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Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Titel: Lea - Untermieterin bei einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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für drei Tage, feste Schuhe, Badesachen und eine Jacke falls es mal kühler wird.“
    „Wo geht es denn hin?“
    „ Bobby Brown State Park.“
    Ich überlegte kurz, ob mir das etwas sagte, aber ich hatte nicht wirklich eine Ahnung. Es gab einfach unzählige Parks und Campingplätze allein in Georgia. Also machte ich ein fragendes Gesicht. Tom verstand sofort. „Er liegt etwa auf einer Höhe mit Atlanta, nur wenig mehr nördlich, allerdings an der Grenze zwischen Georgia und South Carolina.“
    Na gut, ich bekam eine ungefähre Vorstellung.
    „ Ist das nicht ein bisschen weit weg? Es gibt doch so viele Campingplätze.“
    „ Aber der ist sehr schön. Außerdem ist es doch nur ein Katzensprung.“
    Tom schmunzelte mich an. Entfernungen waren wohl relativ.
    „Hm, und wer ist Bobby Brown? Etwa der Musiker?“, fragte ich.
    Tom grinste. „Klar, und nebenan ist noch der George Michael Park und der Phil Collins Campground, in dem ja auch die Victoria Secrets Wasserfälle liegen.“
    „Tom, du Nuss. Ich frag doch nur.“
    „ Schon gut, Lea. Also der Campingplatz hat seinen Namen in Gedenken an Robert Brown. Der war nicht Musiker sondern in der Armee und starb im zweiten Weltkrieg“, klärte Tom mich auf.
    „ Oh.“
    Irgendwie betrübte mich die Erwähnung von Toten immer. Klar kannte ich ihn nicht, ich hatte immerhin nicht mal seinen Namen gewusst. Aber sobald ich nun erfahren hatte, dass er ein tapferer Soldat war, der sein Leben in einem grausamen Krieg gelassen hatte, spielte es keine Rolle mehr, dass er mir fremd war und dies auch angesichts seiner gesundheitlichen Situation für immer bleiben würde. Er war sicher schmerzvoll gestorben und ich fand es daher schön, dass er einen ruhigen Park zum Andenken erhalten hatte, der idyllisch und von Menschen belebt war. Sein Name ging dadurch nie verloren. Ich war irgendwie gerührt und freute mich darauf, den Park zu sehen. Ich würde dort lange spazieren, die frische Luft und die Natur um mich herum genießen, an einen unbekannten Toten denken, der abseits meiner Kenntnis wohl Kriegsheld war und mir denken: Der hier ist für dich, Bobby. Er war sicher ein anständigerer Kerl als Pinocchio-Bobby gewesen.
    „ Ist er denn jung gestorben?“, fragte ich Tom.
    Er legte den Kopf schief und sah mich ein wenig überrascht an. Mein Stimmungsumschwung schien ihm aufgefallen zu sein.
    „Ich weiß es nicht, Lea. Alles okay bei dir?“
    „ Mich machen Tote immer betrübt“, gestand ich.
    Tom nickte. „Vermutlich weil es nicht schön ist und uns allen bevor steht. Und wohl auch, weil es so verdammt endgültig ist.“
    Bobby Brown und all die anderen Millionen und Milliarden Menschen unserer Erdbevölkerung der vergangenen Zeiten würden nie wieder atmen, essen oder Freude empfinden können. Es gäbe keine Küsse und keinen Trost mehr und kein einziger Gedanken formte sich noch in ihnen. Viel schlimmer noch, niemand erinnerte sich mehr an sie. Vielleicht gab es für ein oder zwei Generationen noch ein paar Geschichten zu erzählen. Aber all das verblasste irgendwann.
    Ich wusste nichts über meine Verwandten, die Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gelebt hatten. Von denen davor ganz zu schweigen. Nicht nur der Tod war endgültig, auch das Verblassen im Bewusstsein der Köpfe von anderen ließ sich nicht aufhalten. Wenn man starb, dann tat man das auch in den Erinnerungen der Menschen. Alles was man weitergeben konnte, waren seine Gene an Nachkommen. Und hier und da gab es einzelne, die als Präsidenten und Könige in die Geschichte eingingen, oder denen man einen Park widmete. Aber das galt für die wenigsten. Dem Tod zu entkommen gelang niemandem. Das Sterben in den Gedanken der nachfolgenden Generationen aufzuhalten war das einzige, was sich versuchen ließ.
    Ich begriff, weshalb Pharaonen sich hatten Pyramiden bauen lassen und warum sie die Form ihrer Körper und die Züge ihrer Gesichter in Mumifizierungen und Goldmasken konservieren wollten. Niemandem gefiel es, so stumm zu gehen wie man gekommen war. Aber das war der Lauf der Dinge. Man hatte vor der eigenen Existenz keine Rolle gespielt und man würde es auch nicht mehr, wenn man nicht mehr da war. Das Leben war so unglaublich flüchtig. Angesichts dessen, da hatte Kyle Recht, war das Hier und Heute ausgesprochen wichtig. Man sollte nicht immer nur an eine Zukunft denken, die vielleicht anders kam als man dachte oder im Todesfall niemals mehr eintraf. Viel zu viele Dinge konnten passieren.
    Tom studierte Medizin,

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