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Land des Todes

Land des Todes

Titel: Land des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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nicht hergeben. Er gehört mir und wird mir immer gehören. Ich hoffe, Damek hat recht. Vielleicht gelingt es Masko nicht, jemanden zu finden, der mich heiratet. Aber was soll Masko davon abhalten, einen seiner Speichelleckerfreunde dafür zu bezahlen, um mich zu werben, und den König zu bedrängen, bis er den Erlass schickt, dass ich mich zu vermählen habe? Ich schwöre, wenn Masko einen Bräutigam für mich sucht, renne ich weg! Aber wohin soll ich mich wenden? Ich kann nirgendwohin.
Mittsommer
    Ich bin so wütend, ich könnte jede Wand in diesem Haus zertrümmern! Ja, und jeden Teller, jede Schüssel, jeden Stuhl und jeden Tisch. Ich könnte drinnen wie draußen alles zerbrechen und zerreißen, und alles, was zerbrochen ist, würde ich noch einmal zerbrechen, und wenn alles nur noch aus Trümmern und Splittern bestünde, würde ich es unter meinen Fersen zermahlen und in die Erde stampfen. Ich kann vor Wut nicht aufhören zu zittern, und ich kann kaum diese Feder halten …
    ***
    Bin jetzt so müde. Damek hat mich dazu überredet, die Tür aufzuschließen, und er kam mit einer Suppe herein, die Frau Anna für mich gekocht hat. Also habe ich gegessen, obwohl ich es viel lieber nicht getan hätte. Jetzt ist er weg, und ich will mit niemandem reden. Alles ist ruhig, und ich höre den Schrei einer Eule durch mein Fenster und die Frösche quaken. Am Himmel draußen leuchtet ein strahlender Mond wie eine Silbermünze und wirft Schatten auf den Boden. Es ist seltsam, wie still die Nacht ist, obwohl in meiner Brust ein Sturm tobt! Ich habe die Läden geöffnet, damit die Luft friedlich hereinströmen und meine Wangen trocknen kann.
    Damek hat mir erzählt, dass es wahr ist. Er hat all die Konten gesehen. Er hat gesagt, dass es jeder in den königlichen Häusern weiß und dass ich es auch wissen sollte, weil ich bald eine Frau sein werde. Ich kann es kaum glauben – und doch beteuert Damek, dass es stimmt! Dass diese Kröte Masko über mich triumphiert, ist mehr, als ich ertragen kann. Kommt er doch tatsächlich in mein Nähzimmer und teilt mir hochmütig mit, dass ich einen Freier kennenlernen soll! Und als ich nein sage und erwidere, dass kein verkommenes Schwein seines nichtswürdigen Bekanntenkreises mich in Versuchung bringen könnte, mich, die Tochter von Lord Georg Kadar – dagrinst er mich nur höhnisch an! Ich komme mir so töricht vor. Wenn es jeder wusste, warum dann nicht ich?
    »Der hehre Kadar«, spottete Masko. »Nun, es gibt Dinge, die du über meinen Vater nicht weißt. Dinge, die selbst eine Katze zum Lachen bringen«, fuhr er fort. »Du sitzt hier hochnäsig und redest von seiner edlen Seele und was er doch wegen der Vendetta geschluchzt hat wie ein banges Weib«, sagte er. Und dann behauptete er, dass mein Vater derjenige gewesen sei, der jenen Landknecht auf Befehl des Königs erschossen hätte, um den Blutzoll in Gang zu bringen, der in diesem Teil der Welt geradezu zum Erliegen gekommen war, weil mein ach so feiner Vater seine Pflicht als Mann nicht erfüllt hätte. Und als ich erwiderte, wie er es wagen könne, so über meinen Vater zu sprechen, obwohl er selbst nicht würdig gewesen wäre, ihm die Stiefel zu lecken, da kicherte er und schlug vor, ich solle doch bei Gelegenheit den König fragen. »Von irgendwo müssen die Einkünfte ja kommen«, sagte er, »und der Blutzoll gehört nun mal dazu. Dein Vater wollte seinen Beitrag nicht leisten, bis er dazu gedrängt wurde – er war kein richtiger Mann! Aber letztlich hat er seine Beute erschossen.« Ich stand auf und forderte Masko heraus wie ein Mann, denn ich schwöre, ich würde ihn für meine Ehre und die meines Papas erschießen. Und warum sollte ich nicht, auch wenn ich ein Mädchen bin? Doch er lachte mir ins Gesicht und spuckte auf den Boden. »Das ist ja lustig – eine Göre, die sich auf Ehre beruft!«, rief er. »Und dann noch zur Verteidigung eines Vaters, der berüchtigt als der umtriebigste Hurenbock des Landes war! So mordlüstern, habgierig und übel wie der Rest von uns. Steig von deinem hohen Ross, junge Dame. Du wirst deinen Freier kennenlernen oder verdammt sein.« Was er sonst noch sagte, weiß ich nicht mehr, denn ich hatte das Gefühl, die Besinnung zu verlieren. Ich wollte ihn töten – ich sprang ihn an und versuchte, ihm mit den Nägeln die Augen auszukratzen, aber er stieß mich zu Boden und ging.
    O Papa! Und jetzt weiß ich, dass es wahr ist. Du hast deinGewehr hervorgeholt und jenem armen Mann ins Auge

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