Lass mich dein Sklave sein
dachte darüber nach, was er mit seinem Leben anfangen wollte.
Er war nicht zu Ellen gegangen, um sie zu bitten, seine Frau zu werden. Er hatte sie nur zum Essen einladen, hatte mit ihr zusammen sein wollen. Aber als sie davon sprach, dass ihr Leben weitergehen würde, offensichtlich ohne ihn, da hatte ihn plötzlich eine tiefe Verzweiflung ergriffen. Er konnte sich ein Leben ohne Ellen einfach nicht mehr vorstellen. Aus lauter Panik hatte er ihr dann einen Heiratsantrag gemacht.
Liebte er sie? Er hatte keine Ahnung. Er hatte nie viel darüber nachgedacht, was Liebe bedeutete. Vielleicht wusste er gar nicht, was Liebe war, Liebe zwischen Mann und Frau. Aber was er zu Ellen gesagt hatte, war die Wahrheit.
Ohne sie fühlte er sich leer und unvollständig. Er brauchte sie in seiner Nähe, so wie die Pflanzen den Regen brauchten und die Sonne und Erde, in der sie ihre Wurzeln ausbreiten konnten. Aber wenn das Liebe war, was er für Ellen empfand, dann machte diese Liebe ihn nicht glücklich.
Doch vielleicht hatte Ellen Recht, und er hatte sich lediglich in sie verknallt.
Wenn er sie in Zukunft nicht mehr sähe, würde er vielleicht darüber hinwegkommen und sich auch ohne sie wieder ganz fühlen.
Doch wie sollte das möglich sein, wenn ihm die Leere in seinem Leben erst durch sie bewusst geworden war? Wie könnte er ein zufriedener Mensch sein, wenn er ein Leben lebte, das er hasste, und wenn er den Mann hasste, der dieses Leben lebte? Er könnte von keiner Frau verlangen, ein solches Leben mit einem solchen Mann zu teilen.
Rudi irrte in Gedanken versunken weiter ziellos durch die Straßen, bis die Straßenbeleuchtung anging. Frank machte einen Anruf mit seinem Handy, und kurz darauf hielt ein Auto neben ihnen.
Rudi stieg ein. Er hatte sich entschieden.
Seit zwei Tagen war Rudi aus Ellens Leben verschwunden. Das Problem war nur, dass sie ihn nicht aus ihren Gedanken verbannen konnte. Er fehlte ihr so sehr, dass es schmerzte, und das beunruhigte sie außerordentlich.
Am dritten Tag kündigte Jane dann plötzlich einen “Mr. Iben Socker” an.
Ellen konnte die freudige Erregung kaum unterdrücken, die sie durchfuhr. Rudi war zurückgekommen! Aber ihre Freude wich einer tiefen Enttäuschung, als sich die Tür öffnete und Ibrahim Ibn Saqr eintrat.
“Was kann ich für Sie tun?” fragte sie höflich und bat ihn, sich zu setzen.
Sie blieb hinter ihrem Schreibtisch stehen, um möglichst selbstbewusst zu wirken. Es war kein Wunder, dass Rudi hin und wieder das Bedürfnis hatte, seinem autoritären Bruder zu entkommen. Dieser Mann schüchterte auch sie ein, und dazu gehörte schon einiges.
“Bitte nennen Sie mich Ibrahim. ” Er lächelte etwas gezwungen, eine blasse Imitation von Rudis strahlendem Lächeln. “Unser Nachname ist für jeden schwierig auszusprechen, der kein Arabisch spricht.”
“Gut.” Sie setzte sich und faltete die Hände auf der Tischplatte. “lbrahim. Was führt Sie zu mir?”
“Ich wollte Sie gern auf eine Reihe von Dingen hinweisen.”
“Soso.” Der Mann nervte sie, dabei hatte er noch nicht einmal erklärt, was er von ihr wollte.
“Mein Bruder Rashid scheint Ihnen gewisse Gefühle entgegenzubringen. Ich glaube, es ist das Beste, wenn ich Ihnen gleich sage, dass daraus nichts werden kann. Eine Amerikanerin kann sich an unsere Kultur nur sehr schwer gewöhnen und … “
“Einen kleinen Augenblick, Ibrahim …” Ellen hatte das Gefühl, vor Wut zu platzen. Ibrahim sah sie wegen der Unterbrechung ärgerlich an, aber er würde ihr dankbar sein, wenn sie ihn über die Sachlage aufklärte.
“Es tut mir Leid”, sagte sie, “ich wollte nicht unhöflich sein, aber Ihre Erklärungen kommen ein wenig zu spät.”
“Oh?” Er legte die Fingerspitzen zusammen und sah sehr arrogant aus.
“Ihr Bruder hat mir vor zwei Tagen einen Heiratsantrag gemacht.” Ellen musste ein triumphierendes Lächeln unterdrücken, als Ibrahim plötzlich in sich zusammenzusinken schien. “Keine Angst, Ibrahim, ich habe seinen Antrag abgelehnt.”
“Sie haben abgelehnt?” In seiner Stimme lagen Überraschung und Erleichterung. Dann sah er sie mit neuem Interesse an. „Vielleicht sind Sie weiser, als ich annahm.”
Ellen erhob sich, um ihn loszuwerden, bevor sie ihn mit seiner Krawatte erwürgen würde. “Haben Sie vielleicht jemals darüber nachgedacht, dass Rudi, ich meine Rashid, vielleicht alt genug ist, selbst zu wissen, was er will? Wenn Sie ihn unbedingt zu jemandem machen wollen, der er
Weitere Kostenlose Bücher