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Land des Todes

Land des Todes

Titel: Land des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Frühlingsmonate gepachtet hatte, war nach den Maßstäben des Nordplateaus in der Tat luxuriös zu nennen. Es lag etwas außerhalb der Ortschaft in einem angenehmen Winkel auf einer niedrigen Anhöhe, die in diesen Gefilden einem Hügel noch am nächsten kam. Um die üblichen Kiefern, die es vor den rauen, häufig von den Bergen herabwehenden Winden schützten, konnte es nicht umhin. Man nannte es das Rote Haus, weil es nicht das allgegenwärtige Schieferdach besaß, sondern freundlich wirkende Lehmziegel, die jemand, der offenbar keine Mühen und Kosten gescheut hatte, aus dem Süden eingeführt haben musste. Während ich neugierig aus der Kutsche spähte, beobachtete ich, wie das letzte Licht des Tages das Dach berührte und es nachgerade erleuchtete, und ich empfand es als wundersam, so etwas in dieser tristen Landschaft aus Grautönen zu sehen. Außerdem bemerkte ich buttergelbes Licht, das durch die Fenster nach draußen fiel, und meine Stimmung hob sich.
    Im Haus lernte ich das Paar kennen, das es instand hielt, einen wortkargen, aber höflichen Mann namens Zef und dessen Gemahlin Anna. Beide kleideten sich adrett und besaßen untadelige Manieren. Sie stammten aus der Umgebung, hatten jedoch eine gute Ausbildung genossen. Wenngleich das Haus nicht groß war – es mochte aus vielleicht sechs bis sieben Haupträumen bestehen –, vermittelte es ein Gefühl von Ordnung und Wohlstand, das mir in den letzten Tagen bereits ein wenig fremd geworden war, zumal ich mich an Herbergen mit niedrigen Dächern und Matratzenlager gewöhnt hatte, die eher durch ihre vielfältige Fauna als durch ihre Bequemlichkeit im Gedächtnis blieben. Zur Abrundung meiner Zufriedenheit stellte sich heraus, dass Anna eine bemerkenswerte Köchin war: Sie bereitete an jenem Abend aus Kaldaunen und Zwiebeln ein Gericht zu, das die Seele ebenso nährte wie den Leib.
    Man kann sich vorstellen, wie ich mich dazu beglückwünschte, eine solche Oase der Zivilisation in diesem wilden Landstrich gefunden zu haben, und mit welcher Erleichterung ich mich in jener Nacht zwischen die frischen Leinenlaken bettete. Und so überdachte ich, bevor ich in wohlverdienten Schlaf fiel, mit neuer Begeisterung die Möglichkeiten, die meine neue Lage bot.
II
    Am Vormittag nach meiner Ankunft fühlte ich mich im Anschluss an ein hervorragendes Frühstück aus Blutwurst und Kutteln so weit von den Strapazen meiner Reise erholt, um meine Umgebung mit einigem Wohlwollen zu begutachten.
    Es half, dass der Morgen nach mehreren Tagen strömenden Regens klar und hell anbrach. Der fahle Sonnenschein des beginnenden Frühlings gleißte blendend auf den Pfützen und verwandelte das nasse Gras in ein Meer von zitternden Prismen. Ich starrte aus dem Schlafzimmerfenster, währendich mich ankleidete. Das Fenster wies zur Rückseite des Hauses, die einen winterlichen Gemüsegarten und den obligatorischen, armseligen Obstgarten beherbergte. In der Ferne konnte ich die Schwarzen Berge erkennen, die sich an diesem Tag deutlich sichtbar präsentierten, wenngleich Nebel ihre karstigen Höhen verhüllte. Ich ertappte mich dabei, die schwermütigen, aber wunderschönen Balladen meiner Kindheit über die Hirten im Land des Todes zu summen. Die Lieder ließen mich an den Jungen denken, den ich am Vortag gesehen hatte: Er konnte das volle Mannesalter noch nicht erreicht haben, doch sein Gesicht schien auf eine Weise alterslos zu sein, als hätte der Tod ihn bereits aus dem Strom der Zeit gehoben.
    Ich inspizierte meine Unterkunft, wofür mir am Vorabend die Kraft gefehlt hatte, und wurde in meinem Gefühl, es wirklich gut getroffen zu haben, noch bestärkt. Es war in der Tat alles perfekt. Die Küche war groß und gut bevorratet, die Ausstattung erwies sich als modern und praktisch angeordnet. Es gab ein freundliches, überraschend geschmackvolles Esszimmer, einen offiziellen Salon, ein an mein Schlafzimmer im Obergeschoss angrenzendes Wohnzimmer und unten im vorderen Bereich des Hauses ein ansprechendes Frühstückszimmer, welches das Morgenlicht einfing. In diesem Raum stand ein eleganter Mahagonischreibtisch, zweifellos das feinste Möbelstück im Haus.
    Diese Stube nahm ich umgehend als mein Arbeitszimmer in Beschlag; ich hatte mehrere Projekte mitgenommen, die ich in meiner Zeit hier abzuschließen hoffte, darunter das beinah vollständige Manuskript des Gedichtbands, den ich S… versprochen hatte. Ich musste an die Dame denken, die mich zu einigen der Gedichte inspirierte. Bald

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