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Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Titel: Last days on Earth: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Frost
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war. Raoul fing das Licht, das durch ein Buntglasfenster fiel, mit dem silbernen Knauf seines Stockes ein und lenkte die Reflexe beiläufig in die Augen der Kuratorin. Mit der anderen Hand berührte er ihren Ellbogen. »Liebe Frau Dr. Gernhardt«, sagte er mit sonorer Stimme. »Ich bedauere es unendlich, dass wir gezwungen sind, Ihre kostbare Zeit in Anspruch zu nehmen. Aber es gibt einige neue Hinweise, denen wir nachgehen müssen.«
    Karla beobachtete fasziniert, wie die frostige Miene der Kuratorin auftaute. Sie lächelte zu Raoul hoch. »Herr – äh –«, sie warf einen Blick auf die Visitenkarte, die Raoul ihr gegeben hatte. »Winter – von Adlersflügel?«
    »Nur ›Winter‹, Frau Dr. Gernhardt.« Sein Blick war intensiv, Karla konnte einen Teil der Energie, die darin lag, als schwache Abstrahlung spüren. Das war vollkommen und absolut illegal. Die Anwendung einer geistigen Beeinflussung gegenüber magisch Benachteiligten war offiziell verboten. Karla hätte eigentlich einschreiten müssen – aber sie genoss das Schauspiel viel zu sehr. Außerdem schien die Kuratorin Raouls geballte Aufmerksamkeit auch ohne magische Unterstützung zu genießen.
    »Mein lieber Herr Winter«, sagte sie, »natürlich liegt mir außerordentlich viel daran, dass dieses ungeheuerliche Verbrechen aufgeklärt wird. Der arme Herr Rosko.« Sie verstummte und presste die sorgfältig geschminkten Lippen zusammen. Während sie mit klackenden Absätzen über den spiegelnden Marmorboden ging, erklärte sie Raoul, der wie selbstverständlich ihren Arm genommen hatte, dass der arme Herr Rosko schon seit mehr als zehn Jahren als Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes für das Museum zuständig gewesen war. Er sei ja nun als – hm – Wolfsmensch geradezu prädestiniert gewesen für diese Aufgabe. Ein so lieber Mann und so zuverlässig. Und so eine scharfe Nase.
    Karla folgte den beiden. Der Saal, durch den sie gingen, war ein barockes Sammelsurium aus vergoldeten Bilderrahmen, Spiegeln, Marmor, glänzendem Boden und überall angebrachten Schnörkeln. Die Kuratorin schloss eine unauffällige Spiegeltür auf und ließ Raoul vorgehen. Beinahe hätte sie Karla ausgesperrt, aber die schob schnell ihren Fuß in den Türspalt und zeigte der Kuratorin hinter ihrem Rücken den Mittelfinger. Raoul fing die Geste auf und zog eine Braue empor. Karla konnte seine Gedanken förmlich lesen. Nein, werter Kollege, das war einer weißen Hexe nicht angemessen. Aber manchmal hatte auch sie ihre dunklen Momente. Sie erwiderte seinen Blick mit einem Grinsen.
    Die Kuratorin führte sie in ihr Büro, das nüchtern und modern eingerichtet war. Frau Dr. Gernhardt erzählte nun in aller Ausführlichkeit, wie sie morgens ihren täglichen Rundgang gemacht hatte, um zu sehen, ob alles in Ordnung war. Dabei hatte sie entdeckt, dass die Sammlung Felsenstein unvorschriftsmäßig mit weit geöffneten Türen jedermann zugänglich gewesen sei.
    »Worum handelt es sich bei der Sammlung Felsenstein?«, warf Karla ein.
    Die Kuratorin sah sie an, als hätte der Stuhl, auf dem sie saß, zu sprechen begonnen. »Ich habe Ihren Namen vergessen, Magistra«, sagte sie strafend, als wäre Karla daran schuld.
    »Van Zomeren«, erwiderte Karla. »Die Sammlung?«
    »Eine sogenannte ›Giftschrank‹-Sammlung«, sagte die Kuratorin. »Wir halten sie unter Verschluss, und nur besonders autorisierte Personen dürfen sie besichtigen.«
    »Warum?«, fragte Raoul.
    »Die Schriftwerke, die diese Sammlung beinhaltet, sind nicht für jedermann geeignet. Die Magische Behörde hat die Sammlung begutachtet und die Empfehlung ausgesprochen, nur Magiern und Hexen einer höheren Einstufung den Zugang zu erlauben«
    »Magische Schriften«, sagte Raoul.
    »Ja. Ich verstehe nichts davon.« Dr. Gernhardt hob die Schultern. »Ich bin, wie Sie sicherlich festgestellt haben, unbegabt.«
    »Wir sagen dazu ›magisch benachteiligt‹«, sagte Karla ein wenig spitz. Da bemühte man sich, so politisch korrekt wie möglich über solche Behinderungen zu sprechen, und die Betroffenen selbst kokettierten mit den Schimpfnamen. Dabei hatte die Kuratorin den Werwolf-Wachmann überkorrekt als »Wolfsmenschen« bezeichnet. Das hörten Werwölfe selbst im Übrigen gar nicht gerne.
    »Wer betreut diese Sammlung?«, fragte Raoul.
    »Bis zum Jahresende war das Dr. Oberholz, aber der ist nun im Ruhestand. Im Moment suchen wir noch nach jemandem, dem wir unsere bibliophilen Schätze anvertrauen können. Der

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