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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Kiefers und die Ian-
ge Sehne in ihrem Nacken, als sie den Kopf zum Fenster
wandte. Ein Dreiviertelmond wurde von dem Fenster-
rahmen umgeben und zerteilt; sein Licht beschien den
Rand eines Ohrläppchens in der tiefdunklen Masse ih-
res Haars. Was machte Phyllis mit ihrem reglosen Blick?
Nahm sie Abschied vom Mond? Dieses kleine karge Haus,
ihm fremd, war für sie voller Sommererinnerungen an ihre
Mädchenzeit und voller kurioser Andenken – Bücher,
Muscheln, unbeholfene Aquarelle, die in ihren Kaufhaus-
rahmen verblichen –, an ein vergangenes Familienleben.
Die salzigen, muffigen Gerüche des Hauses mussten in ih-
rem Kopf murmelnd eine eigene Sprache sprechen. Noch
kniend, besessen von den Privilegien eines Ehemannes,
das Gehirn ohne Saft, weil all sein Blut in seinen erigierten
Penis geflohen war, besah er ihre schimmernde, vom Mond
beschienene Üppigkeit – die Halbrundungen ihrer harten
Schultern und das Schlüsselbein, das über die schrägen
Schattenvertiefungen hinausragte, und ihre Brüste, flach
auf dem fragilen Muster ihrer Rippen. Sie drehte den Kopf
und sah ihn an.
    «Nein, lass es uns machen», sagte sie, jetzt mit sanfterer
Stimme. «Warum gegen die Tradition verstoßen?»
    «Hast du gesagt: die Tradition stoßen?»
    «Das ist nicht lustig, Owen.»
    In ihm verstärkte sich der Eindruck, dass er auf ein We-
sen hinunterblickte, das irgendwie tödlich getroffen war.
Die schwachen Mond schatten der Fensterstreben warfen
ein Netz über ihre weiße Gestalt. Ihre tief liegenden Au-
gen schienen nicht zu sehen. Sein armer Schwanz, so hart,
dass es wehtat, verbreitete einen kleinen ängstlichen Ge-
ruch. Dann schwebte eine weiße Hand von ihrer Seite, fuhr
leicht, wie prüfend, über die Glans und den Schaft seines
Penis. Sie zog die Knie an und nahm genau die Stellung
ein, die in die Rückwand des Schuppens auf dem Spielfeld
eingeritzt war, und führte ihn, fast lässig und mit kühlen
Fingerspitzen, in sich hinein. Er stieß auf ein Hindernis
und stieß hindurch. Was er nicht erwartet hatte – es tat ihm
so weh wie ihr. Er kam zum Ende, und es war nicht klar,
ob sie überhaupt schon begonnen hatte. Ihre schleimige
Wärme hatte ihn versengt. Wie einst im Bett seiner Jugend
hatte er das Gefühl gehabt, dass seine innere Welt einen
Salto machte, das Gefühl weniger rein und heftig, als wenn
er es mit seiner linken Hand hervorbrachte. Phyllis hatte
sich ergeben, und das war ein Anfang. Alle Anspannung
war aus seinen Muskeln gewichen, und er fragte sich stau-
nend, wie viele Male in der Zukunft sie das zusammen ma-
chen würden, jedes Mal besser, beide weniger unbeholfen
und scheu.
    Im Badezimmer drückte ein harziger, salziger Geruch
auf das Fliegengitter am Fenster: Die Bäume wuchsen un-
mittelbar davor, lebendig, atmend, Zwergeichen und Lor-
beerbüsche wie auch die Pechkiefern. Er wusch sich Blut          und Samen von den Genitalien und rief von dem hellen
Badezimmer in die Dunkelheit: «Was sollen wir mit dem
Laken machen?»
    «Hast du’s nicht gemerkt? Ich hatte mir ein Handtuch
unter die Hüften gelegt.»
    «O mein Gott, nein, das hab ich nicht bemerkt», sagte
er, überwältigt von Zärtlichkeit, als ob dieser Beweis ihres
ruhigen Überlegens und Vorsorgens Phyllis weit mehr für
ihn öffnete als das Ficken. Er beeilte sich, wieder zu ihr zu
kommen, das Handtuch mit eigenen Augen zu sehen, es zu
einer Art Reliquie zu machen. Andere – Hank, Jake – hät-
ten eine solche Reliquie heiß begehrt. Phyllis lag immer
noch in der Stellung der Zeichnung an der Schuppenwand,
in der obszönen M-Gestalt, und sah wieder zum Mond hin-
aus. Vielleicht selbst halb benommen, hob sie die Hüften
an, sodass er das befleckte Handtuch unter ihr wegziehen
konnte, und er küsste das Frottee, drückte sein Gesicht hin-
ein, in den schwindenden Widerspruch von Fleisch und
Blut.
    «Owen, also wirklich», sagte sie. Sie schwang ihre nack-
ten Beine an ihm vorbei, setzte die Füße auf den Boden
und nahm das weiße Handtuch mit ins Badezimmer. «Ich
wasche alles raus», verkündete sie. Als sie aus dem Bad
kam, trug sie ein gepunktetes Wollnachthemd, und er
war noch nackt, kniete neben dem Bett und presste sein
Gesicht in die verbliebene Wärme der Kuhle, wo sie sei-
ne Frau geworden, wo sie entjungfert worden war. Sie ließ
ihn fühlen, wie töricht und theatralisch es war, dass er dies
zu einem religiösen Moment machen wollte. Unter ihrem
Nachthemd trug sie, wie er entdeckte, eine Unterhose mit
einer Binde

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