Land der Sehnsucht (German Edition)
zwinkerte. „Das mache ich nämlich immer.“
Véronique wollte, dass er ging, und deutete mit einem Kopfnicken auf die Münzen zwischen ihren Fingerspitzen. Wenn er sie nur nähme, hätte sie ihre Verpflichtung erfüllt. „Ich brauche heute nichts, Monsieur. Aber ich biete Ihnen diese Münzen an.“ Sie hielt sie ihm hin. „Sie können sie haben.“
Seine buschigen Brauen schossen in die Höhe. „Sie sind nicht von hier, nicht wahr?“
„Bitte, Monsieur. Wenn Sie einfach mein Almosen annehmen und mich dann in …“
„Oh, Mr Roberts. Guten Morgen, Sir.“
Als sie Jacks Stimme hörte, erfüllte Véronique eine starke Erleichterung. Sie wollte sich schon bedanken, als sie feststellte, dass Jack sie überhaupt nicht anschaute. Seine Aufmerksamkeit galt dem Bettler.
Das Gesicht des alten Mannes verzog sich zu einem breiten Grinsen, das weniger Zähne zum Vorschein brachte, als sie ursprünglich in seinem Mund vermutet hatte. „Oh, Jack Brennan, wie geht es Ihnen?“
Jack schüttelte Monsieur Roberts die Hand. „Mir geht es sehr gut, danke, Sir. Ich habe Sie beide hier stehen sehen und dachte, ich sage Hallo.“
Véronique fragte sich, woher Jack diesen Mann kannte. Sie bemerkte den unauffälligen Blick, den er ihr zuwarf, und erwiderte ihn mit einem dankbaren Blick dafür, dass er sie gerettet hatte. Wieder einmal.
Jack warf einen Blick in den Wagen des Mannes. „Haben Sie seit Freitag etwas Neues? Ich freue mich wirklich über das Nudelholz, das ich von Ihnen gekauft habe.“
Ein Nudelholz? Sie versuchte, ihm in die Augen zu schauen, aber das war nicht möglich.
„Schauen wir einmal, was ich sonst noch für Schätze habe …“ Monsieur Roberts kramte einen Moment in seinen Sachen.
Véronique beobachtete Jack, wie er Mr Roberts zusah. Ehrliches Mitgefühl sprach aus Jacks Augen. Und Aufmerksamkeit. Sonderbar, aber sein selbstverständlicher Umgang mit dem Bettler verstärkte ihr Unbehagen nur noch mehr.
„Da haben wir etwas. Das könnte etwas für Sie sein.“ Mr Roberts richtete sich mühsam auf und hielt Jack ein verrostetes Bügeleisen hin.
Véronique wartete und war auf Jacks Reaktion gespannt. Ein Bügeleisen war das Letzte, was ein Mann wie er wahrscheinlich brauchte.
Ein breites Lächeln zog über Jacks Gesicht. „Das ist perfekt.“
Monsieur Roberts schüttelte den Kopf, als Jack den Gegenstand aus seinen zittrigen Händen nahm. „Kaufen Sie es aber nicht, wenn Sie es nicht wirklich brauchen können. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn Sie Ihr Geld für etwas zum Fenster hinauswerfen, das Sie nicht brauchen oder nicht benutzen werden.“
Véronique musste über die Besorgnis des alten Mannes lächeln. Und über Jacks sanftmütigen Umgang mit ihm.
„Ich würde es nicht kaufen, wenn ich es nicht benutzen könnte, Sir. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Im Gegenteil, ich fahre am Freitag weg und mein … Reisepartner kann ziemlich eigen sein in Bezug auf manche Dinge. Er hat immer eine feste Vorstellung davon, wie die Dinge zu sein haben. Ich denke, … mein Partner wird dieses Bügeleisen gut gebrauchen können.“
Sie brauchte einen Moment, aber dann begriff Véronique, dass er von ihr sprach. Und dass er ihr gerade sagte, dass sie in drei Tagen zu einer neuen Fahrt aufbrechen würden! Sie freute sich auf diese neue Chance, nach ihrem Vater zu suchen. Und die Vorfreude darauf, wieder eine längere Zeit in Jacks Gesellschaft zu verbringen, war auch nicht unangenehm. Im Gegenteil, diese Aussicht bereitete ihr viel mehr Vergnügen, als angebracht gewesen wäre.
Da sie sich seiner aufmerksamen Blicke bewusst war, achtete sie darauf, dass sie ihre Aufregung wegen dieser Neuigkeit nicht zu sehr zeigte. Im Geiste malte sie sich bereits aus, wie sie dieses Bügeleisen einsetzen würde, wenn er zu frech werden sollte.
Jack legte sanft eine Hand unter ihren Arm. „Mr Callum Roberts – seine Stimme nahm einen förmlichen Tonfall an –, hatten Sie bereits das Vergnügen, Mademoiselle Véronique Girard kennenzulernen? Sie ist neu in Willow Springs und kommt aus Paris in Frankreich.“
Monsieur Roberts hielt sich an der Seite seines Wagens fest und verbeugte sich etwas steif. „Mademoiselle Girard, es ist mir eine große Freude, Ihre Bekanntschaft zu machen, Madam.“
Sie war überrascht, dass er sich vor ihr verbeugte, und hoffte, dieser Mann wüsste nicht, dass die Etikette von ihr verlangte, ihm ihre Hand zum Kuss zu reichen. Aber sie wusste es, und Jacks Blick verriet, dass er es
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