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Land des Todes

Land des Todes

Titel: Land des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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geschossen, der nichts weiter getan hatte, außer zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Und deswegen hallt jedes Jahr das Wehklagen heulender Frauen durch unser Haus, und das Dorf ist zernarbt von leerstehenden Häusern und Ruinen! Alles deinetwegen! Deinetwegen, Papa! Ich werde dir nie verzeihen, niemals! Ich verfluche dich in deinem Grab, denn ich habe dich für eine bessere Seele als diese stumpfsinnigen anderen gehalten! Du bist nie so gewesen! Mein Herz ist gebrochen, mein Leben liegt in Trümmern. Ich hasse Masko, aber er ist nur ein fetter, grausamer Dummkopf. Dich, Papa, hasse ich mehr.
    Damek sagte: »Was glaubst du, woher das Geld kommt? Was glaubst du, womit für diese feinen Kleider und das Essen bezahlt wird? Woher kommt der Reichtum des königlichen Hauses? Hast du dir noch nie Gedanken über den Blutzoll gemacht? Hast du dich nie gefragt, weshalb königliches Blut von der Vendetta ausgenommen ist?« In der Tat, das habe ich nie getan, und mir ist übel vor Elend und Grauen. Ich möchte mir die Kleider vom Leib reißen und nackt umherlaufen, denn sie sind aus Blut gewoben! Jede Mahlzeit, die ich gegessen habe, stinkt nach Tod! Ich schmecke es in meinem Atem. Ich bin abscheulich, abscheulich, und ich werde nie wieder essen …
    Die Zauberer müssen es wissen und daran beteiligt sein – auch Ezra. Obwohl ich ihn immer gehasst habe, dachte ich, er erließe seine Gesetze nach bestem Wissen und nach dem, was er für richtig hält, was an sich nicht falsch wäre. Und doch sind sie alle leer und böse …
    Wenn es das ist, was es bedeutet, eine Frau zu sein, dann wäre ich lieber im verfluchten Leib meiner Mutter geblieben und nie geboren worden.
    Wie lange ist es her, seit ich zuletzt hier geschrieben habe? Ich weiß nicht mehr, welchen Tag wir haben. Es kümmertmich nicht mehr. Jedenfalls hält der Winter Einzug, und die Winde heulen wie Dämonen. Der Schneefall naht, ich kann ihn riechen.
    Ich fühle mich so einsam – ich will mit jemandem reden wie mit einem Freund. Aber ich habe jetzt keine Freunde mehr, nur noch dieses Buch.
    Ich schäme mich im Innersten meines Wesens, bin zerbrochen, besudelt, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Meine Seele wurde zerrissen und zertrampelt. Hätte ich nur nachgedacht! Ich war töricht und habe aufgehört, den Stuhl unter den Türknauf zu schieben, weil es schien, als würde Masko mich nicht töten lassen.
    Und in der vorvorigen Nacht – oder war es in einer anderen? – kam Masko spät nach Hause und verschaffte sich Zugang zu meiner Kammer. Allein, während ich dies schreibe, steigt mir Galle in die Kehle – ich habe seither jede Mahlzeit ausgespien …
    Er brach mir die Rippen, und ich habe am ganzen Leib blaue Flecken, doch keine dieser Wunden schmerzt so sehr wie die Erinnerung an das, was er mit mir gemacht hat. Am liebsten würde ich mir den Kopf abschneiden, um diese Erinnerung verschwinden zu lassen. Aber das ist nicht das Schlimmste …
    Damek ist fort. Nachdem er mich dazu gebracht hatte, ihm zu erzählen, was geschehen war, hat er versucht, Masko zu ermorden. Ich wollte es ihm nicht sagen, aber er hat nicht locker gelassen. Ich wünschte, er hätte ihn getötet, wünschte, er hätte ihn gleich dort im Gesellschaftszimmer erdolcht … aber er ist noch ein Junge und nicht so stark wie Masko, der nicht nur fett, sondern auch groß ist.
    Masko packte seinen Arm und schleuderte das Messer weg, dann schlug er Damek so heftig, dass seine Nase brach und er die Besinnung verlor. Und als Damek auf dem Boden lag, da trat er ihn, bis Kush ihn zurückzog und brüllte, er sollte den Bastard des Königs nicht umbringen, so sehr er es auchverdienen mochte, zu Tode geprügelt zu werden. Annas Mutter und Kush trugen Damek in die Küche und wuschen ihm das arme Gesicht, bis er erwachte, fluchend wie der Teufel höchstpersönlich. Er behauptete, dass es trotz all des Blutes nicht so schlimm sei und Maskos Schläge nicht einmal ein Kaninchen verletzten könnten, aber ich glaubte ihm nicht.
    Danach zog er sich um, packte eine Tasche und ging. Ich habe ihn angefleht, es nicht zu tun, bin auf die Knie gesunken und habe darum gebettelt, er möge bleiben – aber er entgegnete, das könne er jetzt nicht mehr, Masko würde ihn töten lassen, und er könnte mich hier nicht mehr beschützen. Er sagte auch, er habe einen besseren Plan und würde seine Rache bekommen. Damit ging er. Wohin, das weiß ich nicht, und ich bezweifle, dass ich ihn je wiedersehen

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