Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx
nicht in der Grabstätte gewesen sein konnte. Dann jedoch beschloss sie, die gewonnenen Erkenntnisse lieber für sich zu behalten. Sicher ist sicher! Sie trank einen Schluck und gab sich unwissend. »Das heißt also, dass Sie das Schwert nicht gefunden haben?«
»Nein.« Das Bedauern in Rikas Stimme war nicht zu überhören. »Wir haben nur die dazugehörige Scheide entdeckt.« Erstmals erhellte ein Anflug von Freude ihr bekümmertes Gesicht. »Ein wirklich schönes Stück! Sie ist bestens erhalten und stimmt in den Ausmaßen exakt mit der Schwertspitze überein.«
»Reicht das denn als Beweis?« Laura legte die Stirn in Falten. »Könnte nicht auch ein anderes Schwert zu dieser Scheide gehört haben, das rein zufällig genauso groß war?«
»Theoretisch schon. Ich bin aber sicher, dass wir das so gut wie ausschließen können.«
»Und wieso?«
»Weil darauf ebenfalls ein Rad der Zeit eingraviert ist.« Die Archäologin hob den Zeigefinger, als wolle sie die Bedeutung ihrer Bemerkung unterstreichen. »Es ist vollkommen identisch mit der Gravur auf der Klinge.« Rika Reval beugte sich vor. »Diese Schwertspitze gehört eindeutig zur Waffe des Drachentöters, Laura. Und ich weiß, dass auch der Rest des Schwertes hier irgendwo zu finden sein muss!«
Da summte Lauras Handy. Eine SMS von Lukas war eingegangen: »Komm so schnell wie möglich zurück! Hab was Aufregendes entdeckt!«
K apitel 18 Latus
und Lateris
ie Dämmerung senkte sich schon über das Internatsgebäude, als Laura auf Ravenstein eintraf. Als sie in Lukas Zimmer trat, wurde sie bereits von ihrem Bruder und Kaja erwartet.
»Was gibt es denn so Aufregendes?«, fragte Laura nach der Begrüßung. »Was hast du entdeckt?«
Der Junge sah sie über den Rand seiner Brille an und wandte sich Kaja zu, die auf seinem Bett saß und Minzi auf dem Schoß hielt. »Sollen wir es ihr verraten – oder lassen wir sie lieber noch ein bisschen zappeln?«
»Am besten du sagst es gleich.« Kaja stopfte einen Riegel Schokolade in den Mund. »Wonst wird wie wur wieder wauer!«
»Haha!«, sagte Laura, plumpste neben die Freundin aufs Bett, streckte die Hand aus und streichelte das Kätzchen. »Also, Lukas – schieß los!«
Der Junge fuhr seinen Computer hoch, der vor ihm auf dem Schreibtisch stand. »Während du dich in Drachenthal vergnügt hast und Kaja es sich hier gemütlich gemacht hat – «
»Hey!« Das Pummelchen sah ihn entrüstet an. »Ich sollte doch Schwartz und die Taxus im Auge behalten – und die haben Ravenstein nicht für eine Sekunde verlassen!«
» – habe ich den ganzen Nachmittag mit Recherchen verbracht«, fuhr er ungerührt fort und blickte auf den Bildschirm. »Ich habe versucht, so viel wie möglich über diese Bertrun von Drachenthal in Erfahrung zu bringen.«
»Und?« Laura wurde kribbelig.
»Allzu viel habe ich nicht herausgefunden«, antwortete Lukas, während er auf die Tastatur einhackte. »Aber das Wenige ist ungemein interessant!« Auf dem Monitor baute sich das Abbild eines altertümlichen Ölgemäldes auf, das eine junge Frau von vielleicht zwanzig Jahren zeigte. Das blonde Haar war streng zu einem Knoten gekämmt. »Hier – das ist das einzig erhaltene Porträt von Bertrun. Die biografischen Daten, die ich mir aus den Universitätsarchiven verschiedener historischer Fakultäten zusammengesucht habe, sind alles andere als spektakulär: Sie wurde 1140 geboren, und zwar am fünften Dezember, wie wir schon wissen.«
»Stimmt«, bestätigte Laura. »Schließlich war ja auch sie im Zeichen der Dreizehn geboren.«
»Anfang 1153, als Reimar von Ravenstein unmittelbar nach seiner Rückkehr vom Kreuzzug die Burg ihrer Eltern belagerte und schließlich niederbrannte, war Bertrun also gerade mal zwölf Jahre alt. Und wie wir ebenfalls schon wissen, sind nur sie und ihre alte Amme dem blutigen Massaker entkommen, das der Grausame Ritter unter den Burgbewohnern anrichten ließ.«
Laura beugte sich vor, um das Porträt näher in Augenschein zu nehmen. Bertruns ernstes Gesicht erinnerte sie unwillkürlich an ihre Mutter. »Die Arme!«, sagte sie. »Erst zwölf und schon Vollwaise. Wo hat sie denn die folgenden Jahre verbracht?«
»Das ist eine interessante Frage!« Ein wissendes Lächeln spielte um die Lippen des Jungen. »Nachdem sie Reimar entkommen waren, hat die Amme sich mit ihrem Schützling zu ihrem Bruder geflüchtet, auf dessen kärglichem Bauernhof sie Unterschlupf fanden. Dieser Bruder aber war niemand anders als… Silvas
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