LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
eine Schönheit aus einem
Hollywoodfilm! Siras gertenschlanke Gestalt steckte in einem dunkelblauen Business-Kostüm, das ihre weiblichen Rundungen dezent betonte. In ihrem ebenmäßigen Gesicht, das von nachtschwarzem Seidenhaar umrahmt wurde, blitzten große dunkle Mandelaugen, die Marius spontan an geheimnisvolle Vulkanseen erinnerten. Der makellos hellbraune Teint, die etwas vorstehenden Wangenknochen und das kleine Muttermal über der Nasenwurzel verliehen ihr ein leicht exotisches Aussehen.
Wie kann man nur so verdammt hübsch sein, kam es Marius spontan in den Sinn. Ohne es zu merken, nickte er dabei anerkennend, was Miss Mary ein wissendes Schmunzeln entlockte.
Rebekka Taxus dagegen, die als Konrektorin natürlich ebenfalls bei dem Vorstellungsgespräch anwesend war, ließ Sira Blossom ihre unverhohlene Abneigung spüren. Da Marius den Grund für ihren Missmut kannte, konnte er sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen. Dabei schirmte er seine Gedanken jedoch sorgfältig ab, damit Pinky – wie die Konrektorin wegen ihrer Vorliebe für diese Farbe meist nur genannt wurde – sie nicht lesen konnte. Die Taxus musste ja nicht unbedingt wissen, wie sehr er sich darüber freute, dass sie keinen geeigneten Kandidaten für die Stelle gefunden hatte.
Gemäß den alten Gepflogenheiten hätte deren Besetzung nämlich den Dunklen zugestanden. Nach dem Tod von Dr. Quintus Schwartz hatte die Konrektorin deshalb auch dessen Nachfolger bestimmt: Wahnfried Nokter, der genau wie Schwartz mit den Feinden des Lichts paktierte, auch wenn seine Fähigkeiten bei Weitem nicht an die seines Vorgängers heranreichten. Nachdem Nokter zwei Tage nach Ostern unter nie geklärten Umständen aus dem Fenster seines Zimmers im Lehrerhaus gestürzt war und sich dabei das Genick gebrochen hatte, hatte sich Pinky erneut auf die Suche nach einem Chemielehrer gemacht. Als sie jedoch selbst nach Wochen noch immer
nicht fündig geworden war, musste sie Miss Marys Vorschlag, die Stelle durch eine Anzeige in einer überregionalen Zeitung auszuschreiben, wohl oder übel zustimmen. Allerdings bestand die Taxus darauf, dass die Anstellung bis zum Schuljahresende befristet würde. Was neben dem ziemlich mageren Gehalt wahrscheinlich der Grund dafür war, dass sich nur eine einzige Bewerberin gemeldet hatte: Sira Blossom.
Nachdem die Direktorin alle Anwesenden vorgestellt hatte und der übliche Smalltalk erledigt war, kam sie zur Sache. »Ihrer Bewerbung habe ich entnommen, dass Sie in den USA geboren sind, dort ihre Ausbildung absolviert und auch schon zwei Jahre an einer Highschool unterrichtet haben. Was hat Sie denn nach Deutschland geführt und dazu bewogen, sich an unserem Internat zu bewerben?«
»Diese Frage habe ich natürlich erwartet«, antwortete Sira freundlich lächelnd. »Aber nicht nur deswegen beantworte ich sie liebend gerne. Der Grund dafür ist mein Vater.«
»Ähm.« Marius war verwirrt. »Ihr Vater hat Sie gedrängt, sich bei uns zu bewerben?«
»Nein, nein«, antwortete die junge Frau rasch, und Marius war, als würde ein Anflug von Wehmut ihr hübsches Gesicht verschatten. »Mein Vater ist leider schon verstorben. Aber er hat den größten Teil seines Lebens in Deutschland verbracht und mir schon als Kind von seiner alten Heimat und den anderen Ländern des alten Europa vorgeschwärmt. « Aus diesem Grunde – so führte sie aus – hatte er nicht nur darauf gedrungen, dass sie Deutsch lernte, sondern ihr später auch höchstpersönlich Latein und Altgriechisch beigebracht. »Auch wenn diese Sprachen längst nicht mehr gebräuchlich sind, war Daddy der festen Überzeugung, dass sie zum Verständnis der europäischen Kultur unabdingbar sind.«
Miss Mary verzog beeindruckt das Gesicht. »Ihr Vater muss ein äußerst gebildeter Mann gewesen sein.«
»Das war er in der Tat.« Die mandeläugige Schönheit nickte, und Marius meinte ein leichtes Zittern in ihrer Stimme zu vernehmen. »Und ein äußerst zielstrebiger noch dazu. Wenn Daddy sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte ihn nichts und niemand mehr davon abbringen. Und mir scheint …« Mit einem entschuldigendem Lächeln hob sie die feingliedrigen Hände. »… in dieser Hinsicht komme ich ganz nach ihm, zumindest gelegentlich.«
»Zielstrebigkeit ist wahrlich kein Charakterfehler«, erwiderte Miss Mary ernst. » Wenn ich Sie recht verstehe, haben Sie vor, sich auch in Italien und Griechenland umzusehen?«
»Selbstverständlich. Allerdings gedenke ich
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