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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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in ihr Haar und bog ihren Kopf zurück.
„Ich geb der nix, wenn Walser es nicht anordnet. Mach dir keinen Kopp. Das ist
kein Blutsauger. Nur ´n Weibsstück.“
Die Hand ließ sie los. Kraftlos knallte ihre Stirn auf die Unterlage. Ihr
Schmerzenslaut wurde von abgehacktem Lachen quittiert.
Die Angst bereitete ihr Übelkeit. Was, wenn sie sich hinter dem Klebeband
übergeben musste? Würden diese Kerle sie ersticken lassen? Tränen traten ihr in
die Augen und ihr Herz pochte hart.
Von weiter weg hörte sie lautes Rufen und schwere Schritte. Eine Stimme
verkündete: „Wir haben den kleinen Wichser wieder eingefangen. Bringt sie jetzt
rein. Ins Labor.“
    Unsanft an Armen
und Füßen gepackt wurde Tony über eine unebene Fläche gezerrt. Jemand hob sie
hoch und warf sie sich über die Schulter, als sei sie nichts weiter als ein
nicht besonders schweres Paket.
Der Fremde klemmte ihre Beine mit dem Unterarm vor seiner Brust fest. Hilflos
baumelte ihr Oberkörper seinen Rücken hinunter. Er stank nach Schweiß und
Zigarettendunst. Sie zwang sich, dennoch tief einzuatmen, bekämpfte ihre
Übelkeit.
Er schleppte sie in einen hallenden Flur. Mehrere Personen, mit klobigem
Schuhwerk, begleiteten sie. In einem Aufzug bewegten sie sich schnell nach
oben. Es ging durch eine schmalere Tür in einen Flur, in dem es nach
vergammeltem Teppich roch.
Sie war nicht die einzige Gefangene. Stolpernde Schritte erklangen hinter ihr.
Eine Frau?
Ein ungeduldig hervorgestoßener Befehl: „Da rein. Mach schon!“ Dann schlug eine
Tür zu.
Tony wurde weiter geschleppt.
„Was machen wir mit der Schwuchtel?“
Hitze breitete sich in Tonys Magen aus, begleitete ihren Verdacht. Thomas?
Ist das möglich? Andererseits: Wie wahrscheinlich ist es denn, dass
verschiedene Sterbliche plötzlich anfangen, Gefährten zu entführen?
    Tonys Rücken
landete auf einer glatten, kalten Unterlage. Ihre Fesseln wurden entfernt, doch
ihr Kreislauf bekam keine Gelegenheit, das pelzige Gefühl in Armen und Beinen
zu vertreiben. Jemand spreizte grob ihre Glieder, unmittelbar bevor sich ein
bleischweres Gewicht auf ihren Brustkorb senkte. Gleichzeitig wurden ihre Arme
und Beine fixiert.
Etwas Kühles schob sich zwischen ihre Haut und die Augenbinde. Die Schere
durchschnitt auch einige Haarbüschel. Jemand riss rücksichtslos an dem
Klebeband. Tony war überzeugt, dass der größte Teil ihrer Wimpern und
Augenbrauen daran haften blieb. Ebenso die Haut ihrer Lippen, als auch dieser
Klebestreifen abgerissen wurde. Ihre vor Schmerz tränenden Augen klärten sich
und sie blickte in ein teigiges, von spärlichem Blondhaar umgebenes Gesicht.
„Das hat viel zu lange gedauert! Schnell!“
Der Schmerz, der ihre Wirbelsäule hinauf zuckte, war unbeschreiblich. Sie
fürchtete ernsthaft, ihr Hirn würde explodieren. Solche Pein war kaum denkbar,
ohne ernsthaften Schaden anzurichten.
    Tony begriff,
dass sie sich heiser geschrien hatte, als der Schmerz in ihrem Hinterkopf zu
einem Pochen abebbte. Ihre Ohren fühlten sich dumpf an und ihre Kehle brannte
höllisch.
Ließ das Stechen wirklich nach? Benommen lauschte sie in sich hinein.
Verschreckt riss sie die Augen auf. Kaltes Metall rutschte unter die Träger
ihres Shirts.
    Die Schere
arbeitete sich unerbittlich durch Tonys Kleidung. Der dickliche Kerl schnitt
ihr systematisch jeden Fetzen Stoff vom Leib. Ihr Protest verhallte unbeachtet.
Er erledigte seine Arbeit zielstrebig und sie trug ohnehin nicht viel. Nur ein
Shirt und knappe Shorts, in denen sie normalerweise nicht auf die Straße
gegangen wäre. Hilflos presste sie ihre Augen und Lippen zusammen, während der
Stoff unter ihrem Körper hervorgezerrt wurde.
Sie lag splitternackt, unter dem stählernen Gitter eingeklemmt. So musste sich
ein Tier auf der Schlachtbank fühlen. Herzschlag und Atem dröhnten unnatürlich
laut in ihren Ohren, durchdrangen ihre gesamte Wahrnehmung. Es bedurfte eines
weiteren brutalen Griffs in ihr Haar, damit sie die Augen aufriss.
Das zerfurchte Gesicht und der fiebrig glänzende Blick, der auf sie hinab
starrte, passten zu einem Teufel. Hatte sie je gezweifelt, dass die wahren
Teufel nicht in der Hölle sondern auf Erden zu finden waren? Instinktiv ahnte
sie, dass sie einem solchen ausgeliefert war.
    „Sag mir deinen
Namen?“
Tony schwieg nicht, weil sie es wagte, sich diesem Mann zu widersetzen. Ihre
Stimmbänder gehorchten nicht. Die Finger krallten sich tiefer in ihr Haar und
rammten ihren Hinterkopf auf die Metallunterlage.
„Tony.“ Sie

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