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Land des Todes

Land des Todes

Titel: Land des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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werde. Er meinte, er würde mich in seinem Herzen tragen und mir nie verzeihen, sollte ich es wagen, daran zu denken, mich umzubringen. Aber was habe ich noch, wofür es sich zu leben lohnt? Als ich zu ihm sagte, ich würde mich erhängen, wurde er wütender, als ich ihn je zuvor erlebt habe. Er forderte mich auf, Vertrauen zu haben, aber ach, es ist eine bittere, winzige Flamme, und ich habe nichts, um sie am Brennen zu halten. Er hat versprochen, zurückzukommen, um mich zu holen. Er hat versprochen, zurückzukommen.
Weihnachten
    Ich werde nie wieder eine Träne wegen Masko vergießen. Einen solchen Tribut verdient er nicht.
    Mag er es versuchen, wie er will, er wird mich nie wieder verletzen, erniedrigen oder mir Sorgen bereiten. Auch wenn er meinen Körper misshandelt, meine Seele kann er nicht verwunden.
    Ich werde den Hass in meinem Herzen hegen, als sei er ein kostbarer und zierlicher Setzling, als sei er eine mit dem strahlendsten Segen Gottes aus dem Palast des Königs geschickte Muskatnuss. Er wird zu einem Schössling gedeihen, so anmutig wie ein Engel, und wenn der Frühling kommt, wird daraus eine Blume erwachsen, die süßer als Ambra und Myrrhe duftet und wie die erste Sonne nach dem Winter leuchtet.
    Masko wird sie sehen und lächeln. Aber wenn er die Hand ausstreckt, um sich ihre Schönheit zu nehmen, wie er alles stiehlt, was mir gehört, wird mein Hass in sein Herz fahren. Es wird für ihn ein bitteres Frühlingserwachen werden. Alles Grün wird er welk vorfinden, alle Hoffnung geschwärzt. Die Blume wird das Antlitz meiner Feindschaft tragen. Ihre Blütenblätter werden sich wie Lippen teilen, und aus ihrer Mitte wird sich eine Schlange winden, die sich um ihn schlingt und das Licht aus seiner Seele presst. Ihre Fänge werden qualvoll in sein Herz dringen, und sie wird jeden Moment seines künftigen Lebens verzehren.
    Selbst der Tod wird ihm nicht zur Flucht verhelfen, denn meine Rache wird an seinem Geist nagen, wohin er auch entschwindet, bis in alle Ewigkeit.
    Ich schwöre feierlich, dass ich ihm nicht einmal die Ehre zuteil werden lasse, ihn als meinen Feind zu bezeichnen.
    Nein, selbst mein Hass ist zu edel für seinesgleichen. Eines Tages werde ich ihm die Seele aus dem Leib reißen, wie man eine Ratte aus ihrem Loch zieht und auf den Misthaufen wirft. Und ich werde mich abwenden, während die ekligen Maden seine Augen fressen, für immer und ewig. Amen.

IV ∗ A NNA

XIV
    In den Jahren, die ich fort war, hat sich viel in Elbasa ereignet, doch ich habe nur das davon erfahren, was mir Gerüchte zugetragen haben, da mich nach seinem Verschwinden kein Brief mehr von Damek erreichte – der Hauptquell meiner Auskünfte.
    Dameks Aufbruch wurde allgemein mit seinem Anschlag auf Maskos Leben erklärt, und der wiederum, so mutmaßte man, rührte von der grausamen Behandlung her, die er erlitten hatte. Bis ich Linas Tagebuch entdeckte, kannte ich den wahren Grund für seine Abreise nicht: Und ich muss gestehen, ich war noch nie bestürzter. Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Mutter nichts davon gewusst hat, zumal sie sich um Linas Verletzungen gekümmert haben muss, doch ihr kam nie ein Hinweis darauf über die Lippen. Andererseits ist es einfach nachzuvollziehen, weshalb Maskos schändliches Verbrechen an Lina von jenen geheim gehalten worden war, denen etwas an ihr lag. Wäre es bekannt geworden, hätte man Lina wahrscheinlich erschossen. Obwohl sie das unschuldige Opfer seiner frevelhaften Lust verkörperte, hätte man ihr genauso viel – oder vielleicht sogar noch mehr – Schuld daran gegeben wie dem Übeltäter selbst. Das ist die Gerechtigkeit auf dem Plateau.
    Wie die meisten, einschließlich Lina, vermutete ich, dass Damek irgendwie dem Tod anheimgefallen sein musste. Ich vermisste ihn, wie ich all jene vermisste, die ich in diesem glücklosen Haushalt geliebt hatte, und ich betrauerte sein vermutetes Schicksal.
    Gleichzeitig gestaltete ich mein eigenes Leben und hatte eigene Sorgen. Am wichtigsten für mich war, dass ich Zef begegnete, der damals als Pferdeknecht in den Stallungen des Königs arbeitete, und er bekundete ein Interesse an mir, daszu erwidern ich keineswegs abgeneigt war. Als unverhofft ein Schreiben von Lina eintraf, in dem sie den König bat, mich nach Elbasa zurückzuschicken, um ihr als Magd auf der Manse zu dienen, war ich hin und her gerissen. Meine Beziehung mit Zef glich noch einer bloßen Bekanntschaft, obwohl ich ihn bereits jedem anderen Mann vorzog, den

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