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Landgericht

Landgericht

Titel: Landgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkoetter
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Schulverweigererprojekt, damit er mit den Sozialarbeitern dort das weitere Verfahren besprechen konnte. Er versprach Fabio, am Nachmittag mit ihm zu telefonieren. Dann könnten sie darüber reden, was ihre nächsten Schritte bei dem Problem mit seiner Oma sein würden.
    Hambrock beschloss, kurz ins Präsidium zu fahren. Er machte sich schon auf die spöttischen Kommentare seiner Kollegen gefasst: Selbst an seinen freien Tagen tauchte er ständig dort auf. Aber das war ihm egal. Er hatte sich vorgenommen, noch einmal die Befragungen der Fahrgäste durchzugehen. Das würde nicht lange dauern. Ihm ging es darum, sicherzugehen, dass sie nichts übersehen hatten. Danach würde er die Kollegen wieder allein lassen und sich um Fabio und das Jugendamt kümmern.
    Kaum hatte er den Wagen gewendet, klingelte sein Handy. Er steckte es in die Freisprechanlage und nahm das Telefonat entgegen. Es war wieder Irene Böhm von der Pforte des Präsidiums.
    »Guten Morgen, Hambrock«, rief sie fröhlich ins Telefon. »Wahrscheinlich denkst du, ich hab nichts Besseres zu tun, als dir an deinen freien Tagen auf die Nerven zu fallen.«
    »Schon gut, Irene. Ich hab eh vor, noch mal bei euch reinzuschneien. Ist denn was passiert?«
    »Das nicht. Aber hier war schon wieder so ein Jugendlicher, der ganz offensichtlich ein Problem hatte und unbedingt mit dir sprechen wollte. Ich hab mich schon gefragt, ob du dich neuerdings in der Jugendarbeit engagierst.«
    »Glaub mir, Irene, das hab ich mich auch schon gefragt. Wer war das denn? Hat der einen Namen genannt?«
    »Das hat er. Warte … Roland Baar. Sagt dir das was?«
    Und ob ihm das etwas sagte. Allerdings hatte Hambrock nicht damit gerechnet, dass Roland im Präsidium auftauchen würde.
    »Hat der was mit diesem Marius Baar zu tun?«, fragte Irene. »Da läuft doch gerade die Verhandlung, oder?«
    »Ja, das stimmt. Roland ist der Bruder. Hast du ihn vertröstet? Ist er wieder gegangen?«
    »Nein. Ich hab ihn zu Henrik Keller geschickt. Er wollte lieber mit dir sprechen, meinte dann aber, Keller wäre auch in Ordnung.«
    Jetzt war Hambrock neugierig geworden.
    »Ruf doch kurz bei Keller an und sag ihm, ich bin unterwegs, Irene. In zehn Minuten bin ich bei euch. Er soll so lange auf mich warten.«
    »In Ordnung, Hambrock. Dann sehen wir uns gleich.«
    Hambrock trat aufs Gas. Das Gespräch auf dem Schulhof zeigte offenbar seine Wirkung. Roland musste bemerkt haben, dass die Polizei nicht ganz so blöd war, wie er wohl gedacht hatte. Schließlich wussten sie über seinen geheimen Kontakt zu Lennard Bescheid. Hambrock war gespannt, was jetzt noch kommen würde.
    Ein paar Minuten später schoss er mit dem Wagen auf den Parkplatz des Präsidiums. Er schloss ab und lief ins Gebäude. Irene Böhm winkte ihm durch die Glasscheibe zu und ließ ihn durch die Schleuse. Kurz darauf betrat er das Büro von Henrik Keller.
    Roland hockte wie ein Häufchen Elend auf dem Besucherstuhl und sah Hambrock mit eingezogenen Schultern und Dackelblick entgegen. Hambrock wechselte einen kurzen Blick mit Keller.
    »Ich hab Roland schon gesagt, dass du kommen wirst«, meinte Keller. »Ich glaube, er will uns etwas sagen.«
    »Mein Vater weiß nicht, dass ich hier bin«, sagte Roland schnell. »Und dabei soll es auch bleiben.«
    »Gut. Das haben wir verstanden.« Hambrock nahm Platz. »Aber sag uns doch erst einmal, worum es geht.«
    »Versprechen Sie denn, dass Sie meinem Vater nichts erzählen?«
    »Das kann ich nicht. Es hängt davon ab, was du zu sagen hast. Aber wenn es irgendwie geht, werden wir es für uns behalten. Okay? Das kann ich auf jeden Fall versprechen.«
    Roland nickte. »Ich hab in der letzten Nacht kaum geschlafen. Mir ging’s richtig schlecht. Ich glaube, Sie kommen eh dahinter, deshalb kann ich’s Ihnen auch gleich sagen.«
    »Uns was sagen, Roland?«, fragte Keller.
    »Wenn mein Vater das rauskriegt, bringt der mich um. Aber ich will nur … ich meine …« Er holte tief Luft. »Wenn Sie dahinterkommen, dass ich das war, dann denken Sie erst recht, ich hätte was mit dem Tod von Marius zu tun. Das habe ich aber nicht. Ich habe meinem Bruder nichts getan. Das könnte ich gar nicht. Er war doch mein Bruder.«
    »Wenn wir wohinter kommen?«, fragte Hambrock.
    »Ich hab nicht verstanden, was Marius von dieser Frau wollte. Sie wissen schon, diese … diese …«
    »Nathalie Brüggenthies?«, fragte Hambrock.
    Er nickte. »Ich war richtig sauer auf Marius. Der wollte damit doch nur unserem Vater etwas

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