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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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und verschloß die Tür wieder. »Ein munteres Spielchen«, bemerkte er. »Marenkow haben sie natürlich nicht erwischt? Kognak?« Er bot ihr ein metallenes Fläschchen an. »Du siehst aus, als könntest du ihn gebrauchen.«
    Sie beobachtete den Engländer, während sie aus dem Fläschchen trank. Er war noch immer als Joseph Laurier verkleidet und trug auch noch seine strähnige graue Perücke und die Zwei-Stärken-Brille. Selbst wenn man seine Verkleidung berücksichtigte, sah er verdammt erschöpft aus.
    »Nein, Marenkow haben sie nicht erwischt«, bestätigte sie. »Auch sonst niemanden – obwohl mir nicht klar ist, woher du deine Zuversicht hast.«
    »Denk an den Zeitfaktor. Der Expreß stand schon eine volle Minute, bevor das Maschinengewehr das Feuer eröffnete. Es war ein unplanmäßiger Halt, und Haller ist kein Dummkopf. Erzähl mir, wie sich alles abgespielt hat…«
    Er hörte aufmerksam zu und stellte einmal mehr fest, wie sehr Elsa die Gabe besaß, einen komplexen Sachverhalt mit wenigen Worten wiederzugeben. Sie hatte ihr schwarze Perücke und die Brille abgenommen, als wollte sie sich ihm so präsentabel wie nur möglich zeigen. »Du hast also recht gehabt«, sagte sie zum Abschluß ihres Berichts. »Diese drei sogenannten Attentäter, die in Chiasso zugestiegen sind, waren nichts als ein Ablenkungsmanöver – um uns vor dem professionell durchgeführten wirklichen Angriff in Sicherheit zu wiegen.«
    Wargrave schüttelte den Kopf. »Er war nicht so professionell durchgeführt, wie ich befürchtet habe. Sie haben die Sache verpatzt. Sie war bis zu einem bestimmten Punkt gut geplant – aber dann haben sie ihre Gelegenheit verpaßt.«
    »Tatsächlich?« Manchmal hatte sie das Gefühl, als sei Wargrave zu selbstsicher. »Also schön, wie hättest du die Sache gemacht?«
    »Ich hätte den ganzen Schlafwagen mit Salven bestrichen, als der Zug noch abbremste – von einem schnell fahrenden Jeep aus hätte man das schaffen können. Sie haben Haller genau die Zeit gelassen, die er brauchte, um angemessen zu reagieren. Du sagst, John hat versucht, den Fahrer zu erschießen? Etwa wie groß war die Entfernung zwischen Fenster und Jeep?«
    »Wir waren rund fünfzig Meter von der Landstraße entfernt. Julian hat gesagt, der Jeep habe sich Zeit gelassen – er fuhr mit etwa fünfunddreißig Stundenkilometern.«
    Wargrave machte die gleiche Bemerkung wie Haller. »Aber es war ein bewegliches Ziel – und dunkel war es auch. Wie wird übrigens Marenkow jetzt bewacht?«
    »Haargenau so, wie du es angeordnet hast.« Sie stand auf, um sich Perücke und Brille aufzusetzen. »Ich gehe jetzt lieber zurück – Julian hat mich rausgelassen, damit ich sehen kann, was sich in den anderen Waggons getan hat. Die meisten Fahrgäste sind ziemlich verängstigt. Jetzt gehen Bahnbeamte durch die Wagen, um den Leuten zu erzählen, das Ganze sei eine Schweizer Armeeübung gewesen – was mit dem letzten Schlafwagen passiert ist, hat natürlich niemand gesehen. Ich glaube nicht, daß jeder diese Story schlucken wird.«
    Wargrave zog eine kleine Pappspule für Nähgarn aus der Tasche. »Noch etwas. Wenn wir in Bellinzona halten, steigst du aus und gehst mit dieser Spule im Handschuh auf den Bahnsteig. Ein Mann in Schweizer Eisenbahneruniform wird auf dich zugehen und dir auf französisch sagen, du solltest wieder einsteigen, der Zug werde bald nach Airolo abfahren. Stecke ihm diese Spule zu. Es ist eine Nachricht für Springer.«
    »Er weiß von Joseph Laurier?«
    »Nein, aber du hast mir gesagt, daß Julian nicht über mein vermeintliches Ableben berichtet hat.« Er drückte ihr den Arm. »Und paß schön auf. Der Angriff von Vira war nur der Anfang.«
    »Es kommt mehr auf uns zu?«
    »Darauf kannst du dich verlassen. Den Hauptgang wird Oberst Igor Scharpinsky noch servieren müssen.«
    Elsa betrachtete die winzige Spule, die Wargrave ihr für Springers Mann in Bellinzona gegeben hatte. »Warum kann nicht unser Funker, Peter Necker, einen Funkspruch durchgeben? Ich kann so tun, als sei er von mir.«
    »Weil in der Nachricht gefordert wird, daß Necker selbst überprüft werden soll, und zwar schnellstens.«
    In Lugano hatte Oberst Springer eine seiner blitzschnellen Entscheidungen getroffen, die seine Untergebenen so oft in Aufregung versetzten. Er hatte sich entschlossen, in Bellinzona zuzusteigen und mit dem Atlantik-Expreß mitzufahren. Er hatte Horner als Stallwache zurückgelassen und fuhr jetzt durch die Außenbezirke der Stadt

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