Lautlose Jagd
Interaktion mit anderen Materialien beeinflussen.
Plasmafeld-Waffen bringen zusätzliche Flexibilität, indem sie kleineren Waffen und Trägersystemen mehr Schlagkraft verleihen, bis wir die Treffsicherheit unserer Lenkwaffen so weit erhöht haben, dass wir kleinere Sprengköpfe verwenden können«, fuhr Marshall fort. »Das System funktioniert mit einer kleinen Kernspaltung, die jedoch keine Sprengwirkung, sondern nur Strahlung erzeugen soll, um...«
»Kernspaltung wie bei einer Atombombenexplosion?«, fragte ein Senator ungläubig.
»Eine schnelle, aber kontrolliert ablaufende Kernspaltung wie in einem Atomkraftwerk, die keine Explosion, sondern nur Wärme erzeugt«, antwortete Marshall. »Wir bringen spaltbares Material zusammen, um eine Kernspaltung in Gang zu setzen, aber unser Ziel ist keine Kettenreaktion, die zu seiner Explosion führt. Uns geht es nur um die intensive Radioaktivität, die für sehr kurze Zeit - einige Millisekunden lang - entsteht, bevor die Reaktion zum Stillstand kommt. Diese Radioaktivität wird entlang eines Magnetfelds konzentriert und trifft auf ein erbsengroßes Stück spaltbares Material. Dadurch werden Ionen - positiv und negativ geladene Teilchen - von den Atomen abgespalten und erzeugen eine als Plasma bezeichnete Energieblase. Da dieser Vorgang ohne Explosion abläuft, können wir den Durchmesser dieser Blase sehr genau bestimmen und sie beispielsweise ein paar Meter oder so groß wie einen ganzen Straßenblock werden lassen.
Der Plasmafeld-Effekt hat zwei bemerkenswerte Eigenschaf-
ten«, fuhr Marshall fort. »Erstens wird kaum Strahlung freigesetzt, weil die Kernspaltung schon nach einigen Millisekunden wieder beendet ist. Hier gibt es keine Kettenreaktion, die eine riesige Explosion auslöst, radioaktive Partikel freisetzt und unvorstellbare Hitze erzeugt. Die Sprengkraft dieser Waffe ist um ein Vielfaches geringer als die einer Kernwaffe, und die von ihr freigesetzte Strahlung ist überproportional geringer.
Die zweite Eigenschaft ist, dass die Plasmareaktion nicht außerhalb des durch die Explosion erzeugten Felds - der Blase - ablaufen kann«, erläuterte der General. »Das nennt man den Debye-Effekt. Im Prinzip zehrt das Plasmafeld sich im Augenblick seiner Entstehung auf; es stirbt sozusagen bei seiner Geburt. Da seine Größe sich präzise bestimmen lässt, wird Plasma kommerziell bei der Herstellung von Mikrochips und für Abbildungen auf Plasmabildschirmen benutzt. Außerhalb des Plasmafelds gibt es keinen Überdruck und nur sehr wenig Strahlung oder Erwärmung. Bei seiner Entstehung tritt keine Druckwelle auf. Das Plasmafeld entwickelt sich einfach bis zu seiner bestimmten Größe und hört dann zu wachsen auf. Die Waffe ist nicht einmal sehr laut, wenn sie losgeht.«
»Sie macht keinen Krach?«, fragte ein Senator erstaunt.
»Etwas schon, aber viel weniger, als man von einem kleinen Kernsprengsatz erwarten würde«, antwortete Marshall. »Sehen Sie, die Waffe detoniert nicht im herkömmlichen Sinn; sie verwandelt Materie nicht in Energie und sich ausdehnende Gase; sie komprimiert die Luft in ihrer Umgebung nicht. Sie verwandelt Materie - feste, flüssige oder gasförmige - nur in Plasma, das lediglich eine andere Erscheinungsform von Materie ist. Wie Sie wissen, ist nichts zu hören, wenn Eis zu Flüssigkeit oder Flüssigkeit zu Gas wird.«
»Aber es muss doch Wärme, Licht, Feuer, Strahlung, all dieses Zeug geben!«, wandte ein Senator ein. »Ist das Ganze nicht eine ziemlich gewaltsame Reaktion? Uns macht Sorgen, wie die internationale Gemeinschaft und das amerikanische Volk denken werden, wenn unser Militär solche Waffen in Form von Bomben und Raketen einsetzt. Wie können wir ihre Verwendung erklären, General?«
»Wir neigen dazu, die Veränderung von Eigenschaften, die Materie besitzt, für einen gewaltsamen Prozess zu halten, Senator«, erläuterte Marshall geduldig, »aber in Wirklichkeit ist er das nicht. Friert ein Teich zu, ist das kein gewaltsamer Vorgang. Physikalisch gesehen handelt es sich dabei lediglich um einen Energietransfer - die Wassermoleküle geben bei niedrigeren Temperaturen Energie ab, bewegen sich langsamer als zuvor und bilden so einen festen Körper. Wasser kocht, wenn es sich in Gas verwandelt, aber auch das ist kein gewalttätiger Prozess, sondern lediglich eine Frage des Druckunterschieds - das zu Gas gewordene Wasser steigt in eine Zone niedrigeren Drucks auf, wenn seine Moleküle durch Energiezufuhr getrennt werden.
Weitere Kostenlose Bücher