass sich Klaigon für die falsche Seite entschieden hat und mit seinem Handeln sein Volk zum Untergang verdammt. Er wurde geblendet, hat sich in die Irre fahren lassen von Muortis’ Verlockungen. Auf ihn ist kein Verlass mehr.« Der Druide unterbrach sich, und seine Stimme war ein Flüstern, als er eine kurze Weile später fortfuhr: »Wir alle, die wir hier stehen, erleben eine Wende der Zeiten. Das Alte hat keinen Bestand mehr, die Ära der Mythen geht zu Ende. Bald schon werden sie nur noch Erinnerung sein und für viele nicht einmal mehr das. Aber noch ist es nicht so weit, meine Freunde. Noch leben sie, noch sind ihr Zauber und ihre Magie gegenwärtig, und wenn es uns gelingt, noch einmal ein Bündnis zu schließen zwischen…«
    »Nein!«
    Es war die Stimme Eolacs des Sehers, die scharf wie ein Messer durch die klirrende Kälte schnitt.
    »Du hast etwas zu sagen?«, fragte Yvolar lauernd.
    »Das will ich meinen. Lange genug habe ich deinen Ausführungen gelauscht, ohne zu widersprechen, aber nun kann und will ich nicht länger schweigen. Ich glaube nicht, was du da sagst, Druide – und Ihr tätet ebenfalls gut daran, ihm nicht zu glauben, Barand. Oder muss ich Euch erst an den Eid erinnern, den Ihr Klaigon geschworen habt? Und an seine Nichte, die holde Prinzessin Rionna, deren Herz Ihr zu erringen hofft?«
    »Schweig, Scharlatan!«, fuhr Yvolar ihn an, der sehen konnte, wie Unsicherheit und Verwirrung in Barands edlen, aber auch ein wenig schlichten Zügen zurückkehrten. »Wurde nicht schon genug Gift verspritzt?«
    »Allerdings, das wurde es!«, ereiferte sich der Seher und gestikulierte effektheischend mit den langen, dürren Armen. Der Umhang aus Krähenfedern umtanzte seine hagere, bucklige Gestalt, und sein dünnes graues Haar flatterte im Wind, als würde es sich vor Empörung sträuben. »Schon viel zu lange habe ich deinen Hetzreden zugehört, Druide, die das Herz dieses trefflichen jungen Mannes verderben sollen. Nichts als Lügen hast du bisher vorgebracht!«
    »Du nennst mich einen Lügner?«, fragte Yvolar.
    »Aber Eolac«, wandte Barand ein, bevor der Seher weitersprechen konnte, »warst du es nicht, der uns geraten hat, Boten zum Urberg zu schicken? Der wollte, dass Klaigon den Herrn von Damasia um Rat und Hilfe bittet?«
    »Das war«, antwortete Eolac und machte eine abfällige Handbewegung, »bevor ich erfuhr, dass der Prophet vom Urberg zu einem Träumer und Verräter geworden ist. Ein Träumer, der Märchen und Wirklichkeit nicht voneinander zu unterscheiden weiß. Ein Verräter, der sich gegen Iónador und auf die Seite der Waldbarbaren gestellt hat!«
    Fyrhack ließ ein dumpfes Grollen vernehmen, reckte das mächtige Haupt vor, als wollte er dem großmäuligen Seher den Kopf von den Schultern beißen. Yvolar jedoch hielt ihn zurück.
    »Deine Worte, Eolac«, sprach er, »sind nur allzu leicht zu durchschauen. Sie zielen darauf ab, meinen Zorn zu erregen und mich dazu zu bringen, Dinge zu tun und zu sagen, die Barand zurück in deine Fänge treiben. Denn du, Seher, bist nichts als ein Betrüger, ein rückhaltloser Lakai in Klaigons Diensten. Was ich sage, beruht auf Wahrheit und Vernunft, und beides fürchtest du.«
    »Schön gesprochen, Druide«, konterte der Seher, »aber selbst die Sprache eines Dichters kann nicht verhehlen, worum es hier in Wirklichkeit geht – nämlich um schändlichen Verrat!

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