Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)
natürlich könnten wir versehentlich ihr Gehirn schmoren.«
Magdalene wurde blass.
Kluger Junge . »Das Risiko müssen wir dann wohl eingehen. Die meisten Frauen würden ihre Lage noch mal überdenken, wenn sie sich plötzlich fünf wütenden, blutigen Gestalten gegenübersehen, die sich gewaltsam Zutritt zu ihren Räumlichkeiten verschafft haben. Aber die hier ist dazu anscheinend zu dämlich.« Kaldar hob den Emitter. »Schauen Sie ins Licht, Magdalene.«
»Schön.« Magdalene krümmte sich in ihrem Sessel. »Was wollen Sie?«
»Wir hatten den Emitter. Warum haben Sie uns auffliegen lassen?«
Sie seufzte. »Weil ich Yonkers Tod wollte. Diese verdammten Krämerseelen haben uns verboten – verboten –, die Sache zu beenden. Ich kann nicht mal ein Kopfgeld auf ihn aussetzen, weil das geschäftsschädigend wäre. Ich will den Kerl jetzt schon seit drei Jahren umbringen. Und dann schlagt ihr Schwachköpfe hier auf. Wenn ihr Yonkers Apparat klaut und er kommt dahinter, bleiben nur zwei Möglichkeiten: Entweder ihr tötet ihn oder er euch, und in dem Fall würde der Spiegel bei ihm anklopfen und Rache wollen. So oder so würde er seinen letzten Schnaufer tun, und ich wäre fein raus. Aber ihr habt es vermasselt.«
»Sie sind eine böse Frau«, stellte George fest.
»Was weißt du schon über das Böse, du dummer Junge?« Magdalene fixierte ihn mit ihrem Blick. »Du hältst das für böse? Gib mir zwei Wochen mit Yonkers Spielzeug, dann bringe ich dich dazu, deine eigene Mutter zu schänden, und es würde dir sogar Spaß machen.«
»Schieß ihr bitte nicht in den Kopf, wenn du sie tötest, Kaldar«, sagte George, seine Miene wirkte so eisig wie aus einem Gletscher gehauen. »Eine Leiche mit zerstörtem Gehirn wiederzuerwecken verbraucht zusätzliche Magie, und ich denke, wir können ihren Kadaver benutzen, um dafür zu sorgen, dass man ihre Verwandtschaft aus der Stadt vertreibt.«
Interessant . Kaldar musterte George. Er hatte ja keine Ahnung gehabt, zu welch berechnender Grausamkeit der Kleine fähig war. Er hätte zwar drauf gewettet, dass er es nicht ernst meinte, dennoch wirkte er teuflisch überzeugend.
»Das bringt ihr nicht«, höhnte Magdalene.
»Und ob«, beschied George ihr. »Das ist mein Ding. Wollen Sie, dass ich Adams Herz durchbohre, um es Ihnen zu beweisen?«
»Nein!« Adam krümmte sich hinter dem Sofa. »Mama!«
Jeder hatte seine Schwäche. Kaldar lachte. »Die kleine Moonflower öffnet ihm das Großmaul. Es ist vorbei, Magdalene.«
Geschlagen ließ Magdalene den Kopf hängen.
»Die Einladung«, befahl Kaldar.
»Im Tresor steht ein schwarzer Kasten«, antwortete sie.
Audrey gab ihre Waffe Gaston, ging zu der Stahltür auf der anderen Seite des Zimmers und legte eine Hand darauf. Grüne Magie hüllte sie ein. Sofort gaben die Schlösser nach.
»Ich hab sie«, rief Audrey.
»Und was kommt als Nächstes?« Magdalene funkelte Kaldar an.
»Wir gehen jetzt.«
»Was?«
Er zuckte die Achseln. »Warum sollten wir Sie umbringen? Vielleicht brauche ich Sie ja noch mal.«
Sie bebte tatsächlich vor Wut. »Wenn Sie jemals wieder herkommen …«
»Wenn ich das tue, werden Sie mich höflich begrüßen und tun, was man von Ihnen verlangt.« Kaldar verlieh seiner Stimme die Schärfe der Oberschicht von Adrianglia. »Sie werden de Braose nicht warnen und auf Rache verzichten – oder der Spiegel ersetzt Sie durch jemand Geschmeidigeren. Ich könnte Ihnen auf der Stelle die Gurgel aufschlitzen, Ihren Sohn ermorden und Ihre Leichen in einem anonymen Grab verscharren. Schon morgen würde eine neue Wahrsagerin durch diese Türen kommen und Ihren Platz einnehmen. Solange sie ihre Rechnungen bezahlen können, ist es Ihren Leuten egal, für wen sie arbeiten.«
Magdalene starrte ihn stumm an.
»Lassen Sie mich eines klarstellen: Ich kann dieses Gebäude mit einem einzigen Blitz dem Erdboden gleichmachen. Ich hätte Ihnen einfach befehlen können, mir diese Einladung auszuhändigen, aber aus Respekt habe ich entschieden, mich an die Spielregeln zu halten. Sie haben die Regeln gebrochen, Magdalene. Sie haben versucht, den Tod eines Spiegel-Agenten und Blaublütigen zu arrangieren. Das kommt einer Kriegserklärung an Adrianglia gleich. Klar, wir leben am anderen Ende des Kontinents, aber unser Einfluss reicht weit. Denken Sie mal einen Moment darüber nach.«
Magdalene Moonflower wurde so weiß wie der Marmorfußboden, auf dem sie stand.
»Nehmen Sie es als eine Lektion. Beim nächsten Mal bin ich
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