Last days on Earth: Thriller (German Edition)
kauend. »Ich kenn nur einen …«
Raoul packte ihn beim Kragen. Sonny hörte auf zu kauen und starrte ihn verblüfft an. »Wer?«, fragte Raoul scharf. »Für wen arbeitet er?«
Karla beugte sich vor und löste Raouls Finger von Sonnys Kragen. »Langsam«, sagte sie. »Er wird es uns schon sagen, Raoul.«
Der Blick des Nichtmenschen wanderte von Raoul zu ihr. »Raoul?«, sagte er misstrauisch und machte Anstalten, sich zu erheben. »Verscheißert ihr mich?«
»Setz dich, Sonofabiˇc!« Karla hielt ihn zurück. »Du bist doch sonst so schlau.«
Der Nichtmensch beugte sich vor und schnüffelte. »Dachte schon, dass er falsch riecht«, beschwerte er sich. »Das ist nicht Brad.«
»Das ist Brads Wirt. Jetzt komm schon, Sonny. Was ist mit diesem Wurdelak? Es ist wichtig.«
Er lehnte sich zurück und verschränkte mit beleidigter Miene die Arme. »Du hast mich losgeschickt, damit ich was rausfinde«, nörgelte er. »Ich hab mir für dich den Arsch aufgerissen. Und jetzt löcherst du mich wegen dieses bescheuerten Wurdelaks. He, ist euch die Info auch was wert? Sollten wir nicht zuerst über den Preis sprechen?«
Raoul packte erneut den speckigen Kragen des Kerls. »Du sagst uns, was du weißt«, knurrte er. »Und dann entscheiden wir, was die Information wert ist. Okay?«
»Ist ja gut.« Der Mann machte sich frei und richtete seinen Mantel. Sein Blick flackerte zu Karla. »Aufgeregtes Kerlchen, dein Freund. Lass ihn doch das nächste Mal einfach zu Hause, ja?«
»Komm schon«, sagte Karla in versöhnlichem Ton. »Er ist in Ordnung. Wir hatten nur gestern Nacht einen üblen Zusammenstoß mit einem Wurdelak. Er hat auf uns geschossen.«
Sonofabiˇc wurde blass unter seiner wettergegerbten Haut. »Oje«, sagte er. Seine schwieligen Finger griffen nach den Zigaretten. »Das ist übel.« Er kaute und beugte sich vor. »Der Kerl ist ein Dienstmann.« Er nickte bedeutungsvoll.
»Das heißt?« Karla bemühte sich, nicht ungeduldig zu klingen.
»Er arbeitet auf Honorarbasis. Aufträge. Ihr versteht schon! So was wie gestern.«
»Ein Auftragskiller.«
»Ja. Auch das.« Sonny seufzte. »Dürfte schwierig werden, herauszufinden, für wen er arbeitet. Aber ich versuche es.«
Karla nickte. »Danke, Sonny. Du bestimmst dein Honorar.«
Sonny grinste. »Du bist in Ordnung«, sagte er herzlich. »He, verlass den Blödmann, zieh zu mir.«
Karla lachte und klopfte ihm auf die Schulter. »Aber gerne, Sonny. Es war schon immer mein Traum, mit einem Skratti zusammenzuleben.«
Auch so einer, der auf dem Land kein Auskommen mehr fand, dachte Raoul.
Karla und der Skratti steckten die Köpfe zusammen, und Sonny gab seinen Bericht ab. Klatsch und Tratsch aus der Unterwelt, viel unwesentliches Zeug, aber hier und da mochte in all dem Abfall auch ein Goldkörnchen versteckt sein. Das war Arbeit für Brad.
Raoul ließ seinen Blick wandern. Das war eine dieser Spelunken, in denen man auf jede Sorte Wesen treffen konnte. Er wollte Schneewittchen heißen, wenn hier nicht auch Versatile verkehrten.
»Ich hole uns noch was zu trinken«, sagte er und stand auf.
Im vorderen Gastraum stellte er sich neben die Banshee, die ihn eben so unverhohlen angeflirtet hatte. »Hallo«, sagte er.
»Hi, Brad.« Ihre weißen Finger strichen zärtlich über seinen Arm. »Du hast dich ganz schön rargemacht. Gehen wir zu mir?«
Er ließ es zu, dass sie sich an ihn schmiegte. Sie roch ganz zart nach Flieder, und ihre gelben Augen glänzten vor Verlangen. Raoul sah den phosphoreszierenden Schimmer in ihren Pupillen und wich ein wenig zurück. »Ich bin nicht alleine hier«, sagte er.
Die Banshee schüttelte das lackschwarz glänzende Haar aus ihrem Gesicht und warf schmollend die Lippen auf. »Die magere Hexe.« Sie schnaubte verächtlich. »Sie ist eine Halb-und-Halbe. Wie kannst du so etwas hier anschleppen, Brad?«
Er zuckte die Achseln. »Wir sind befreundet.«
Sie klimperte mit den Wimpern und kniff Raoul spielerisch in die Wange. »Mit ihr befreundet«, sagte sie. »Du bist schon ein Irrer. Na, dann bis zum nächsten Mal, da bist du hoffentlich wieder ohne Begleitung hier.« Sie hob sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Ihre Lippen waren kalt.
»He, warte«, sagte Raoul, als sie ihn losließ und sich abwandte. »Weißt du, ob Versatile hier sind?«
Sie drehte sich noch einmal um und warf ihm einen koketten Blick zu. »Was bekomme ich dafür?«
Raoul erwiderte unbeirrt ihren flammenden Blick. »Ich lade dich ein.«
»O-kie«, erwiderte
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