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Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Titel: Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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sie. »Seit wann misst man Verse?«
    Der Junge schlug die Hände vors Gesicht und stöhnte theatralisch auf. »Ich fass es nicht!«
    Laura stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Krieg dich wieder ein«, sagte sie streng und konzentrierte sich auf die Zeichnung. »Dieses ›erkenn‹ bezieht sich dann vielleicht auf die Rechenzeichen, oder? Hier zum Beispiel, auf der rechten Seite: Bertrun hat in den Stein, der genau auf drei Uhr liegt, ein Divisionszeichen gemalt. Die Zahl, die darunter verborgen war, ist die Vierundfünfzig. Wenn man das durch drei dividiert, also um die Anzahl der Schläge um diese Uhrzeit, erhält man exakt die Achtzehn.«
    Lukas staunte sie mit heruntergeklappter Kinnlade an. »Genial, Laura, einfach genial. Das muss es sein!« Er deutete auf den Stein auf der Sechs-Uhr-Position. »Hier drunter war die Vierundvierzig. Minus sechs ergibt achtunddreißig. Und hier links, auf neun Uhr, war die Vierunddreißig verborgen. Multipliziert mit neun ergibt das dreihundertundsechs! Klaromaro: Diese Zahlen entsprechen offensichtlich der Anzahl der Schritte, die uns ans richtige Ziel tragen – womit auch die Bedeutung der vierten Verszeile geklärt sein dürfte.«
    »Genau!« Laura nickte eifrig. Ihre Wangen glühten nun vor Aufregung. »Jetzt fehlt uns nur noch die Richtung, die wir aus der ersten Zeile erfahren müssten. ›Wende dich stets hin zum Licht‹.«
    »Gut möglich.« Lukas kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Zuerst dachte ich ja, dieser Satz würde bedeuten, dass man sich immer für die Sache des Lichts einsetzen soll. Aber das ist eigentlich so selbstverständlich, dass Bertrun keinen Grund hatte, eigens darauf hinzuweisen. Das Licht hier muss also eine andere Bedeutung haben.«
    »Vielleicht…?« Kaja warf die Lippen auf. »Vielleicht ist ja die Sonne damit gemeint, das Himmelslicht?«
    »Hey, Kaja!« Laura sah die Freundin überrascht an. »Das ist gar nicht so blöd! Schließlich steht die Sonne zu den verschiedenen Uhrzeiten an unterschiedlichen Stellen – und könnte damit die Richtung anzeigen.«
    »Sag ich doch!«, antwortete das Pummelchen und grinste wie ein personifizierter Smiley.
    Lukas jedoch schien die Begeisterung der Mädchen nicht zu teilen. Er wiegte bedächtig den Kopf. »Das ist nur bedingt richtig. Der Sonnenstand verändert sich nämlich im Laufe eines Jahres – und so müsste man schon den genauen Tag wissen, um die Richtung exakt bestimmen zu können. Aber einen entsprechenden Hinweis kann ich beim besten Willen nicht entdecken.«
    Laura zog eine Grimasse und kratzte sich am Kopf. Wo Lukas Recht hatte, hatte er nun mal Recht! Was also konnte noch mit dieser Verszeile gemeint sein? Ratlos warf sie einen Blick aus dem Fenster, wo die tiefer stehende Spätnachmittagssonne die Schatten länger werden ließ – und da fiel es ihr ein.
     
    »J etzt mach schon!« Der Schwarze Fürst war kurz davor, die Geduld zu verlieren. »Sag uns endlich, was du geträumt hast!«
    Bevor Marius antwortete, blickte er zu dem schmächtigen Traumspinner, der sich in der Gewalt der Schwarzen Ritter befand. Die Augen in seinem schmalen Gesicht glichen einem einzigen Flehen. Bitte sage es ihnen, schien sein Blick zu bedeuten, denn sonst muss einer von uns sterben!
    Marius räusperte sich. »Nun«, hob er an.
    Borboron reckte das Kinn vor. »Ja?«
    »Ich habe geträumt«, fuhr Marius fort, »dass mir eine Frage gestellt wurde…«
    »Nämlich?«
    »Ähm… die Frage: ›Was ist das Wichtigste im Leben?‹«
    »Ach?« Das finstere Gesicht des Schwarzen Fürsten hellte sich auf. »Und was hast du geantwortet?«
    »Ich selbst bin das Wichtigste in meinem Leben«, antwortete Marius ohne langes Nachdenken, »und außer mir zählt nichts!«
    Borboron grinste. »Wie wahr, wie wahr«, sagte er. »Warum denn nicht gleich so?« Er wandte sich ab und ging auf Gramar zu, der sich vor dem Tyrannen verneigte. »Das habt Ihr wirklich gut gemacht«, lobte ihn der Schwarze Fürst und schaute dann den Traumspinner an. »Alles was recht ist, Meister Orplid: Ihr scheint in der Tat der Beste Eurer Zunft zu sein!«
    Der Traumspinner antwortete nicht, sondern schlug nur die Augen zu Boden, als schäme er sich.
    Marius Leander wurde blass, als er begriff, was er soeben gesagt hatte. Das Herz in seiner Brust galoppierte, und die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich. Welch eine perfide Botschaft, die Borboron da ausgesandt hatte! Nicht auszudenken, wenn es ihm tatsächlich gelang, sie den Menschen einzupflanzen.

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