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Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Titel: Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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hinter jedem Baum und jedem Strauch das nackte Entsetzen lauerte, starrte sie gehetzten Blickes in das Gewucher, das sich vor ihr auftat.
    Auch Lukas schien sich nicht wohl in seiner Haut zu fühlen. Seine Lider flatterten unruhig, und er wagte kaum zu atmen. Er hatte ganz offensichtlich Angst, auch wenn er das niemals zugegeben hätte.
    Eine unwirkliche Stille lag über dem Wäldchen. Nicht ein Laut war zu hören, selbst das fröhliche Gezwitscher der Vögel, das die drei auf dem Weg durch den weitläufigen Park begleitet hatte, war restlos verstummt. Es war, als halte die Stille des Todes den Henkerswald umfangen.
    Laura schluckte. »Jetzt kommt schon«, sagte sie tapfer, bemüht, sich die Beklemmung nicht anmerken zu lassen. »Es ist noch früh am Nachmittag und ganz hell – was soll uns also groß passieren?« Zögernd tat sie den ersten Schritt, und zu ihrer Erleichterung folgten Kaja und Lukas ihr auf dem Fuß.
    Das Blattwerk war noch ziemlich licht, sodass im Innern des Wäldchens nicht jene Düsternis herrschte, die Laura in unguter Erinnerung war. Und so wurde sie immer unbeschwerter – bis sie von einer jähen Kälte erfasst wurde. Ein Eiseshauch fuhr ihr in die Glieder. Wie angewurzelt blieb Laura stehen, wandte den Blick von dem alten Gemäuer ab, das schon grau durch die Bäume schimmerte, und schaute die Freunde mit banger Miene an. »Spürt ihr es auch?«, flüsterte sie.
    »Ja. Es ist genau wie damals vor Weihnachten«, hauchte Kaja kaum hörbar. »Je mehr wir uns der Gruft nähern, desto kälter wird es.«
    Lukas jedoch widersprach. »Nein«, sagte er bestimmt. »Es ist noch viel kälter als damals! Und das, obwohl bei unserem ersten Besuch Winter war.«
    Laura schluckte. Der Bruder hatte Recht. Eigentlich hätte es viel wärmer sein müssen. Zumal ihr auf dem Weg durch den Park die Luft so angenehm erschienen war, dass sie kurzfristig mit dem Gedanken gespielt hatte, die Jacke auszuziehen. Und jetzt, kaum zehn Minuten später, fror sie so stark, dass sie sich tief darin verkrochen hatte.
    Wie war das nur möglich?
    Beklommen schielte sie zu der halb verfallenen Grabstätte mit den Bruchsteinmauern. Ob diese Eiseskälte ihnen wieder aus der Alten Gruft entgegenschlug, deren Grabkammer den Sarkophag mit den sterblichen Überresten des Grausamen Ritters Reimar von Ravenstein enthielt? Oder hatte sie diesmal eine andere Ursache? Und wenn ja – welche?
    »Kommt«, flüsterte sie. »Gehen wir weiter.«
    »Und wenn Albin Ellerking wieder hier auftaucht?«, gab Kaja in kläglichem Ton zu bedenken. »Und uns an Dr. Schwartz oder die Taxus verpetzt?«
    »Soll er doch!« Laura bemühte sich, bestimmt und überzeugend zu klingen. Trotzdem hörte ihre Stimme sich eher brüchig an. »Schließlich haben wir nicht die Absicht, die Gruft zu betreten. Wir wollen doch nur nach den Krähen sehen.«
    Das Argument überzeugte die Freundin, und so steuerten sie zielstrebig auf die unheimliche Grabstätte zu.
    Schon aus einiger Entfernung erkannte Laura, dass sie sich geirrt haben musste. Nicht eine einzige Krähe war in den Wipfeln der alten Baumriesen zu sehen, die die Gruft säumten. Nicht ein Mistelbusch wuchs in den mächtigen Kronen – was bedeuten musste, dass es sich bei dem riesigen Schwärm, der am Vorabend über Burg Ravenstein gekreist war, wohl doch nicht um die Viecher gehandelt hatte, die im Banne des Internatsgärtners standen. Es waren wohl nichts weiter als harmlose Saat- und Nebelkrähen gewesen.
    »Siehst du?«, meldete sich da auch schon Lukas zu Wort. »Du hast dich getäuscht – aber das habe ich dir ja gleich gesagt!« Dabei blickte er seine Schwester so besserwisserisch an, dass Laura einen Keim des Zorns in sich fühlte.
    »Ja, ja«, brummte sie unwirsch. »Ist ja gut. Du hast halt auch mal Recht!«
    »So gut wie immer!«, beharrte Lukas und grinste.
    Laura wandte sich ab, um nicht die Beherrschung zu verlieren – und bemerkte eine Vogelscheuche. Sie stand ein paar Meter neben der Gruft, was dem Mädchen reichlich seltsam vorkam. Wozu brauchte man eine Vogelscheuche mitten im Wald? Zumal es sich beim Henkerswald um einen Urwald handelte, in dem die Natur sich selbst überlassen war und niemand etwas anpflanzte. Wozu dann also eine Vogelscheuche? Wen oder was sollte sie schützen?
    »Merkwürdig«, flüsterte sie.
    »Was denn?« Lukas hatte die Scheuche noch gar nicht entdeckt.
    »Na – dieses Ding dort drüben!«, antwortete Laura und deutete auf das Gestell.
    »Na und?« Kaja meldete sich

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