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Laubmann 2 - Bärenzwinger

Laubmann 2 - Bärenzwinger

Titel: Laubmann 2 - Bärenzwinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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Vertrauen zu behalten.
    Gott sei Dank bemerkte Glaser Laubmanns Gewissenszweifel nicht, zumal er am Ende erneut auf sein Vorhaben verzichtete. Der Kommissar war mißmutig und hielt, nachdem Sophia Merten den Raum verlassen hatte, mit seiner Unzufriedenheit nicht hinter den Berg. «Mir ist klar, daß wir eigentlich Professor von Bebenhausen als den Hauptverdächtigen betrachten; aber mir kommt die Rolle der Mertens immer merkwürdiger vor. Ihnen stehen alle Schlüssel der Burg zur Verfügung, und sie haben somit ständig Zugang zu allen Räumen.»
    «Trotzdem haben sie uns, was die Schlüssel und die Türen betrifft, über einige Besonderheiten unterrichtet», beanstandete Lürmann. «Zum Beispiel, daß manche der Türen von selbst ins Schloß fallen.»
    «Um Verwirrung zu stiften. Oder glauben Sie an die plötzliche Eingebung des Kastellans, Licht hinter den verschlossenen Vorhängen wahrgenommen zu haben? Das klang für mich so, als wollte er den Verdacht auf jemand anderen lenken, ohne sich freilich festzulegen.»
    «Aber würde jemand bei einem Mord derartig sorglos mit Spuren umgehen?»
    «Wenn sie sich ihrer Sache sicher waren. – Was uns fehlt, ist ein den Mertens gemeinsames Motiv.»
    Lürmann geriet ins Philosophieren: «Verschweigt nicht ein jeder etwas, wenn er ausgefragt wird, und gibt nur Teilwahrheiten preis, ohne deswegen sogleich schuldig zu sein? Besteht Wahrheit nicht immer nur aus Teilwahrheiten?»
    Ein Stichwort für Dr. Laubmann. «Bei Ihrer Äußerung kommt mir die ‹Pilatusfrage› in den Sinn; im Johannesevangelium. Also die grundlegende Frage, die Pontius Pilatus an Jesus gerichtet hat: Was ist Wahrheit?»
    «Und er fand keinen Grund, ihn zu verurteilen», antwortete Glaser überraschend bibelfest.
    Dieses Mal war er es, der sich den Schweiß von der Stirn wischte, bevor er in die Kälte hinausging. Zum Abschied beauftragte er Lürmann, sich gelegentlich bei Christa Schanz-Haberberger zu erkundigen, ob sie im äußeren oder inneren Burghof geraucht habe und ob ihr dabei der Kastellan über den Weg gelaufen sei.
    Lürmann erledigte das sofort. Sie sei im Innenhof gewesen, sagte sie freundlich, und habe Merten nicht gesehen. Für das Alibi des Kastellans war das ungünstig, aber noch ungünstiger für das Alibi der feministisch engagierten Dozentin.

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M I T T W O C H · 1 8 . J A N U A R
    Burg und Burgwald waren schneefrei. Aller Schnee war getaut. Dafür war es nebelig. Die Babenburg war aus der Ferne gar nicht zu erkennen. Im Burgbereich selbst verloren sich die Konturen bereits nach wenigen Metern. Die Feuchtigkeit kroch an diesem Morgen tiefer in die Kleidung als die Kälte.
    Philipp Laubmann trug seine mattgrüne Wolljacke, die er bis obenhin zugeknöpft hatte, und darunter doch wieder den üblichen schwarzen Pullover. Um den Hals hatte er einen dicken schwarzen Schal gewickelt. Zwei ebenfalls schwarze Ohrenschützer, die über seinem Kopf mit einem biegsamen Bügel verbunden waren und eng anlagen, machten ihn ein bißchen schwerhörig. Er war schon versucht gewesen, sie während des Glöckleinschen Gottesdienstes in der Burgkapelle überzustülpen, scheute sich dann aber vor einer solchen Respektlosigkeit. Er hätte allenfalls Glöcklein, nicht aber Gott provozieren wollen.
    Laubmann war zum Parkplatz auf der Vorburg vorausgegangen; Lürmann würde nachkommen. Geplant war, daß Glaser sie in einer Viertelstunde mit dem Dienstwagen zu einer Recherchefahrt abholen sollte. Sie wollten die Freunde Forsters aufsuchen. Glöcklein ließen sie einfach mal außen vor. Diese Vereinbarung hatten Lürmann und Laubmann am vorherigen Abend getroffen. Daher waren sie auch außerhalb der Burg verabredet.
    In der Nähe des Parkplatzes traf Laubmann auf Friedemann Böhmer und Petrus von Bebenhausen, die sich nach Gottesdienst und Frühstück die Beine vertraten. Jeder war jedoch für sich, hing seinen Gedanken nach.
    Dr. Laubmann rieb sich wie Dr. Böhmer, der heute einen langen braunen Wintermantel anhatte, die kalten Hände. «Sie haben Ihre Handschuhe auch vergessen, wie ich sehe.»
    Böhmer hatte Laubmann bis dahin nicht bemerkt und drehte sich unwirsch um. «Macht der Gewohnheit. Die stecken in meiner Jacke. Ich hoffe, Sie haben nicht vor, von meiner gesamten Oberbekleidung Stoffproben zu nehmen. Allerdings käme das meiste farblich nicht in Frage.» Das klang verärgert. «Was die betreffende Farbe anbelangt, dürften Sie bei den Klerikern mehr Glück haben. Und Sie scheinen Schwarz auch zu

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