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Lebensbilder II (German Edition)

Lebensbilder II (German Edition)

Titel: Lebensbilder II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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möglichen Schmeichelworten, und als diese fruchtlos blieben, zum Schmählen, Spotten und Bösetun. Endlich versprach ihr der Graf, den Namen zu nennen, unter der Bedingung, daß sie künftig offenherziger und gehorsamer gegen ihn sein und keine Geheimnisse mehr vor ihm hegen sollte. Hierauf zeigte er ihr die Karte und ließ sie erraten, durch welche List er den Namen ihres Auserwählten erforscht hatte.
    Als Emilie am anderen Morgen aufstand, war der Oheim schon längst nach Chevreuse geritten. Er traf seinen jungen Gegner vor der Tür eines sehr eleganten Landhauses, nahte sich ihm mit aller Artigkeit eines Kavaliers aus dem vorigen Jahrhundert und sprach: »Bester Herr! wer hätte wohl gedacht, daß ich zu dreiundsiebzig Jahren mit dem Sohn oder Enkel eines meiner besten Jugendfreunde Händel suchen würde? – Ich bin Contre-Admiral, folglich ist mir ein Duell ausmachen und eine Havannazigarre rauchen dasselbe. – Zu meiner Zeit machte man sich aus Raufereien ein Vergnügen, und zwei junge Leute konnten nicht eher Freunde werden, als bis sie untersucht hatten, von welcher Farbe ihr Blut. Aber beim Himmel! gestern hatte ich wohl, auf gut seemännisch, ein wenig mehr Rum an Bord als billig war; deswegen ist hier meine Hand. Schlagen Sie ein! Ich wollte lieber hundert Gertenhiebe von einem Longeville ertragen, als einem aus dieser Familie was zuleide tun.«
    So kalt auch der Jüngling sich anfangs benehmen mußte, konnte er doch nicht lange der Herzlichkeit des Grafen widerstehen. Er schlug ein, und jener fuhr fort:
    »Sie wollten eben ausreiten, wenn ich nicht irre. Meinetwegen machen Sie keine Umstände, und, wenn Sie nichts anderes vorhaben, kommen Sie mit mir, speisen Sie heut mit uns zu Bonneval, mein Neffe, der Graf Fontaine ist dort, und es verlohnt sich schon der Mühe, diesen Mann kennen zu lernen. – Alle Wetter! ich muß Sie für meine Unart entschädigen und will Sie dafür fünf der schönsten Pariserinnen vorstellen. Aha! junger Mann, da klärt sich Ihre Stirn mit einem Male wieder auf. – Ja! ich habe junge Leute Ihrer Art gern, habe es gern, wenn sie froh sind, das erinnert mich an die herrlichen siebziger Jahre, wo es ebensowenig an galanten Abenteuern wie an Duellen fehlte, – Man war damals lustiger! will ich meinen. Heutzutage schwatzt und überlegt man alles, als ob es nie ein fünfzehntes und sechzehntes Jahrhundert gegeben.«
    »Indessen, mein Herr, gewann Europa im sechzehnten Jahrhundert nur eine religiöse Freiheit, im neunzehnten dagegen – «
    »Nichts! nichts von Politik! – Ich bin ein Ultra, sehen Sie! deswegen aber will ich den jungen Leuten nicht wehren, Revolutionäre zu sein; nur behalte ich mir das Recht vor, meinen kleinen Zopf mit schwarzem Bande à la Frederic zu tragen.«
    Sie bestiegen ihre Pferde und machten sich auf den Weg.
    Als sie an ein kleines Gehölz anlangten, hielt der Admiral an, zog ein Pistol aus seinem Halfter und spaltete auf fünfzehn Schritte eine junge Fichte.
    »Sehen Sie, mein Herr! ich brauche keinem Duell auszuweichen,« rief er heiter.
    »Aber auch ich nicht!« versetzte der Jüngling, zog ebenfalls ein Pistol und schoß in denselben Baum, nicht weit von der Kugel des Grafen.
    »Das nenne ich einen Mann von guter Erziehung.« rief der Graf in Ekstase und betrachtete den jungen Menschen von dem Augenblicke an schon wie seinen Neffen. Unterwegs examinierte er ihn noch in allerlei Dingen, worin, seiner Meinung nach, der vollkommenere Edelmann bestand.
    »Haben Sie Schulden?« fragte er unter anderem.
    »Behüte! mein Herr.«
    »Was, Sie zahlen alles bar?«
    »Ich würde ja sonst allen Kredit und alle Achtung verlieren.«
    »Aber eine Geliebte oder mehr als eine Geliebte haben Sie doch?«
    Der Jüngling errötete.
    »Oh. über die jetzige Zeit! Was sind das für Sitten!« rief der Seemann. «Der Kantianismus. die Ideen von Loyalität und Freiheit haben alle Jugend zugrunde gericht. Wissen Sie wohl, mein Herr. daß, wenn man sich die Hörner nicht jung abläuft, man es in seinen alten Tagen tun muß? Wenn ich jetzt jährlich 80000 Franken verzehre und habe, so verzehrte ich in meiner Jugend das Doppelle und hatte es nicht. – Trotz dieser Unvollkommenheiten nehme ich Sie aber dennoch mit nach Bonneval. Vielleicht haben meine guten Lehren noch Einfluß.«
    »Welch ein seltsamer Mann!« dachte der junge Longeville. »Ich würde wahrlich nicht mit ihm reiten, wenn ich nicht neugierig wäre, die fünf schönen Damen kennen zu lernen.«
    Bald erreichten

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