Last days on Earth: Thriller (German Edition)
jede daimonenunabhängige Kommunikation im Æther so gut wie unmöglich. Wenn man aber den Schwarzraum anzapft und daraus Energie für die Übermittlung …«
Karla beugte sich heftig vor. »Sie spielen wahrhaftig mit Schwarzraumenergie herum? Sind Sie wahnsinnig?«
Libor Wolf blinzelte beleidigt. »Ich spiele nicht herum. Ich bin der anerkannte Schwarzraumexperte dieses Landes – nein, dieses Erdteils! Sie werden niemanden finden, der mehr darüber weiß als ich. Nur weil der Weiße Zweig zu engstirnig ist, von seinem konservativen Ansatz …«
»Also bitte«, unterbrach Karla ihn erneut. »Ich bin vielleicht keine Expertin, aber ich weiß genug darüber, um zu begreifen, dass Schwarzraumenergie vollkommen unkontrollierbar ist. Niemand kann vorhersagen, was alles geschehen könnte, wenn man daran herumpfuscht!«
»Sie haben keine Ahnung!«, fauchte Wolf. »Schwarzraumenergie könnte mit einem Schlag eine Menge unserer Energieprobleme lösen. All diese schmutzigen Atomkraftwerke, die wirklich vollkommen unkalkulierbar und unkontrollierbar sind – wir haben doch erlebt, was im letzten Jahr in Japan passiert ist, und das kann jederzeit überall geschehen. Wie viele dieser Kraftwerke sind weltweit in Betrieb? Wie viele davon sind marode, überaltert, überlastet?«
Karla biss sich auf die Lippe. Raoul wusste, dass ihre Schwester in so einem Kraftwerk arbeitete und was Karla von den Dingern hielt. Wenn sie Wolf auch noch so abscheulich fand – sie würde ihm kaum widersprechen.
»Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun«, sagte sie. »Ich halte ganz sicher nichts von Atomkraftwerken, aber meiner Meinung nach ist Schwarzraumenergie noch weitaus unkontrollierbarer und gefährlicher.«
»Libor, hast du jemanden im Kollegenkreis, der sich mit Memplexen auskennt?«, warf Raoul hastig dazwischen.
Wolf erstarrte. Seine Hände schlossen sich um das Buch, und seine Augen flackerten nach rechts und links. »Memplexe? Nein. Nein, auf keinen Fall. Das ist nicht mein Gebiet, Brad. Warum fragst du mich so etwas? Oh! Ich habe völlig vergessen, dass ich noch einen Termin habe. Wichtig. Ich muss dringend weg.« Er stand so hastig auf, dass der Tisch einen Satz machte, und drückte sich an Karla vorbei. »War mir ein Vergnügen. Wir sehen uns, Brad.«
Er rannte beinahe zur Tür. Raoul sah ihm nach und seufzte. »Ich bin ein Idiot.«
»Nein, er ist ein Idiot.« Karla schwang ihren Rucksack über die Schulter. »Gehen wir. Ich weiß ohnehin nicht, ob die Spur zu den Versatilen uns wirklich weiterbringt.«
Vor der Tür war es beinahe schmerzhaft ruhig nach dem Lärm im Hotchpotch. Die Luft war weich und roch nach Sommer. Sie standen eine Weile nur da und atmeten. »Ich bin ein wenig erschöpft«, brach Raoul das Schweigen. »Wenn du nichts mehr vorhast, würde ich gerne nach Hause gehen.«
Karla wandte ihm das Gesicht zu. Sie musterte ihn und machte dabei ein zorniges Gesicht. »Ich bin doch …«, rief sie. »Raoul, du hast nichts gegessen. Nach dem Blutverlust gestern hättest du heute Ruhe und ein paar ordentliche Mahlzeiten gebraucht – und ich schleife dich den ganzen Tag durch die Gegend!« Sie griff nach seinem Ellbogen und schob ihn zum Auto. »Fahr zu Faustina, lass dich abfüttern«, befahl sie. »Danach legst du dich schlafen. Ich besichtige morgen früh eine Wohnung, danach können wir zusammen frühstücken. Und wenn du Langeweile hast, sieh dir die Kugel an, die ich aus deiner Schulter operiert habe. Vielleicht findest du ja etwas über den Schützen heraus.«
Raoul, der gerade in den Jaguar steigen wollte, hielt inne. »Du besichtigst eine Wohnung? Warum?«
»Weil ich schon lange genug auf deine Kosten lebe. Meine Ersparnisse reichen noch, bis ich einen neuen Job gefunden habe. Ich hab schon ein paar Bewerbungen draußen.«
»Aber du musst nicht …«, widersprach Raoul. Ihm war schwindlig, und er hielt sich am Türholm fest. »Du musst dir keine teure Wohnung suchen.«
»Ich ziehe jedenfalls nicht in die Villa«, sagte Karla heftig. »Und es ist auch keine Option, auf ewig in deinem Gästezimmer zu leben. Ich brauche genauso meine Privatsphäre wie du.«
Er schüttelte den Kopf. »Sieh dir zuerst die Wohnung unterm Dach an, ehe du irgend so ein Loch mietest.«
Karla ging nicht auf seine Worte ein. Sie musterte ihn mitleidig. »Du bist ganz blass. Schaffst du es zum Pagliacci, oder soll ich dich fahren?«
»Warum kommst du nicht mit? Du hast auch noch nichts gegessen.«
»Ich suche noch nach
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