Lea - Untermieterin bei einem Vampir
dass er es nicht tat. Er nahm wohl einfach nur Rücksicht auf meine Abneigung und machte es woanders. Mit welchen Augen würde ich Tom sehen, wenn er in meiner Gegenwart seine Leibspeise verdrückte? Ich wusste es nicht. Es wäre sicherlich schauerlich. Könnte Tom mir damit meine Befürchtungen oder eher seine Person austreiben?
Ich hielt nervös in meinem Gedankengang inne, denn ich war an einem sehr wichtigen Punkt angelangt. Ich realisierte und stritt nicht mehr ab, dass Tom schon Einzug in meine Gefühlswelt gehalten hatte. Austreiben konnte man nur, was innewohnte.
Ich wusste, wie nervös und kribbelig die kurze Nähe mich eben gemacht hatte. Wie sollte dieses Wochenende nur funktionieren? Ich schwankte zwischen der Vorfreude seiner Gegenwart und darauf, Erkenntnisse zu gewinnen wie auch gleichzeitig der Nervosität, ob das alles so richtig war oder ich nicht besser doch gekniffen hätte. Aber Fakt war, dass ich gar nicht auf das Wochenende verzichten wollte. Kyle hatte gesagt, ich solle nicht so viel grübeln, ich solle den Moment genießen und Freude nehmen wie sie kam, da ich sonst womöglich nie welche hatte. Es stimmte schon; sich zu beherrschen bereitete selten Vergnügen, denn es meinte in der Regel, dass man sich von etwas abhielt, was man eigentlich wollte.
Tom erreichte offensichtlich gerade jemanden am anderen Ende. „Hey Dad, Lea ist inzwischen da. Wir können also beizeiten los“, hörte ich ihn sagen.
Ich betrachtete Tom. Er sah aus, als könnte er selbst kaum glauben, was er da sagte, dass alles doch noch geklappt hatte. Ich fragte mich, während ich meinen Blick auf ihn richtete, wie mein Gesicht wohl in diesem Moment aussah. Also wandte ich mich ab, ging in mein Zimmer und zerrte meine Tasche unter dem Bett hervor. Ich begann zu packen. Dabei ging ich in chronologischer Bekleidungsfolge vor. Erst suchte ich Unterwäsche und Socken heraus, dann Shirts und Hosen. Ich packte sowohl lange als auch kurze Sachen ein und eine leichte Jacke fand gleichsam ihren Weg in mein Gepäck. Es folgte außerdem meine Schlafwäsche. Am liebsten hatte ich nur Unterwäsche an, also steckte ich mir ein knappes Spitzenhemd und zusätzlich zu meinen Strings noch ein paar Panties ein. Für den Fall, dass es nachts kühler wäre, griff ich auch nach einem kurzärmligen Shirt und Hot Pants. Wie kalt sollte es im Juli bitte werden, dass das nicht ausreichte?
Wie Tom mir geraten hatte, nahm ich noch festes Schuhwerk mit. Darunter verstand ich bei dem heißen Wetter nichts anderes als meine Laufschuhe. Wunderbar. Ich würde im Wald joggen können. Jedenfalls hoffte ich, dass es dort Bäume gab. Aber das gehörte doch irgendwie zum Standardrepertoire eines Campingplatzes, oder etwa nicht?
Dann plünderte ich unser Badezimmer. Ich sah, dass einige Dinge von Tom fehlten. Er hatte offensichtlich seinen Teil bereits zusammengetragen. Ich kramte Zahnbürste, Zahncreme, Zahnseide, Deo, Parfum und natürlich Gesichtscreme, Körperlotion, Rasierer, Duschgel, Shampoo, Spülung, Haarbürste und Lipgloss zusammen. Also nur von allem das Nötigste. Das ließ mich schmunzeln.
Trotzdem war der Berg an Kleinigkeiten relativ groß. Ich zuckte mit den Achseln. Was sollte mich das kümmern? Schließlich trugen wir unser Gepäck nicht dorthin, sondern fuhren bequem im Auto. Da ohnehin das Gerücht umging, wir Frauen würden stets zu viel dabei haben, konnte ich es auch genauso handhaben. Wenn der Ruf ruiniert war, weshalb es dann abstreiten? Ich fragte mich vielmehr, ob ich tatsächlich alles beisammen hatte oder nicht doch noch etwas fehlte. Dann fiel es mir ein. Tom hatte von Badesachen gesprochen und das brachte mich auch auf die Idee, kleine und große Handtücher in meine Tasche zu stopfen, wobei Stopfen langsam wirklich das richtige Wort war.
Ich kauerte gerade auf dem Badezimmerboden und zwängte mein riesenhaftes Flauschhandtuch in die Tasche, als ich Tom hinter mir lachen hörte.
„ Lea, wir wollen bloß campen, nicht auswandern. Was hast du vor?“
„ Mein Handtuch geht nicht rein“, jammerte ich. Tom ging neben mir in die Hocke. Er streckte seine Hände nach dem besagten Badeutensil aus und streifte dabei zufällig meinen Unterarm. Ich bekam eine Gänsehaut.
„ Gib mal her“, meinte er schmunzelnd und zog es wieder hervor.
„ Nein, nein“, klagte ich. „Jetzt muss ich es noch mal machen.“
„ Du würdest auch versuchen, eine Melone durch ein Türschloss zu zwängen, oder?“ Er zwinkerte mich an.
„ Wofür
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