Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
Vohraner anziehen konnte. In den letzten zwölf Tagen hatte es keine Gewitter gegeben, und sie waren gut vorangekommen. Traurig sah die junge Frau zu ihrem Pferd. Spätestens übermorgen würden sie den Wald verlassen, und bald darauf musste sich Leandra von Alio trennen. Sie unterdrückte einen Seufzer und legte sich schlafen.
Mitten in der Nacht heulte ein Wolf, und Leandra wachte auf. Es war nicht so nah, dass sie sich diese Nacht Sorgen machen sollte, aber für ihren Geschmack hätte es weiter weg sein können. Alio tänzelte aufgeregt und beruhigte sich erst, als sie seinen Namen rief. Leandra setzte sich auf, und ungefähr eine Stunde später ertönte ein triumphierendes Heulen. Ihre Jagd war also erfolgreich. Was hatten die Wölfe erlegt? Einen Hirsch, der für Tage den Hunger stillte?
Leandra schlief wieder ein, aber schon vor Sonnenaufgang brach sie auf und folgte einen Wildpfad nach Süden. Dort lag irgendwo die Straße, und Leandra war froh, als sie sie gegen Mittag fand. Der Weg war breit genug für einen Wagen, aber weil Kaufleute vermieden, durch den Rothan-Wald zu reisen, war sie im leidlichen Zustand.
„Wahrscheinlich wird es eine sehr aufregende Nacht für dich“, flüsterte sie Alio zu. „Und du sollst nicht vor Erschöpfung stolpern.“
Leandra lenkte das Pferd zurück in den Wald und entdeckte ein paar Meilen weiter einen guten Rastplatz. Der Wallach schien überrascht, dass sie wieder anhielten, aber dann begann er am Gras zu zupfen, während seine Reiterin Wache hielt. Als es dämmerte, führte Leandra den Wallach auf die Straße und stieg auf.
Mal sehen, was passiert , dachte Leandra und ritt los. Sie war sich sicher, dass sie keinen anderen Reisenden begegnen würde, und ein Lager würde man schon von weiten durch den Feuerschein erkennen. Aufmerksam beobachtete Leandra die Umgebung, und auch Alio war vorsichtig. Plötzlich brach etwas hinter ihnen aus dem Dickicht, und wie erwartet ging der Wallach durch und galoppierte die Straße entlang.
Leandra wandte sich um und sah, dass drei Wölfe sie verfolgten. Rasch erschoss sie zwei von ihnen und zielte gerade auf den Dritten, als sich das Pferd erschrocken aufbäumte. Leandra entglitt der Bogen und sie kämpfte um ihr Gleichgewicht. Vor ihnen war ein weiterer Wolf auftaucht und versuchte Alios Hufen auszuweichen und nach seiner Kehle zu schnappen. Wenn Leandra jetzt herunterfiel, war es aus. Entweder das Pferd würde sie zertrampeln oder der Wolf würde sich sofort auf sie stürzen. Die Prinzessin fand ihr Gleichgewicht wieder und warf einen Blick zurück. Vom Rest des Rudels war noch nichts zu sehen, aber der andere Wolf war fast da. Schnell zog sie das Schwert, und als er sprang, schlug Leandra zu. Der Schwerthieb schleuderte das Tier zur Seite, und es rührte sich nicht mehr. Leandra fühlte, wie etwas Feuchtes über ihre Hand lief.
Noch immer trat Alio mit den Hufen nach dem letzten Angreifer, bis er ihn am Kopf traf. Der Wolf ging zu Boden. Der Wallach wieherte schrill und stürmte weiter. Obwohl die Gefahr vorüber war, dauerte es eine Weile, bis sich Alio beruhigte und in Schritt fiel. Leandra hielt an und entzündete ein kleines Feuer, um sich seine Wunden anzusehen. Kiran sei dank, waren sie nicht tief. Leandra riss einige Grasbüschel raus und wischte sich das Wolfsblut von ihrer Hand, dann zermalmte sie einige Kräuter zwischen zwei Steinen und rieb die entstehende Paste auf Alios Wunden.
„In einigen Tagen sieht man nichts mehr“, versprach Leandra und streichelte Alios Hals. Danach setzte sie sich auf einen umgestürzten Baum und säuberte das Schwert. Die drei Pfeile sind ohne den Bogen nutzlos , dachte Leandra. Sie musste zurückgehen und nach ihm suchen. Die Prinzessin wartete, bis der Tag anbrach. Nachdem sie das Feuer gelöscht hatte, ritt sie zu der Stelle zurück, wo die Wölfe sie angegriffen hatten. Von den toten Tieren war nichts zu sehen, nur blutige Spuren führten ins Unterholz. Anscheinend hatten die restlichen Wölfe die Kadaver von der Straße gezogen hatten, um sich über sie herzumachen. Die beiden Pfeile waren also verloren, aber wenigstens entdeckte Leandra ihren Bogen unter einem Busch. Er war unbeschädigt! Sie nahm ihn an sich und setzte ihren Weg fort.
Da heute Markttag war, herrschte dichtes Gedränge auf Glannors Straßen, doch Farinas gut ausgebildete Stute ließ sich davon nicht beeindrucken. Als Erstes wollte die Amazone zum Hafen reiten und sich beim Hafenmeister erkundigen, welche Schiffe in
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