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Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Titel: Last days on Earth: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Frost
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Liebeszauber, Wahrsagen, Wetterzauber, Widerzauber. Karla war überrascht, dass sich nur wenige Werke über Schadenszauber und Verwünschungen in Winters Bibliothek fanden. Das war Dunkles Gebiet, für solche Praktiken war der Schwarze Zweig verrufen. Aber diese Themen waren wiederum tiefschwarz: Daimonen und Totenbeschwörung.
    Ein Regalbord Alchemie. Eine Wissenschaft für sich. Hier trafen sich Helle und Dunkle Zauber sogar in den Methoden.
    »Sind Sie irgendwann fertig mit dem Aufräumen?«, fragte Winter, der inzwischen in seinem Schreibtischsessel Platz genommen hatte.
    Karla staubte die Hände ab und sah sich um. »Fertig«, sagte sie. »Gehen wir wieder an die Arbeit? Erzählen Sie mir von dem Mord.«
    »Von den Morden«, korrigierte Winter. Er zog eine Braue hoch. »Warum die Aufräumaktion? Ich dachte, Sie wollten mir etwas demonstrieren?«
    »Geduld, die Feldaufladung dauert eine Weile«, sagte Karla.
    Er lachte. »Ich bin die Geduld in Person, werte Kollegin. Also bitte, die Fotos.« Er hob die Hand, zeichnete eine beiläufige Sigille in die Luft, und begleitet von einem Luftzug, der ein paar Papiere zu Boden wehte, lagen die Fotos auf dem Schreibtisch.
    »Hier«, sagte er und sortierte zwei davon aus. »Das sind die beiden, von denen ich spreche. Dies war der Einbruch in die Staatliche Bibliothek, bei der fünf Bücher und mehrere Schriftrollen entwendet wurden.« Er hob den Kopf und sah sie an. »Und ein Wächter wurde getötet.« Er hob das zweite Bild. »Die Sammlung von Museum Schloss Riebenberg. Hier hat es den Wachmann eines privaten Sicherheitsdienstes erwischt. Ein Werwolf. Sieben Bücher.«
    Karla schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein. Ich habe sämtliche Einbrüche noch einmal bei Omnipedia überprüft. Auch dort war nicht von Mord die Rede.«
    »Omnipedia!« Raouls langes Gesicht zeigte Verblüffung. Er gluckste. »Liebe Karla, soll ich Ihnen sagen, was ich von Omnipedia halte?«
    Sie hob die Hand. »Danke, Raoul, das ist nicht nötig. Ich weiß um die Begrenzungen unseres Netzwerks.« Die rieb der Schwarze Zweig ihnen ja ständig unter die Nase. Was Informationsbeschaffung und -speicherung anging, waren Daimonen nach wie vor unersetzlich.
    »Woher haben Sie die Informationen über die Morde?«, fragte sie skeptisch.
    »Von Tora-san«, erwiderte er.
    »Oh.« Das war eine Hausnummer – die ehrenwerte Tora-san, die beinahe schon legendäre Chefmagierin des Schwarzen Zweiges. Anscheinend war diese Angelegenheit wirklich von größerer Bedeutung, als es auf den ersten Blick den Anschein hatte.
    »Auf einmal so nachdenklich?«
    Karla sah auf und schluckte ihren bissigen Kommentar hinunter. »Ja«, erwiderte sie stattdessen. »Ich frage mich, ob die MID überhaupt von diesen Morden wusste.«
    Er verstand schnell, das war gut. Sein Gesicht verfinsterte sich, kaum dass sie ausgesprochen hatte. »Sie wollen andeuten, dass die ZMA versucht hat, die Morde zu vertuschen?«
    Karla lehnte sich zurück und sah zur Decke. Wo lag der Fehler?
    »Wenn jemand vom Schwarzen Zweig die Finger im Spiel hat«, überlegte sie laut, »und Tora-san davon Wind bekommen hat und das Ganze missbilligt …« Sie senkte das Kinn und musterte ihn. »Sie vertrauen ihr.«
    »Ganz und gar.« Er verzog das Gesicht. »Ich vertraue ihr in manchen Dingen sogar mehr als mir selbst.«
    »Kann ich nachvollziehen«, murmelte Karla. »Also, wäre das eine Möglichkeit?«
    Er dachte darüber nach. »Es ergibt keinen Sinn«, sagte er dann. »Wenn Tora von irgendwelchen Machenschaften Wind bekommen hätte, dann stünde jetzt in der ZMA kein Stein mehr auf dem anderen.«
    »Machtspielchen? Eine Intrige? Eine Palastrevolution?«
    Er lachte. »Der Schwarze Zweig ist für so etwas zu straff organisiert.« Er beugte sich vor. »Wer aus Ihrer Truppe hätte Interesse daran, diese Bücher zu stehlen und zu welchem Zweck?«
    Karla verschränkte die Arme vor der Brust. »Niemand«, sagte sie schroff. »Das sind keine hermetischen Werke, sondern öffentlich zugängliche Literatur.«
    »Aber Ihre Leute glauben an diesen morphischen Feldquatsch«, hielt Raoul dagegen. »Ist es nicht so, dass die Originale eine viel stärkere Aufladung besitzen müssten als Reproduktionen?«
    Das war ein Argument. Karla seufzte. Dann drehte sie sich zum Bücherregal neben der Tür und musterte es. Auf den ersten Blick war alles normal. Aber an den Rändern ihrer Wahrnehmung glaubte sie die ersten Verzerrungen zu erkennen, und um die Chaosmagie-Bücher glühte eine

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