Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx
Digitalfotos hervor und reichte es Lukas. »Hier.«
Der Junge nahm die Abbildung und musterte sie neugierig. Laura warf ebenfalls einen Blick auf das Foto. Neben die abgebrochene Schwertklinge war ein Zollstock gelegt worden, und so war zu erkennen, dass sie gut zwanzig Zentimeter lang und an der Bruchstelle mehr als fünf Zentimeter breit war. Das Schwert musste ziemlich groß gewesen sein. Als leidenschaftliche Fechterin kannte Laura nicht nur die verschiedenen Sportwaffen, sondern auch andere Hieb- und Stichwaffen. Außerdem hatte sie bei ihren verschiedenen Begegnungen mit dem zum Leben erwachten Grausamen Ritter ein ums andere Mal selbst zu einem Schwert greifen müssen.
Mehr noch als die ungewöhnlichen Maße der Schwertspitze allerdings wunderte es das Mädchen, dass sie keinerlei Spuren von Rost aufwies. Zwar war sie mit zahlreichen Lehm- und Erdspuren behaftet, sah darunter jedoch fast makellos aus. Beinahe wie neu. Dabei musste sie doch über Jahrhunderte unter der Erde gelegen haben! »Haben Sie eine Idee, wie alt dieses Schwert sein könnte?«, fragte Laura die Archäologin deshalb.
Rika zog die Stirn kraus. »Nun, bevor der endgültige Laborbefund vorliegt, kann ich das nur schätzen. Aber wenn meine Vermutung zutrifft und dieser Sigbert tatsächlich das historische Vorbild für den Nibelungenhelden Siegfried darstellt, dann müsste das Schwert aus der Zeit vor oder kurz nach dem Beginn des fünften Jahrhunderts unserer Zeitrechnung stammen.«
»Da bin ich aber mal gespannt, was die Untersuchung ergibt«, antwortete Lukas und wollte das Foto zurückgeben, als Laura ihm plötzlich in den Arm fiel.
»Warte mal!« Aufgeregt nahm sie ihm den Print aus der Hand, hielt ihn dicht vors Gesicht und musterte ihn eingehend. »Komisch«, sagte sie dann.
»Was denn?«, wunderte sich Lukas, und auch Rika Reval wirkte überrascht.
Laura deutete auf das Foto. »Schaut doch mal – hier, dicht an der Bruchstelle. Da ist doch ein Teil einer Gravur zu sehen.«
Der Junge und die Frau streckten die Köpfe vor und musterten das Foto neugierig. »Stimmt«, sagte Lukas nach einer Weile. »Das könnte vielleicht ein Teil eines Kreises sein.«
»Oder eines Rades mit acht Speichen.« Lauras Augen glänzten vor Erregung. »Ich fass es nicht«, hauchte sie beklommen, »aber das… das ist eindeutig das Rad der Zeit!«
K apitel 5 Gurgulius
der Allesverschlinger
ie Wächter vor dem Portal des Thronsaals traten zur Seite. Der Schwarze Ritter mit dem Ziegenbart öffnete die eisenbeschlagene Tür und forderte den Gefangenen mit einer herrischen Geste auf einzutreten.
Während das Portal sich hinter Marius schloss, blickte er sich in dem Saal um, den er noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Er war riesig.
Obwohl es heller Tag sein musste, herrschte ein dämmriges Licht. Ein halbes Dutzend mächtiger schwarzer Hunde lagerte vor dem steinernen Kamin, in dem ein Holzfeuer flackerte. Kaum eines der Tiere schenkte Marius Beachtung, während er langsam auf den gewaltigen Lehnstuhl an der Stirnseite des Raumes zuschritt.
Borboron lehnte entspannt in seinem Thronsessel aus schwarzem Holz. Das grimmige Haupt mit den roten Glutaugen ruhte an der mit Fell gepolsterten Rückenlehne, direkt unter einem bleichen Pferdeschädel mit Widderhörnern, der die Lehne schmückte. Als er den Näherkommenden gewahrte, straffte er sich und beugte sich vor.
Marius blieb vor dem Herrscher stehen und erwiderte furchtlos dessen herausfordernden Blick.
Ein schmales Lächeln spielte um Borborons Lippen. »Wie ich sehe, erfreust du dich bester Gesundheit.« Die tiefe Stimme schien aus den Schlünden der Hölle zu kommen.
Marius lachte gequält. »Was an Eurer großzügigen Gastfreundschaft liegen muss«, entgegnete er spöttisch, »und an der vorzüglichen Behandlung durch Eure Kerkerknechte!«
Der Schwarze Fürst schien bester Laune zu sein, denn er amüsierte sich nur über die Bemerkung. »Erstaunlich, dass du deinen Humor noch immer nicht verloren hast. Manch anderer an deiner Stelle wäre längst verzweifelt.« Er erhob sich und trat dicht an Marius heran. »Du bist aus ganz besonderem Holz geschnitzt – genau wie deine Tochter.«
Marius bezwang seine Neugier. Was mochte den Dunklen zu dieser Andeutung über Laura bewogen haben?, fragte er sich, blickte Borboron jedoch nur abwartend an.
Der Schwarze Fürst nickte einem blonden Mädchen in einem schlichten weißen Gewand zu, das ein Jahr jünger als Laura sein mochte. »Schenk ihm einen Becher
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