Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lavendel und Blütenstaub

Lavendel und Blütenstaub

Titel: Lavendel und Blütenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Habersatter
Vom Netzwerk:
... nein, schon in Ordnung. Ich ... meine Herren, es tut mir leid, das war ..." Sie brach ab und starrte auf ihr Handy. "Meine Familie braucht mich. Sie verstehen bitte."
    Ehe die Männer etwas erwidern konnten, hatte Gabriela ihre Aktentasche genommen und war zur Tür hinaus geeilt.
    Im hellen Vorraum stand ein Empfangstresen. Dahinter war eine schlanke junge Frau in einen Terminplaner vertieft. Gabriela schritt mit ihren hohen Schuhen auf sie zu. Überrascht hob die Frau den Kopf.
    "Alisa, streichen Sie meine Termine für heute und begleiten Sie die Herren bitte nach draußen. Ich melde mich morgen bei Ihnen." Ehe Alisa antworten konnte, war Gabriela schon zur Tür raus.
    Im Auto rief sie ihre Tochter an. "Aurelia? Ich bin's. Wo bist du?"
    "Hallo Mama! Ich bin zu Hause. Du klingst aufgeregt. Was ist los?"
    "Stella hat deine Oma einfach aus dem Krankenhaus geholt. Papa fährt gerade hin und ich jetzt auch."
    "Sie hat WAS?!"
    "Ich weiß auch nicht, Schätzchen. Stella denkt wohl, zu Hause wäre Oma besser aufgehoben. Wir müssen das klären. Papa möchte, dass Oma die bestmögliche Betreuung bekommt und die geht seiner Meinung nach nur im Krankenhaus ..." Sie brach ab und atmete tief durch. "Jedenfalls, ich wollte dir nur sagen, dass ich am Nachmittag nicht auf die Kinder aufpassen kann."
    "Ja klar, schon gut, Mama. Mach dir keine Sorgen. Oma geht jetzt vor."
    "Gib Sebastian und Marina einen Kuss von mir. Ich melde mich später."
    Gabriela beendete das Gespräch, schaltete den Blinker ein und setzte zum Überholen an. Sie wollte Erwin einholen, bevor er womöglich Dinge sagte, die ihm später noch leid taten.
     
     
    Erwin
     
    "Ach, komm schon! Gib Gas!"
    Er hupte und war außer sich vor Zorn. Er fühlte sich hintergangen und ausgeschlossen.
    Der Verkehr stockte und er stand schon seit zehn Minuten in der Kolonne. Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
    Eigentlich hatte er seine Mutter besuchen wollen, da er beruflich in der Nähe zu tun gehabt hatte. Das Krankenzimmer war jedoch leer. Eine kleine rothaarige Krankenschwester sagte ihm dann, dass Frau Lukas entlassen worden sei. Ob er als Sohn denn das nicht wisse, hatte sie mit einem Seitenblick hinzugefügt. Er fühlte sich wie ein Idiot und Stella war schuld daran, sagte er sich.
    "Du Trottel! Nun fahr schon!"
    Er hupte wieder, schrie und gestikulierte.
    Normalerweise war Erwin ein geduldiger, zielstrebiger Mensch, doch seit der Krebsdiagnose von Anna fühlte er sich zerrissen. Die Angst, seine Mutter zu verlieren, schnürte ihm die Kehle zu.
    Er wusste, dass er ihr viel Kummer bereitet hatte, und er hatte eigentlich vorgehabt, sich das Vertrauen seiner Mutter wieder zu verdienen, auch wenn sie ihm schon nach einigen Jahren verziehen hatte, doch ihr Verhältnis war immer noch angespannt und vorsichtig. Das hätte sich eigentlich ändern sollen in den nächsten Jahren, wenn er selbst in Pension war und mehr Zeit haben würde. Nun rann ihm aber die Zeit davon und Stella machte es ihm auch nicht leicht.
    Wenige Minuten vor dem Haus seiner Mutter bemerkte Erwin hinter sich ein Auto, das mit dem Licht aufleuchtete und dicht auffuhr. Erst auf den zweiten Blick sah er, dass es Gabriela war. Hintereinander stellten sie die Autos in der Einfahrt seines Elternhauses ab.
    "Was machst du hier?", fragte Erwin überrascht. Sein Zorn war beim Anblick seiner Frau weniger geworden.
    "Bitte mach' keine Dummheit, Schatz." Gabriela ging auf Erwin zu und hielt ihn am Oberarm. "Lass uns in Ruhe reden. Stella hat bestimmt einen guten Grund, warum sie ohne Absprache so gehandelt hat!"
    "Sie hätte mir doch wenigstens Bescheid sagen können, dass sie Mutter zum Sterben nach Hause holt!" Erwin war noch immer aufgebracht und auch gekränkt, so merkte er nicht, dass Anna die Tür geöffnet hatte und sie beobachtete.
    "Wer soll denn sterben?", fragte sie ruhig.
    Gabriela und Erwin wandten sich ertappt um.
    "Mutter! Wie geht es dir?" Erwin ging auf sie zu. "Ich war im Krankenhaus, und da sagten sie mir, dass du entlassen wurdest!"
    "Und da dachtest du, du musst sofort mit deiner Frau herfahren und mich zur Rede stellen, oder wie?" Anna verschränkte die Arme und sah ihren Sohn herausfordernd an.
    "Aber nein, ich ... ist Stella da?" Erwin sah an Anna vorbei ins Haus.
    "Ja, sie macht gerade mein Bett frisch. Ich wollte es eigentlich selbst machen, aber sie lässt mich nicht", sagte sie schulterzuckend. "Kommt doch rein, wenn ihr schon hier seid." Anna trat einen Schritt beiseite und ließ Erwin und

Weitere Kostenlose Bücher