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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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verschiedenen Richtungen auf
ihn zu trampelten. Das letzte, was er sah, war ein riesiger Kerl mit
tätowiertem Schädel, der Hannah hinter der Deckung eines niedrigen
Mauervorsprungs hervor zerrte.

 
     
38
    „Ich fahre grade
über die niederländische Grenze“, drang Jans angespannte Stimme aus der
Freisprecheinrichtung. „Kann es sein, dass sie ihn nach Amsterdam verschleppt
haben?“
Lukas stöhnte. Das ergäbe einen gewissen Sinn. Unter der Voraussetzung, dass
die Verbrecher, die Finn und Paolo getötet hatten, neuerdings hinter Gefährten
her waren! Lukas erinnerte sich dunkel, dass Jeremias einen entsprechenden
Verdacht geäußert hatte. Kurz bevor Lukas Welt dermaßen aus den Fugen geriet
und er sich auf nichts anderes mehr konzentrieren konnte.
„Nein!“ Jans Stimme drang schrill aus dem Lautsprecher. Untermalt vom Kreischen
der Bremsen und von Reifen, die eine Menge Gummi auf der Straße hinterließen.
„Jan! Jan, hörst du mich?“ Verdammt! Er würde dem Kerl den Hals
umdrehen, wenn er sich ausgerechnet jetzt den Schädel einrannte!
„Bin da“, kam es wesentlich leiser. „Bin da.“
„Was ist los?!“ Sekunden vergingen, die Lukas wie eine Ewigkeit vorkamen.
„Er ist weg. So wie das letzte Mal. Einfach weg.“ Die Stimme klang erschöpft,
als wäre Jan sogar zu müde, um Verzweiflung zu empfinden. „Ich kann ihn nicht
mehr spüren.“
    Lukas bekämpfte
das Bedürfnis, irgendetwas zu zerstören. Oder wenigstens diesen verfluchten
Kleinbus zu rammen, der just in diesem Moment ausscherte, um einen alten Kombi
zu überholen.
Obwohl er sich in der gleichen Situation befand wie Jan vermochte er keinerlei
Mitgefühl für seinen Freund aufzubringen. Kein tröstendes Wort kam ihm in den
Sinn. Immerhin schaffte er es, nach einer Haltebucht Ausschau zu halten und den
Wagen dort zum Stehen zu bringen, bevor er irgendein ernsthaftes Unheil
anrichtete.
„Jan“, brachte er schließlich, nach einigen tiefen Atemzügen hervor. „Ist es
Amsterdam?“
Jan ließ sich Zeit mit der Antwort, die dennoch: „Ich weiß es nicht“, lautete.
Lukas war überzeugt, er selbst hätte auf den Meter genau zu sagen vermocht, wo
Tony sich aufhielt! Die Kehle tat ihm weh, so hart schluckte er an den
sinnlosen Vorwürfen, die ihm auf der Zunge lagen. Warum nur war Jan so ein
dürftiger Telepath, verdammt noch mal!
„Aber du bist dir sicher, was Holland angeht, ja?“
Es gelang ihm nicht, seine Frustration zu verbergen und Jan reagierte
entsprechend gereizt.
„Ja, verflucht! Du bist nicht der Einzige, der in der Scheiße steckt, Mister
von und zu Jäger. Klar?“
Lukas legte die Stirn auf das Lenkrad, spürte bewusst seinen Atemzügen nach,
wie man es ihm beigebracht hatte, um in gefährlichen Situationen Ruhe zu
bewahren. Für eine ruhige Schusshand und besonnene Entscheidungen. Zu
irgendetwas musste sein Jägertraining doch gut sein.
„Tut mir leid! In Ordnung?“
Lukas Stimme klang nicht wirklich nach Bedauern, aber Jan gab sich damit
zufrieden. Mehr würde er nicht bekommen und sie waren aufeinander angewiesen.
„Ich bin mir absolut sicher, dass Thomas sich in Holland aufhält und Richtung
Amsterdam könnte auch stimmen. Aber ganz sicher bin ich einfach nicht.“
„Sicher genug um das Risiko einzugehen?“, fragte Lukas.
„Selbst wenn er wirklich in Amsterdam ist, wie sollen wir ihn dort aufspüren?“
Lukas schüttelte den Kopf. „Ich rufe Arne an. Jetzt gleich.“
Jan zögerte. Was konnten sie sonst tun? Außerdem lief ihnen die Zeit davon.
Diese Sommernacht würde nicht ewig dauern.
„Ja“, sagte er schließlich. „Klar, ruf ihn an.“
„Ich melde mich gleich wieder.“
    Lukas legte auf.
Aber er kam nicht dazu, die Kurzwahltaste mit Arnes Durchwahl zu drücken. Das
Handy klingelte bereits und auf dem Display blinkte die Nummer seines Vaters.

 
39
    Das Rütteln und
Rumoren hörte endlich auf, doch die Ruhe währte nicht lange. Ein dumpfes Quaken
bahnte sich den Weg durch ihre Trommelfelle. Nur zögerlich verbanden sich die
Laute zu verständlichen Worten.
„Die Schlampe wacht auf.“
Galt das etwa ihr? Ihre Arme und Schultern schmerzten. Sie lag verkrümmt, mit
auf den Rücken gezwungenen Armen, auf einer harten Fläche. Auch ihre Beine
waren zusammengeschnürt. Etwas war eng um ihren Kopf gewickelt und verhinderte,
dass sie sehen konnte. Das, was in gleicher Weise ihren Mund verschloss, war
zweifellos ein breiter Klebestreifen.
    „Sollen wir ihr
noch ´ne Dröhnung verpassen?“
Eine grobe Hand grub sich

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