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Landgericht

Landgericht

Titel: Landgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkoetter
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egal.«
    »Hat Marius mal von seinem Bruder Roland erzählt?«
    »Ja, schon. Früher hatten die sich wohl gut verstanden, aber als Roland in die Pubertät gekommen ist, war das vorbei.«
    »Und sonst? Was hat er noch über Roland erzählt?«
    »Nicht viel. Er hat generell nicht so gerne über seine Familie gesprochen. Es hat sich auch nie einer von denen bei mir gemeldet, auch nicht nach Marius’ Tod. Wissen Sie, Herr Hambrock, ich habe mit dieser Familie nichts zu tun. Fertig. Sollen die alleine glücklich werden. Ich bin mit dem Thema durch.«
    »Ich verstehe. Tut mir leid, dass ich Sie damit belastet habe.« Er schenkte ihr ein Lächeln. »Dann will ich Sie nicht länger aufhalten, Frau Brüggenthies. War nett, Sie getroffen zu haben. Auf Wiedersehen.«
    Sie verabschiedete sich ebenfalls und ging zur Haustür. Hambrock wandte sich zum Gehen. Er würde, um die Geschichte mit seinem Freund halbwegs glaubwürdig zu machen, noch einmal um den Block spazieren, bevor er sich wieder in den Wagen setzen und davonfahren würde.
    Auf der anderen Straßenseite sah er sich nach Nathalie um, doch sie war bereits im Haus verschwunden. Sein Blick wanderte an der Fassade hoch. Im obersten Stockwerk stand ein Mann am Fenster und sah zu ihm herab. Er trug eine modische Hornbrille und ein grellbuntes T-Shirt. Es war der Mann aus dem Gericht, Nathalies Mitbewohner. Als ihre Blicke sich trafen, wandte der Mann sich eilig ab und verschwand im Innern der Wohnung.
    Hambrock sah noch eine Weile nachdenklich hinauf, dann drehte er sich um und ging ebenfalls davon.
    Nathalie trug die Einkäufe die letzten Stufen herauf. Sie war durcheinander. Das war doch kein Zufall, dass der Kommissar vor ihrem Haus aufgetaucht war. Ausgerechnet in dem Moment, in dem sie nach Hause gekommen war. Er wollte etwas über Roland herausfinden, deshalb war er da gewesen. Er wollte von ihr hören, ob er Kontakt zu ihr aufgenommen hatte. Sie verstand das alles nicht. Der Fall war doch abgeschlossen. Die Urteile mussten nur noch gesprochen werden, und danach wäre alles vorbei.
    Sie schloss die Tür auf und trat in den engen Wohnungsflur. Mikey tauchte auf. Ein dunkler Schatten lag über seinem Gesicht.
    »Das war doch der Hauptkommissar, da unten auf der Straße«, sagte er. »Was wollte der von dir?«
    Sie warf eilig die Tür ins Schloss, damit keiner im Haus zuhören konnte.
    »Keine Ahnung«, sagte sie. »Er hat mich nach Marius’ Familie gefragt. Ob ich zu denen Kontakt habe. Besonders für Roland hat er sich interessiert.«
    »Aber was hat das zu bedeuten? Heißt das, es wird wieder ermittelt? Gibt es denn irgendwelche neuen Hinweise?«
    »Das weiß ich nicht. Das hat er nicht gesagt.«
    Nathalie drückte sich mit den Einkäufen an ihm vorbei. Sie stellte die Tasche auf den Küchentisch und ließ sich auf einen Küchenstuhl sinken.
    »Aber das muss doch was zu bedeuten haben«, drängte er.
    Sie wurde laut. »Ich weiß es nicht, verdammt.«
    Es wurde still in der kleinen Küche.
    »Sorry«, sagte sie dann und massierte sich die Schläfen.
    »Was machen wir denn jetzt?«, fragte Mikey. »Wie soll es weitergehen?«
    Nathalie dachte eine Weile nach. Sie schnappte sich die Zigarettenschachtel vom Küchentisch und zündete sich eine an.
    »Wir machen gar nichts«, sagte sie. »Wir schweigen.«

13
    Selten hatte sich Marius so sehr nach Nathalie gesehnt wie in diesem Moment. Er jagte mit dem Mercedes auf die Autobahn und beschleunigte. Die Sache mit Roland ging ihm nicht aus dem Kopf. Er war wütend und fassungslos. Gut möglich, dass es zu Nicoles Intrigenspiel gehörte, dass Marius auf genau diese Art reagierte. Aber das spielte keine Rolle, er konnte nicht anders.
    Mit einer Hand griff er nach seiner Jacke auf dem Beifahrersitz, um das Handy hervorzuziehen und Nathalie anzurufen. Den Blick auf die Autobahn gerichtet, tastete er alles ab. Doch in den Taschen fand er nur seinen Schlüsselbund. Er musste das Telefon in der Firma liegen gelassen haben.
    Mit einem Fluch nahm er die nächste Abfahrt und fuhr zurück. Zehn Minuten später sprang er aus dem Wagen, hastete ins Verwaltungsgebäude und vorbei an Frau Gärtner ins erste Stockwerk. Nicoles Büro war verwaist, von seiner Schwester keine Spur. Auch Roland war nirgends zu sehen. Er ging weiter zum Konferenzraum und öffnete die Tür. Ebenfalls keiner da. Nur sein Handy lag gut sichtbar auf dem Tisch. Er schnappte es sich und machte eilig kehrt.
    Auf dem Flur kam ihm ein Besuchertross entgegen. Anzugträger im

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