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Land des Todes

Land des Todes

Titel: Land des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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dann immer in mein Zimmer – sie meint, es wäre nicht gut, wenn mich diese Männer sähen. Ich höre sie lachen und brüllen – sie trinken die ganze Nacht. Und gestern Abend gab es einen Streit. Ich konnte sie toben und Dinge zerbrechen hören. Aber Damek hat gesagt, es war belanglos. Er sagt, es sei richtig von Frau Anna, mich zu verstecken, und so gelangweilt ich bin, ich habe kein Verlangen, mehr als nötig von Masko zu sehen.
    Den ganzen Winter lang hat sich nichts ereignet. Fatima ist an einer kranken Lunge gestorben – es war dieses Jahr bitterkalt, und sie war greis. Es gab niemanden, der die Hühner übernommen hätte, denn ihr Sohn wurde vergangenen Sommer durch die Vendetta getötet und hatte noch nicht geheiratet, deshalb wurden sie uns gegeben. Ihr Haus steht leer und sieht traurig aus, und das Dach fällt bereits in sich zusammen. Als der Schnee kam, hat niemand die Wechten weggeschaufelt. Fatima war ein dummes altes Klatschmaul, trotzdem macht mich ihr Tod traurig – sie hat nie hinter meinem Rücken das Teufelszeichen gemacht, wenn ich in meinen alten Kleidern Eimer herumtrug, und sie hat immer gut über Papa gesprochen. Solche Freundlichkeit wird mir in der Gegend nur von wenigen entgegengebracht.
    Der Schnee ist fort, aber es regnet seit fünf Tagen – so heftig, dass der Fluss über die Ufer getreten ist und die unteren Wiesen überschwemmt sind. Ich musste lachen, weil JohkasHaus hüfthoch unter Wasser stand und er in seiner Unterwäsche auf dem Dach hockte und rief, dass jemand kommen und ihn holen solle. Geschieht ihm recht – er ist ein gemeines Wiesel, das war er schon immer, und wenn er könnte, würde er mich in eine Leiche verwandeln. Frau Anna sagt, die Vendetta wird ihn wahrscheinlich nicht erwischen, er ist der Letzte auf der Liste, und bis dahin finden die Zauberer vielleicht eine Möglichkeit für eine Waffenruhe. Das kommt häufig vor, hat sie gesagt, bevor der letzte Mann in einem Dorf stirbt. Sie sagt auch, dass die Guten hingerafft werden und nur der Abschaum bleibt.
Samstag
    Masko sagt, ich muss mir Gedanken über die Eheschließung machen. Das also ist es, was er im Schilde führt. Er will mich aus dem Haus verheiraten und so loswerden. Damek meint, ich bin nicht verpflichtet, mich mit jemandem zu vermählen, solange der König nicht sagt, dass ich es tun muss. Aber ich fürchte, Masko wird dem König damit so lange in den Ohren liegen, bis die Sache für ihn erledigt ist. Damek glaubt auch, dass es sich für Masko schwierig gestalten wird, einen Gemahl für mich zu finden, weil mir all meine Anwesen gestohlen wurden und ich arm bin. Und auch, weil ich eine Hexe bin – niemand weiß, dass es mir an den zauberischen Kräften mangelt, nicht einmal Damek, denn ich traue mich nicht, mit jemand anderem als mir selbst darüber zu reden. Aber vielleicht ist es schon gut, auch nur wie eine Hexe auszusehen, selbst wenn ich keine Flüche wirken kann.
    Ich rannte in die Küche und weinte und weinte. Frau Anna tätschelte mir die Schulter und sagte, ich sei noch zu jung, um mir über derlei Dinge den Kopf zu zerbrechen – zu meinem nächsten Geburtstag werde ich erst sechzehn. Dann kam Masko herein, und Frau Anna trat für mich ein, und er wurdewütend. Er meinte, ich sei eine vollwertige Frau und bereit, mit jedem verbandelt zu werden, der töricht genug sei, mich zu nehmen. Dann zog er mich am Arm aus der Küche. Es gefiel mir nicht, dass er mich anfasste, und das sagte ich ihm auch! Er starrte mich mit seinen kleinen Schweinsäuglein an, und mir gefiel ebenso wenig, wie er mich ansah. Letztlich ließ er mich los, doch er blieb mir so nah, dass ich seinen fauligen Atem riechen konnte. Dann sagte er, ich sei durch mein schwarzes Blut schlimm besudelt, und es würde ein Vermögen in Gold kosten, um einen Mann auch nur dazu zu bewegen, mich anzusehen. Dabei starrte er mich immer noch an – wie kann er es wagen, mich so anzustarren! Und ich schlug ihm ins Gesicht. Er sagte kein Wort, legte nur die Hand dort auf seine Wange, wo meine Finger rote Male hinterlassen hatten, und wandte seinen Blick nicht ab, bis ich wegrannte. Er weckt in mir den Wunsch, mich zu übergeben.
    Ich kann den Gedanken nicht ertragen, jemandes Gemahlin zu werden. Die Sklavin eines idiotischen Mannes zu werden, nach seiner Pfeife zu tanzen, jeden Augenblick meiner Tage und Nächte als sein Besitz zu verbringen, nicht besser als Vieh, eine Zuchtsau, um quiekende Ferkel zu gebären! Ich werde meinen Namen

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