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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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schlang die Arme um Cerise und drückte das Metall. Hoffen wir, dass die Trickkiste des Spiegels hält, was sie verspricht .
    Die Münze wurde heiß. Von seiner Hand ging ein schwacher magischer Lichtschein aus, sank auf Cerises Arme hinab, hüllte ihre Jacke, ihre Jeans, seine Arme ein und verschluckte das ganze Boot.
    Cerise versteifte sich. Ihre Hände umklammerten die Stange, bis die Fingerknöchel weiß hervortraten. Ihre Pupillen wurden zu dunklen Teichen in den Iriden.
    Die Reaktion auf die Magie der Hand. Wenigstens arbeitete die Königin der Landstreicher nicht für Spider.
    Cerise fröstelte. Der erste Kontakt war immer am schlimmsten. Die Jagd auf Spider hatte ihn dagegen gewappnet, sie jedoch hatte dem nichts entgegenzusetzen. Wenn er sie nicht rasch zurückhielt, würde sie einknicken und den Bann brechen.
    William zog sie dichter an sich, griff nach der Stange, für den Fall, dass sie losließ, und flüsterte ihr ins Ohr: »Nicht bewegen.«
    Ein großes Boot kam um die Flussbiegung.
    Cerise schauderte. Er drückte sie an sich, der Bann musste unbedingt halten.
    Der magische Lichtschein, der sie umhüllte, schimmerte in einem Dutzend Farben, festigte sich und nahm schließlich mit der Präzision eines Spiegels das Grün des Schilfs und das Grau des Wassers an.
    Gezogen von einem einzigen Rolpie pflügte das große Boot gegen den Strom. An Bord Männer mit Gewehren. Keine regulären Truppen der Hand – dazu war ihre Ausrüstung zu abwechslungsreich. Vermutlich einheimische Talente. William zählte die Gewehre. Sieben. Zu viele, um schnell mit ihnen fertig zu werden. Und einer darunter musste zu Spiders Leuten gehören …
    Im Heck stand ein Mann, dem ein langer, grauer Umhang über die Schulter hing.
    Der Mann hob die Hand, und das Boot stoppte. Der Kopf des Rolpies lugte aus dem Wasser. Der Mann am Heck streifte seinen Umhang ab. Er trug ausgebeulte Hosen und kein Hemd. Ziemlich dünn, der Bursche, als hätte jemand ein Skelett in feste Muskelstränge und rotes Wachstuch gezwängt.
    Im Kopf ging William Spiders Leute durch. Eine Handvoll seiner Männer waren spindeldürr, aber nur einer hatte ziegelrote Haut: Ruh. Spiders Fährtenleser. Laut Spiegel waren er und Spider unzertrennlich wie siamesische Zwillinge. Demnach war der Hurensohn also auch im Sumpf.
    Die Haut zwischen Williams Fingerknöcheln juckte, als seine Krallen ausfahren wollten. Ein Biss in diesen Zahnstocherhals, und Spider müsste sich einen neuen Fährtenleser suchen. Aber sieben Gewehre und fünfzig Meter Distanz ließen ihm keine Chance. Gut, dann würde er seine Gelegenheit eben später bekommen. Ruh schmeckte wahrscheinlich ohnehin scheußlich.
    William holte tief und gleichmäßig Luft. Schwer, sieben Männer und den Spurenleser zu töten. Vielleicht irgendwo, wo sich viele Menschen aufhielten, und auf festem Boden. Vor allem dunkel musste es sein. Dann würde er sie mit dem Messer oder mit seinen Zähnen aufschlitzen, und sie würden nicht mal mitkriegen, wer da über sie gekommen war. Aber hier draußen saßen sie auf dem Präsentierteller, wenn der Bann brach.
    Falls Ruh sie entdeckte, würde er das Boot hochstemmen, es als Schutzschild verwenden und losstürmen. Das Mädchen würde ihn bremsen, doch wenn sie es in einem Stück bis zu den Zypressen schafften, konnte er Ruhs Männer einen nach dem anderen ausschalten.
    Aber der Weg zu den Zypressen verhieß einen Höllentrip.
    Ein älterer, untersetzter Edger spulte eine Leine von einer am Bug angeschraubten Rolle und warf eine Schlinge über den langen, zerbrechlichen Hals des Rolpies. Mit einer Hand an der Leine drehte er die Kurbel. Das Rolpie zuckte aufgeschreckt und wehrte sich wie ein Fisch am Angelhaken, doch die Schlinge umschloss seinen Hals und zog es an die Flanke des Boots. Ohne abtauchen zu können und mit über der Wasserlinie gefangenem Kopf erschlaffte das Tier.
    Ruh suchte Halt im Bug, seine nackten Füße griffen ins Deck wie Vogelkrallen. Dann beugte er sich über das Wasser, den Körper so weit gekrümmt, dass ein normaler Mensch unweigerlich in den Fluss gestürzt wäre, und streckte die rechte Hand zur Wasseroberfläche aus.
    Auf Ruhs Schulter wuchs eine Fleischbeule, zog sich langsam zusammen, entspannte sich wieder und wurde mit jeder Kontraktion dicker. Was zum Teufel …?
    Ruh stöhnte. Über dem rechten Deltamuskel des Fährtensuchers schwoll ein großer gelber Schleimbatzen, platzte und entließ einen Tentakel.
    Williams Mund brannte sauer. Gut, sollte

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